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DDR Kalbenser und Gäste textsicher

Der Kabarettist, Bestsellerautor, Kinoheld und TV-Liebling Uwe Steimle war am Freitagabend in Kalbe zu Gast.

Von Malte Schmidt 28.01.2019, 20:00

Kalbe l Wenn der aus Dresden stammende Kabarettist Uwe Steimle im Westen auftritt, dann kann er sich in Köln bei Auftritten zumindest sicher sein, auf eine Gemeinde ehemaliger Ostdeutscher zu stoßen. „Ich nenne das dann gern ein Vertriebenentreffen“, sagte Steimle am Freitagabend im Kulturhaus von Kalbe den Gästen scherzhaft.

So sei ihm wichtig, was ihn und ehemalige DDR-Mitbürger verbinde und zusammenbringt: „Das besondere Gefühl von Heimat“.

Heimisch fühlte sich Steimle merkbar schon nach den ersten Sekunden im Kalbenser Kulturhaus: „Die Bühne hier hat wohl auch direkt nach der Wende ein letztes Mal Farbe gesehen – so ein schönes Kassler-Braun“. Ab diesem Zeitpunkt, klebten die Gäste sprichwörtlich an seinen Lippen. Viel über die Schönheit des sächsischen Dialekts, für dessen Verbreitung Steimle bekannt ist, hörten die Kalbenser und Gäste daher in den gut zwei Stunden. Und natürlich kam eine Menge DDR-Sinn und -Unsinn auf die Bühne, ebenso wie Seitenhiebe auf die aktuelle Politik und deren Berliner Verursacher.

Für ihn sind die neuen Bundesländer nämlich ein von Westdeutschland „mit Ideologen des Wachstumswahnsinns unterwandertes Land“, wie er erzählte. Steimle offenbarte, dass er mehr als ein Kabarettist ist. Mit seinen Auftritten gibt er Ostdeutschen eine Stimme und macht sich dabei zum Fürsprecher des Teils der ostdeutschen Bevölkerung, der sich „von westlicher Arroganz fremdregiert fühlt“.

Zu dieser Fremdbestimmung gehört auch der für ihn einseitige deutsche Journalismus, der gegenüber Russland an alte Kalter-Krieg-Angstmache erinnert. „Nein, der Russe kommt nicht. Ich bin der Meinung, dass wir es Putin zu verdanken haben, dass wir nicht schon im 3. Weltkrieg sind“, erklärte Steimle auf seine sächsische Mundart.

In Steimles Programm „Heimatstunde“vermischen sich politisches Kabarett, Kindheitserinnerungen und Alltagsbeobachtungen, die er sowohl in Ost- aber natürlich auch in Westdeutschland aufschnappt.

Über die Textsicherheit der Kalbenser und Gäste freute er sich hingegen, als er mit ihnen zusammen die Lieder „Die Heimat hat sich schön gemacht“ und „Wir sind die Moorsoldaten“ anstimmte. „Dafür gehe ich für euch auf die Knie“, so Steimle – und zack berührten seine Kniescheiben den Kassler-Braunen-Boden der Kulturhausbühne.