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Blumenstrauß Sie hat Spaß und Freude

Renate Koepke aus Gardelegen hat wieder frische Farbe ins große Vereinshaus des SSV 80 Gardelegen gebracht.

Von Cornelia Ahlfeld 18.11.2017, 02:00

Gardelegen l Blitzblank ist es im Vereinsgebäude des SSV 80 Gardelegen ganz hinten auf der großen Rieselwiese-Anlage. Kein Krümel, nichts liegt irgendwo herum, die Fenster glänzen. Ja, es riecht nicht mal nach Schweiß oder Toiletten. Es ist ringsum pikobello sauber. Und dass das so ist, ist einer zierlichen, aber sehr rührigen Frau zu verdanken: Renate Koepke aus Gardelegen. Seit gut einem Jahr ist sie der gute Geist des Hauses, putzt, wischt, räumt und wäscht jeden Tag – einfach so, ehrenamtlich, ohne auf die Uhr zu schauen. Und sie macht das gern, sie hat Freude daran, erzählt die 63-Jährige.

Und wer das Haus sieht, glaubt ihr das sofort. Denn es ist, wie gesagt, kein kleines Haus. Büro, Schiedsrichterraum, Küche, Gäste-WC, Trainingsräume, Sanitärräume, Umkleidekabinen, ein großes Foyer mit Treppe, um nur einiges aufzuzählen, was Renate Koepke penibel pflegt und sauber hält. Und das dürfte nicht einfach sein, handelt es sich doch quasi um einen 100-Männer-Haushalt mit täglichem Trainingsbetrieb. An den Wochenenden läuft dort der Spielbetrieb.

Montags geht es für Renate Koepke dann wieder in die Vollen. Wäsche waschen steht an. Gut 50 Trikotsätze der ersten und zweiten Mannschaft, der Alten Herren und der A-Jugend liegen im Wäschekorb zum Waschen. „Das ist nicht schlimm. Ich habe doch eine Waschmaschine und einen Trockner“, wehrt sie ab. Danach legt sie alles fein säuberlich zusammen und packt die Trikots dann in die jeweiligen Mannschaftsräume.

Ein Riesenberg Arbeit – Woche für Woche. „Für mich ist das eine schöne Aufgabe. Ich habe Spaß und Freude daran, wenn alles schön aussieht. Das füllt mich aus, und ich hoffe, dass ich damit anderen eine Freude bereite“, erzählt sie bescheiden. Aber das macht sie offenbar damit, anderen Freude zu bereiten, denn Lob und Dank gab es schon mehrfach. „Ich habe auch schon einen Präsentkorb erhalten“, sagt sie.

Geboren wurde sie am 26. März 1954 in Meerane. Beruflich ist sie Facharbeiterin für Schreibtechnik. In Gardelegen lebt sie seit 1970. Seit 1973 ist sie mit Ehemann Manfred verheiratet. Das Paar hat zwei erwachsene Söhne, Thomas (43) und Matthias (33). Beide Söhne hätten von Kindheit an intensiv Sport getrieben. Leichtathletik, Volleyball, Basketball. „Das machen sie heute noch“, erzählt Renate Koepke. Über ihre Kinder sind Manfred und Renate Koepke dann auch zum Sport gekommen.

Ihr Mann (65) ist jetzt als Rentner als Platzwart beim SSV 80 Gardelegen beschäftigt. „Daran hat er viel Freude“, so Renate Koepke. Und als sie dann auch ins Rentenalter wechselte, „habe ich als Frau gedacht, ich gehe doch mal gucken, was er da so jeden Tag macht“. Und dabei habe sie gesehen, dass der Verein viel Hilfe gebrauchen könne und dass Handlungsbedarf im großen Vereinsgebäude bestehe. Und seitdem engagiert sie sich ehrenamtlich im sozialen Bereich des Vereines. Und hat so nebenbei auch schon viel Fußballwissen erworben, denn sie käme eher aus dem Volleyballbereich. Anfangs habe sie nicht wirklich viel Ahnung von Fußball gehabt, räumt sie ein. Ihr sei von daher auch mal ein ganz fürchterlicher Fauxpax passiert. Sie habe die gläserne Vitrine im Versammlungsraum geputzt. Und da drinnen befand sich ein Sporttrikot. „Das war ganz dreckig“, erzählt sie. Sie habe das Hemd gewaschen. „Das war wieder ganz weiß“ und es zurück in die Vitrine gehängt. Einige Zeit später war der MDR auf dem Fußballplatz. Sektionsschef Jens Bombach – im Verein kurz Bombe genannt – wollte stolz das Trikot – ein Originalstück, von Stefan Effenberg getragen und mit persönlicher Unterschrift versehen – präsentieren. „Ich dachte, jetzt trifft ihn der Schlag. Das Hemd war zwar schön sauber, aber ohne Unterschrift“, erinnert sie sich. „Das habe ich doch nicht gewusst“, bedauert sie und schämt sich heute noch dafür.

Aber Jens Bombach hat ihr offenbar schon verziehen, denn er fand den Vorschlag, Renate Koepke mit dem Blumenstrauß des Monats zu würdigen, ganz toll. „Das ist keine leichte Arbeit. Sie können sich ja vorstellen, wie das nach dem Training oder nach den Spielen immer aussieht“, so Bombach im Volksstimme-Gespräch.

Auf der Rieselwiese ist bald Winterpause. Zeit für Platzwart Manfred Koepke, sich im Haus dringenden Reparaturarbeiten zu widmen und vielleicht auch mal den einen oder anderen Raum zu malern. Und Ehefrau Renate kann ihm dann Gesellschaft leisten, denn auch sie hat mit der Winterpause etwas weniger zu tun.