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Dürre Offener Brief an Ministerin

Junglandwirtin Linda Becker kritisiert die Politik in Sachsen-Anhalt scharf. Grund dafür ist die Dürrekatastrophe.

09.08.2018, 01:00

Wiepke/Jerchel (ca) l In einem öffentlichen Brief an Bundesministerin Julia Klöckner und an Sachsen-Anhalts Landespolitiker hat Junglandwirtin Linda Becker aus Wiepke heftig die derzeitige politische Lage in Sachen Dürrekatastrophe kritisiert. Die ersten Bundesländer würden einen Vorstoß mit finanziellen Hilfen wagen. In Sachsen-Anhalt werde abgewogen – „es dauert und dauert und dauert“. Große Bio-Betriebe hätten Anträge auf Futterkauf gestellt. Die erste Schreckensnachricht für die Ökobetriebe von der politischen Ebene seien prompt gekommen.

Im Umkreis von 50 Kilometern dürften keine Futtermittel für den Biobetrieb käuflich erwerbbar sein. Das müsse der Landwirt vorab prüfen. Sollte es zum Zukauf kommen, würden die Betriebsprämien gesenkt. „Als Ökobetrieb bekommt man genug staatliche Hilfe, da sollte ja eine Sanktion kein Problem sein.“ „Ich musste an dieser Stelle kurz Luft holen und mich setzen“, schreibt Linda Becker, „eine Notsituation wird schamhaft ausgenutzt, um öffentliche Gelder einzusparen“. Die öffentlichen Gelder würden auch die Landwirte erwirtschaften, und in einer solidarischen Gemeinschaft sollten diese Mittel bei einer Jahrtausend-Dürre auch genutzt werden können, fordert Becker. Die Politik sollte endlich aufhören zu diskutieren und mit konkreten Maßnahmen beginnen. „Oder soll es für den Verbraucher im nächsten halben Jahr Hackfleisch zu Dumpingpreisen geben“, fragt Linda Becker.

„Wir brauchen in der schwierigen Situation in den Dürreregionen keine Pauschalforderung nach einer Milliarde Euro, keine politischen Schnellschüsse und Verurteilungen. Uns helfen vielmehr verantwortungsbewusstes Verhalten aller Marktteilnehmer, Solidarität und eine gezielte, finanzielle Unterstützung der Betroffenen, die schnell wirkt“, betont Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft gestern in einer Pressemitteilung. Wenn ein Discounter den Butterpreis um zehn Cent senkt, sei das eine „Kampfansage für die Milchviehbetriebe, um die Milchauszahlungspreise noch weiter zu drücken“.

 „Und das in einer Situation, wo wir keine Futtergrundlage haben“, kritisiert Janßen. Eine Lebensmittelkette denke gar über Preissenkungen bei Bio-Milch nach. „Wo bleibt die Verantwortung der Lebensmittelketten und Großmolkereien, was ist ihr Beitrag, um die Krise zu überwinden?“, fragt Janßen. An der Diskussion um faire Erzeugerpreise gehe kein Weg vorbei, wenn kurzfristig spürbare Hilfe ankommen soll.