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Brunnenwasser Viel zu hohe Nitratwerte in Kalbe

Das Wasser privater Brunnen in Kalbe ist mit Nitraten belastet. Der VSR-Gewässerschutz warnt dringend davor, dieses Wasser zu trinken.

Von Gesine Biermann 09.11.2016, 20:00

Kalbe l Blumen gießen, Rasen sprengen oder das Gemüse bewässern – viele Hauseigentümer sind froh, wenn sie dafür das Wasser aus ihrem eigenen Brunnen nutzen können. Doch nun hat der VSR-Gewässerschutz in etlichen Proben aus der Region, die im Rahmen der Informationsveranstaltung am 27. September in Kalbe beim Labormobil abgegeben wurden, viel zu hohe Nitratwerte festgestellt.

„In über einem Drittel der untersuchten Proben lag die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter“, beziffert Diplom-Physiker Harald Gülzow vom VSR-Gewässerschutz. „Insgesamt wurde bei der Untersuchung das Wasser aus 54 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Salzwedel – Arendsee – Gardelegen abgegeben“. Und einige dieser Proben weisen mehr als den dreifachen Grenzwert auf.

So wurden zum Beispiel in einer Probe aus der Stadt Kalbe 174 Milligramm pro Liter festgestellt. Aber auch in Jeetze (134 Milligramm), Brunau (120 Milligramm) oder Altmersleben (106 Milligramm) war der Anteil von Nitraten viel zu hoch. Ab einem solchen Wert dürfe das Wasser auf keinen Fall mehr getrunken werden, warnt Gülzow. „Zu viel Nitrate können bei Erwachsenen Krebs auslösen.“ Bei Kleinkindern könne der Genuss sogar zur Erstickung führen.

Beachten sollten Kleingärtner zudem, dass derart belastetes Wasser nicht zum Befüllen eines Fischteichs genutzt werden sollte. „Es besteht die Gefahr, dass es zur Massenvermehrung von Algen kommt. Diese können beim Absterben wiederum zum Fischsterben führen“. Und auch Gemüse oder Obst, das beim Gießen zu viel Nitrat aufnehme, sei mit Vorsicht zu genießen, warnt der Wasserexperte. „Hier sollten Kleingärtner unbedingt die Düngung zurückfahren.“

Die nämlich sei laut Gülzow eindeutig der Auslöser für das Problem: „Die gemessenen viel zu hohen Nitratkonzentrationen zeigen einen deutlichen Handlungsbedarf in der Landwirtschaft. Denn das so belastete Grundwasser hält auch nicht die EU-Nitratrichtlinie ein“, erklärt der Fachmann. Ziel der Richtlinie sei es, die durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen verursachte Gewässerverunreinigung zu reduzieren. „Gülle aus Massentierhaltungen, Gärreste aus Biogasanlagen und riesige Mengen an Mineraldünger“ würden offensichtlich in viel größeren Mengen, als die Pflanzen aufnehmen können, von einigen landwirtschaftlichen Betrieben über die Ackerflächen verteilt. Gülzow: „Der Bürger ist hier der Verlierer!“ Denn Einflussnahme sei für den Einzelnen, ja nicht einmal für die einzelne Kommune möglich.

Dennoch hat der Fachmann Tipps für Hobbygärtner und private Brunnenbesitzer. Denn durch eine Rücknahme von Mineraldünger könne möglicherweise bereits eine Verbesserung der Brunnenwasserqualität erreicht werden, betont Gülzow. Vereinsabende in Kleingartenanlagen und -vereinen könnten ebenfalls dazu beitragen, sich gemeinschaftlich über die Düngerverwendung zu verständigen. Ohnehin sei Information immens wichtig, um in den belasteten Regionen, zu denen die Altmark eindeutig gehöre, einen Informationsaustausch zwischen Landwirten und Bürgern zu erreichen.

 

Bürger, die den Termin am Labormobil verpasst haben, können ihr Brunnenwasser dem VSR-Gewässerschutz ab Ostern 2017 auch mit der Post zuschicken. Informationen dazu gibt es auf der Homepage www.VSR-Gewässerschutz.de.