EhrenamtsempfangSonderfall Walter Jakel

Eine Demo auf dem Letzlinger Marktplatz war es, die Walter Jakel eine kurzfristige Einladung zum Ehrenamtsempfang bescherte.

Von Cornelia Ahlfeld 20.02.2018, 20:00

Letzlingen l Kreis-Rechtsdezernent Hans Thiele kommt auf Dr. Walter Jakel zu. Der steht auf dem Letzlinger Marktplatz und demonstriert gemeinsam mit etwa 30 Mitstreitern gegen industrielle Massentierhaltung und für eine Entsorgung der Giftmüllgrube in Brüchau, im Volksmund auch als Silbersee bezeichnet. Anlass der Demo ist der Besuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (SPD) im Letzlinger Jagdschloss. Dort findet am Abend der Ehrenamtsempfang des Landes mit Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Steinmeier statt. Die Bürgerinitiative (BI) „Saubere Umwelt & Energie Altmark“ und die BUND-Kreisgruppe nutzen den Steinmeier-Besuch, um auf die Missstände aufmerksam zu machen.

Doch es kommt alles ganz anders. Hans Thiele reicht Jakel sein Handy. „Hier ist ein Anruf für Sie“, sagt Thiele. Jakel zeigt sich schon etwas verwundert, denn am anderen Ende meldet sich ein Vertreter der Staatskanzlei. „Sind Sie Herr Jakel?“ „Ja, das bin ich“, antwortet Jakel und erhält dann ganz kurzfristig eine Einladung zum Ehrenamtsempfang – per Handy. „Ich habe dann doch erst mal gestutzt, denn darauf war ich ja gar nicht vorbereitet“, räumt Jakel im Volksstimme-Gespräch gestern ein. „Naja, und ich war ja auch im Räuberzivil“, sagt Jakel.

Er wartet bei der Demo, bis der Wagentross des Bundespräsidenten am Marktplatz vorbeigefahren ist, schwingt sich dann in sein Auto, fährt die 15 Kilometer bis Wernitz und wieder zurück – in entsprechender Garderobe. Problemlos passiert er alle Polizeikontrollen. „Die Polizei war über mich als Sonderfall offensichtlich informiert“, erzählt Jakel.

Beim Empfang hat er dann Gelegenheit, mit Haseloff über die Thematik Silbersee zu sprechen. Haseloff habe gesagt, dass er als „Chemiker etwas von der Problematik“ verstünde und dass die „Stoffe seiner Meinung nach dort nicht verbleiben“ könnten. „Er will sich einsetzen, dass die Giftmülldeponie sachgerecht entsorgt wird“, so Jakel. Wenig später hat er dann Gelegenheit, mit Steinmeier darüber zu reden. Der Empfang sei sehr beeindruckend gewesen. „Mein besonderer Dank gilt aber dem Ideen-Geber für die Demo, Karl Heinz Friedrichs“, so Jakel.

Sachsen-Anhalts Regierungssprecher Matthias Schuppe bestätigte die nicht ganz der Form entsprechende, spontane Einladung. Der Bundespräsident habe im Vorfeld erfahren, dass es in Letzlingen eine Demo geben wird. Er habe sich von Haseloff über das Anliegen der BI informieren lassen. „Und beide haben beschlossen, Herrn Jakel zum Empfang einzuladen“, so Schuppe. Steinmeier sei eben bemüht, die Dinge nicht nur zu Kenntnis zu nehmen. Mit der spontanen Einladung sollte ein Zeichen gesetzt werden, dass man die „Probleme der Menschen sehr ernst nimmt und deren Sorgen nachvollziehen kann“, betonte Schuppe.