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Baumfällungen Fällung: Zienauer fordern neue Bäume und Akteneinsicht

Von Cornelia Ahlfeld 28.04.2021, 04:39
Über den BUND-Kreisvorsitzenden Walter Jakel (links), hier mit Frank Voigt, haben die Zienauer jetzt Akteneinsicht bezüglich der abgeholzten neun Eichen auf dem Dorfplatz genommen. Gefordert wird eine Wiederaufforstung. Foto: Cornelia Ahlfeld
Über den BUND-Kreisvorsitzenden Walter Jakel (links), hier mit Frank Voigt, haben die Zienauer jetzt Akteneinsicht bezüglich der abgeholzten neun Eichen auf dem Dorfplatz genommen. Gefordert wird eine Wiederaufforstung. Foto: Cornelia Ahlfeld Cornelia Ahlfeld

Zienau

Die Wogen schlagen in Zienau offenbar immer noch hoch. „Die Bäume sind total verschandelt. Das ist eine Schweinerei. Das gehört vor die Staatsanwaltschaft“, schimpfte Günter Ruchotzki. „Nach Gutsherrenart“ seien die Eichen einfach runtergemacht worden, zeigte sich auch Frank Voigt, der zu den Initiatoren der aktuellen Proteste in Zienau gehört, verärgert.

Konkret geht es um das Fällen von insgesamt neun Eichen im einstigen Hütewald auf dem heutigen Dorfplatz von Zienau und dem aus Sicht der Zienauer Protestler unsachgemäßen Rückschnitt der verbliebenen Eichen im Dezember des vorigen Jahres. Mit der Ipser Protestaktion gegen das Fällen einer alten Eiche wurde auch in Zienau der Protest laut. Die Fällaktion sei im Auftrag der Stadt ohne vorherige Information der Zienauer Einwohner erfolgt. Bis dato gebe es auch keine genauen Aussagen, ob, wann und wo Neuanpflanzungen erfolgen würden (Volksstimme berichtete).

Offener Brief

Die Zienauer Protestler hatten bei der Stadtverwaltung Akteneinsicht beantragt. Die nahm der Kreisvorsitzende des BUND, Walter Jakel, im Auftrag der Zienauer vor. Über die Ergebnisse informierten er und Voigt im Rahmen eines Lokaltermins auf dem Dorfplatz. Demnach hatte die Stadt aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht das Fällen von vier Eichen in Auftrag gegeben. Im Zuge der ausführenden Arbeiten habe die Firma dann der Verwaltung mitgeteilt, dass aufgrund des Zustandes weitere fünf Bäume gefällt werden müssten. „Das ist dann alles passiert ohne eine Prüfung, ohne ein Gutachten über den Zustand der Bäume, ohne dass sich jemand die Bäume noch einmal angesehen hat“, kritisierte Voigt.

„Das Unheil ist geschehen. Wir können das nicht wieder rückgängig machen“, betonte Jakel. Man könne aber Druck machen, dass neue Bäume gepflanzt werden sollten. Für ihn sei das Ganze ohnehin ein Widerspruch. Zum einen lege die Stadt ein Pilotprojekt für blühende Gemeinden auf, zum anderen würden Bäume abgeholzt – ohne eine fachliche Expertise.

Vier-Stufen-Programm einhalten

„Das war ein richtiger Unsinn, was hier in Zienau passiert ist“, kommentierte Jakel. Im Rahmen der Akteneinsicht habe es ein zweistündiges Gespräch mit Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher und dem Stadt-Bauamtsleiter Ottmar Wiesel gegeben. Sicher sei ein Gutachter, der im Ipser Fall nun hinzugezogen worden sei, nicht ganz billig. Er habe aber nun darauf bestanden, dass im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht bei Bäumen ein Vier-Stufen-Programm eingehalten werden solle. Erstens: Bei Erkennen von Schäden sollte erst einmal eine Ausästung erfolgen. Zweites: Bei Schäden an Bäumen sollten Warnschilder aufgestellt werden.

35 Gehölze als Ersatz

Drittens: Generell sollten ein Gutachter hinzugezogen und Bäume über längere Zeit beobachtet werden. Anzulegen sei dazu auch ein Baumkataster. Als Letztes erst sollte dann bei entsprechenden Schäden ein Baum gefällt werden. „Die Baumbestände müssen regelmäßig kontrolliert werden. Und zwar von Leuten, die davon auch Ahnung haben“, betonte Jakel. Und für jeden gefällten Baum müsse es zwingend Nachpflanzungen geben.

Das fordern auch die Zienauer Einwohner. „Wir wollen wissen, wie es nun weitergeht. Wir werden nicht locker lassen, bis hier was passiert,“ kündigte Voigt an.

Bäume und deren Pflege gehörten in kompetente Hände. Sollten Fällungen nicht vermeidbar sein, dann müssten die Einwohner im Vorfeld entsprechend informiert werden. „Und es müssen nachvollziehbare Gründe für Fällarbeiten dokumentiert werden“, so Voigt weiter.

Man werde in absehbarer Zeit noch ein entsprechendes Schreiben, einen offenen Brief, aufsetzen und der Verwaltung übergeben.

Nachpflanzungen als Ersatz für gefällte Bäume wird es geben, informierte gestern auf Volksstimme-Anfrage Stadt-Bauamtsleiter Ottmar Wiesel. Es geht um Nachpflanzungen für insgesamt 15 gefällte Bäume, darunter seien auch die neun Zienauer Eichen. Gepflanzt wird an vier Standorten, aber nicht auf dem Zienauer Dorfplatz. Das sei schon einmal versucht worden. „Das hat aber nicht funktioniert. Die kleinen Bäume haben unter den Eichen keine Chance“, so Wiesel. Am Freitag gehe der Auftrag im Umfang von 23?000 Euro an eine Firma raus. Gepflanzt werden 35 Bäume.