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Testpflicht an Schulen Corona-Tests an Schulen in Gardelegen starten: Wenige Verweigerer

Corona-Testpflicht an Schulen: Die Mehrheit der Schüler in Gardelegen beteiligt sich, um weiter am Unterricht teilnehmen zu können.

Von Stefanie Brandt Aktualisiert: 13.4.2021, 08:10
Das Schild mit der Aufschrift "Hände weg von den Kindern" hat ein Vater an der Letzlinger Landstraße postiert.
Das Schild mit der Aufschrift "Hände weg von den Kindern" hat ein Vater an der Letzlinger Landstraße postiert. Foto: Siegmar Riedel

Gardelegen. An der Sekundarschule „Karl Marx“ in Gardelegen sollen die 400 Schüler in der ersten Unterrichtsstunde getestet werden. Die Kinder machen das selbst – unter Anleitung einer dafür geschulten Lehrkraft. „Der Ablauf wird laut angesagt, aber keiner macht etwas an den Kindern“, betont Schulleiterin Solveig Lamontain. Und fast alle machen mit. Nur wenige würden von der Aussetzung der Präsenzpflicht Gebrauch machen. Denn für sie gibt es auch keinen Distanzunterricht. Sie bekommen Aufgaben von den Fachlehrern, müssen sich aber zum Beispiel die Tafelbilder selbst von Mitschülern besorgen.

Und das kann schwierig werden, ebenso wie die Einschätzung der Leistungen, die zu Hause erbracht werden, wie Lamontain zugibt: „Natürlich können die Schüler zu Hause Hilfsmittel nutzen. Irgendwann sind sie aber wieder in der Schule. Dann können sich Tests zum Jahresende häufen. Stand jetzt gibt es eine Versetzungsentscheidung am Ende des Schuljahres. Wenn dann Wissenslücken entstanden sind, schließt die im neuen Schuljahr keiner.

Kein Anspruch auf Notbetreuung

Auch am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Gardelegen machen nur sechs von 650 Schülern von der Möglichkeit Gebrauch, die Präsenzpflicht auszusetzen. Auch für sie besteht kein Anspruch auf Notbetreuung oder Präsenzunterricht und es gibt nur ein Minimum an Aufgaben für zu Hause, da die Lehrer ihre Dienstpflicht ja vor Ort ableisten.

Schulleiterin Steffi Ros kennt sehr unterschiedliche Motive bei Eltern wie Kindern beziehungsweise Jugendlichen, warum sie die aktuellen Regelungen kritisch sehen: „Grundsätzlich gibt es eine breite Meinungspalette. Es gibt einige, die halten Corona für einen Regierungstrick, mit dem die mutwillige Einschränkung der Menschenrechte begründet wird. Das sind teilweise auch Masken- und Testverweigerer. Andere haben Sorge, wollten schon viel länger Tests und die Maskenpflicht in der Schule. Für die Mehrheit sind die Tests kein Problem.“

Angst unter den Abiturienten

Vor der Einführung der Pflicht stießen freiwillige Tests teils auf wenig Gegenliebe. Eine ganze zehnte Klasse habe gesagt, sie wolle sich keine Stäbchen „bis ins Gehirn“ schieben. Der Lehrer habe dann vorgeführt, dass dies bei den Tests nicht der Fall ist. „Das hat wohl was gebracht, die Schüler haben den Test jetzt nicht verweigert“, so Ros.

Ein anderer Grund für die Ablehnung des zunächst freiwilligen Tests sei die Zukunftsangst der Schüler in den Abiturklassen gewesen. „Sie überlegen, was es für sie bedeutet, wenn sie vor dem Abitur positiv getestet werden. Deshalb war die Beteiligung nicht sehr groß, als es freiwillig war. Jeder hat Angst, positiv zu sein“, so Ros. Eine weitere Angst, nämlich die, dass das Kind von fremden Personen getestet wird, nimmt Ros den Eltern: „Niemand fasst ein Kind an. Sie testen sich selbst, oder die Eltern machen das zu Hause und geben eine eidesstattliche Erklärung ab, dass der Test negativ ist.“

Test gilt nur drei Tage

Wie oft in der Woche die Kinder getestet werden, ist unterschiedlich. Das Gesetz sagt, dass der Test maximal drei Tage alt sein darf. Bei wechselnder Präsenz heißt das, Kinder, die Montag, Mittwoch und Freitag Unterricht haben, werden zweimal getestet. Bei Kindern, die dienstags und donnerstags in der Schule sind, reicht ein Test.

Problematisch sieht Ros ebenso wie Lamontain die Bewertung jener Schüler, die dem Unterricht fernbleiben. Es könne nicht überprüft werden, ob ein Schüler allein seine Aufgaben löst oder mit Hilfe. „Es darf natürlich nicht so sein, dass denen, die zu Hause bleiben, ein Vorteil entsteht. Es ist schwierig, damit umzugehen. Das bedarf einer Einzelfallprüfung.“ Bis zur zehnten Klasse könne aber die reguläre Halbjahresnote genutzt werden, wenn keine weitere Bewertung möglich ist, so dass Kinder dennoch versetzt werden. „Viele Eltern werden auch froh sein, wenn sie das Kind nicht wieder mit Notendruck daheim haben.“

Thomas Eckhardt, Schulleiter der Grundschule in Mieste, sieht die Testungen skeptisch. Sein Vertrauen in die Schnelltests und den Ablauf, der Tests zu Hause ermöglicht, ist nicht groß. Bei fehlerhaften Testpackungen könne zu Hause, anders als in der Schule, zum Beispiel keine Nachbesserung erfolgen. Getestet werden die 183 Miester Schüler aber natürlich.

Ein Schild gegen die Testpflicht

Zu den wenigen, die sich offen gegen die Testpflicht aussprechen und ihre Kinder nicht testen lassen wollen, gehört der Gardelegener Ingolf Arndt. Er hat auf einem Grundstück an der Letzlinger Landstraße, das ihm und seiner Frau gehört, ein großes Schild platziert, auf dem steht: „Hände weg von den Kindern #Impfpflicht #Testzwang“.

„Ich halte es für überhaupt nicht sinnvoll, sehe die Probleme aus Kindersicht. Was ist, wenn ein Kind vor allen anderen positiv getestet wird? Schulen und Kinder sind keine Pandemietreiber“, betont der fünffache Familienvater. Er sei „nicht dafür, alle Maßnahmen auszusetzen. Wenn jemand an Covid-19 erkrankt, ist das eine schlimme Sache. Damit muss man sensibel umgehen. Aber deshalb alle, auch ohne Krankheitsanzeichen, zu testen – das macht man bei der Grippe auch nicht. Das Corona-Virus ist eine Gefahr, mit der wir leben müssen.“ Das Paar muss seine Kinder nun zu Hause betreuen, denn seit Montag gilt: ohne Test kein Schulbesuch.