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Leppek: „Lausebach ist biologisch tot“

Nach dem Großbrand bei Frapa-Plast in Gardelegen ist der Lausebach auf einer Länge von ungefähr drei Kilometern biologisch tot.

Von Cornelia Ahlfeld 03.06.2017, 03:00

Gardelegen l Ein trauriger Anblick: der Lausebach nahe dem Betriebsgelände der Frapa-Plast GmbH an der Stendaler Chaussee. Auf gut 200 Metern ist der Böschungs- und Uferbereich zerstört. Bäume und Sträucher sind verbrannt. Das Wasser hat eine grünlich-bräunlich schmutzige Farbe. Fische oder anderes Wassergetier gibt es dort nicht mehr.
„Der Lausebach ist biologisch tot“, sagte Reiner Leppek vom Kreisanglerverein, der das Gewässer von der Stadt gepachtet hat. Leben gibt es dort nicht mehr. Nach dem Großbrand bei der Frapa-Plast GmbH und dem tagelangen Löschwassereintrag in das Gewässer sei vom Fisch bis zum Wasserkäfer alles dahin.
Im Rahmen der Erweiterung des Gewerbegebietes Ost I an der Stendaler Chaussee war der Lausebach in diesem Bereich auf einer Länge von 700 Metern aufwändig renaturiert worden. Und zwar im Zuge von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Das Gebiet wurde nach der Erschließung am 16. Dezember 2013 offiziell übergeben. 1,515 Millionen Euro wurden investiert. 180?000 Euro flossen in die Renaturierung des Lausebaches, der als Salmonidengewässer ausgewiesen ist, mit dem Ziel, dort einen Bachforellenbestand wieder aufzubauen. Unter anderem wurden zwei Sohlgleiten mit 313 Tonnen Laichkies eingebaut. Der Uferbereich wurde mit 144 Sträuchern und 63 Bäumen bepflanzt. Am 17. Dezember 2013 hatte der Kreisanglerverein 35 Kilogramm laichfähige Bachforellen ins Gewässer gesetzt.
Seit 2014 ist dort die Frapa-Plast GmbH in den einstigen Swedwood-Hallen ansässig. Das Unternehmen stellt aus Kunststoffmüll Granulat her.
Am Abend des 24. Mai war auf dem Gelände des Betriebes ein Großbrand ausgebrochen. Riesige Berge von Kunststoffmüll standen in Flammen. Die schwarze Rauchwolke mit der Feuersbrunst war kilometerweit zu sehen. Bis Freitagabend kämpften in der Spitze bis zu 175 Kameraden gegen die Flammen. Am Wochenende wurden die Kameraden von Berufsfeuerwehrleuten mit Spezialtechnik unterstützt. Am Sonntagabend hatte die Gardeleger Wehr den Brandort übergeben. Am Montag waren Brandermittler vor Ort. Ein technischer Defekt wurde ausgeschlossen. Ermittelt wird jetzt wegen fahrlässiger oder vorsätzlicher Brandstiftung Das Kreis-Umweltamt war erstmals am Freitagabend vor Ort, um Proben aus dem Lausebach zu entnehmen. Die Proben wurden an Labore in Magdeburg und Halle geschickt. Außerdem wurde am Freitagabend ein Erdwall aufgeschüttet, um zu verhindern, dass weiter kontaminiertes Löschwasser ins Gewässer gelangt (wir berichteten).
Ergebnisse zu den Proben liegen allerdings noch nicht vor, informierte gestern auf Anfrage die Leiterin des Kreis-Umweltamtes, Katrin Pfannenschmidt. Die Untersuchungen seien sehr umfangreich. Mit Ergebnissen werde erst in der kommenden Woche gerechnet.
Die Stadt sei bestrebt, das Gewässer wieder in Ordnung zu bringen, betonte gestern auf Anfrage Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig. „Ich gehe davon aus, dass das Unternehmen eine Versicherung gegen Umweltschäden hat. Unser Ziel ist es, dass wieder Leben in das kleine Flüsschen kommt. Die Frage ist nur, wer das bezahlt“, so Zepig.
In der nächsten Woche gebe es einen Gesprächstermin mit dem Kreisanglerverein. Dann soll die Problematik besprochen werden.
Unterdessen muss der verbrannte Kunststoffmüll auf dem Frapa-Plast-Gelände noch immer mit Wasser gekühlt werden. Stadt-Wehrleiter Sven Rasch war gestern erneut vor Ort, um die Brandstelle mit der Wärmebildkamera zu kontrollieren. Zeige die Kamera Temperaturen von 50 Grad an, dann sei der kritische Punkt erreicht, erläuterte Rasch. Der Bereich müsse dann besonders intensiv mit Wasser bearbeitet werden. Und solche Stellen hat Rasch bei seiner Kontrolle gestern Vormittag gleich mehrere herausgefunden.