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Dorfleben Wo sich die Peckfitzer "Bänker" treffen

Worauf kommt‘s an? Auf Geschichten, die das Leben schreibt und die im Dorf erzählt werden. In Peckfitz gibt's dafür den Bankertreff.

Von Gesine Biermann 18.10.2018, 01:01

Peckfitz l Mitten auf dem Dorfplatz stehen sie. Zwei schmucke, stabile Holzbänke und ein Tisch dazwischen. Irgendwann im Sommer 2017 hatte sie die Stadt dort aufgestellt. Kritisch beäugt von den Peckfitzern. Wat neu is up Dörp, wird hier schließlich nicht gleich automatisch für gut befunden.

Doch irgendwann im Sommer 2017 übernimmt dann Oma Anneliese (Todtenberg) die Regie und schafft Tatsachen. „Ick seit mi do mal hin“, sagt sie und tut es prompt. Und da müssen die anderen doch glatt mal nachschauen, wie es ihr da so geht, auf der Bank. Platz ist ja noch. Und siehe da: Aus dem ersten Probesitzen wird ein gemütlicher Abend. Der eine oder andere bringt spontan noch eine Kleinigkeit aus Küche und Keller mit. „Was wir so übrig hatten“, sagt Brigitte Giggel. Und das sei seither so geblieben. Denn längst haben die Peckfizer ihre neue Sitzgruppe ins Herz geschlossen. Ein, zwei mal im Monat kommen sie nun hier zusammen. Zum „Stullenessen“. So wie vor wenigen Tagen mal wieder.

Obwohl an diesem Abend die Stullen doch schon sehr exklusiv aussehen: liebevoll geschmiert sowieso, aber auch schon mal mit Ei oder Kräutern und sogar Kaviar dekoriert – Kanapees aus dem Feinkostladen, möchte man meinen.

Aber eigentlich passt das ja ganz genau zum neuen Namen. Denn irgendwann sei aus dem abendlichen Treff der „Bankertreff“ geworden, erzählt Brigitte Giggel. „Wenn schönes Wetter ist, kommen wir her.“ Meist so ein Mal im Monat. Und dann geht‘s um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens, darum, wer wo im Urlaub war, wer ein Kind oder Enkelchen bekommen oder die größten Kartoffeln im Garten hat. „Hauptsache wir vergessen unsere Sorgen mal und sind gemütlich zusammen“, sagt Giggel. „Und wir freuen uns alle drauf“, versichert Elli Zühlsdorf, die mit Ehemann Rüdiger „irgendwann mal zufällig vorbeikam“, sitzen blieb, und seither meist mit dabei ist. Genau wie Brigitte Giggel, ihre Kinder und natürlich Oma Anneliese. Schließlich ist die ja irgendwie die Bankchefin, als Frau der ersten Stunde.

Allerdings sitzt sie an diesem Abend nicht auf der Bank, sondern auf einem Campingstuhl, wie einige andere in der Runde auch. Denn längst reichen die beiden Holzbänke nicht mehr aus für den „Bankertreff.“ 14, 15 Leute kommen immer so im Schnitt. Maximal acht passen aber nur auf die hölzernen Sitzflächen. Und es gibt auch schon Anfragen weiterer „Banker“. „Wir schließen hier ja nicht zu“, sagt Brigitte Giggel schmunzelnd.

Bei noch mehr „Bankern“ müsste allerdings angebaut werden, finden die „Gründungsmitglieder“. Ohnehin müssen die Stullen zuweilen schon auf Beistelltische weichen. Eine weitere Sitzgruppe wäre deshalb nicht schlecht.

„Besonders gut würde sich natürlich so ein großer runder Holztisch hier machen“, sagt Giggel augenzwinkernd, „und dann müsste noch ein Zebrastreifen her, und eine Ampel, damit alle gut rüberkommen, und ein Toilettenhäuschen ...“

Da allerdings wird sie von ihren lachenden Mitbankern ein bisschen gebremst: „Ist ja alles dichtebei“, sagt Elli Zühlsdorf. „Wer muss kann schnell nach Hause gehen.“

Apropos nach Hause: Dorthin geht an diesem Abend niemand schnell. Zu schön ist das Wetter, zu gut ist die Stimmung.

Und wenn es kälter wird und früher dunkel? Die Peckfitzer lächeln nachsichtig zu so einer naiven Frage: Dann schließlich gibt es Kerzen, Decken und Glühwein, sagen sie.

Und wer macht die Termine?

Also wirklich. Das funktioniere im Dorf ja wohl von allein, versichern die Banker. Einfach mündlich eben oder auch mal fernmündlich – auf Zuruf. Eine Whatsapp-Gruppe brauchen die Peckfitzer dafür jedenfalls nicht. Oma Anneliese könnte damit ohnehin nichts anfangen.