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Flüchtlinge Im Flachbau wohnt niemand mehr

Der Altmarkkreis baut Kapazitäten ab, weil es deutlich weniger Flüchtlinge gibt als noch zu Beginn des Jahres.

Von Ilka Marten 07.07.2016, 03:00

Gardelegen l Es war für viele Familien ihre erste Bleibe für eine Woche und für einige alleinreisende Männer sogar für mehrere Wochen. Doch inzwischen hat der Altmarkkreis Salzwedel die Notunterkunft in Gardelegen geschlossen. Seit fünf Wochen wohnt niemand mehr im Flachbau gleich neben der Außenstelle der Kreisverwaltung. „Er ist leergezogen und komplett gereinigt“, sagte der zuständige Kreisdezernent Hans Thiele auf Anfrage. Doch das kreiseigene Haus bleibt komplett mit Mobiliar eingerichtet. „Das ist eine wunderbare Reserve, die wir haben“, so Thiele. Die Mitarbeiterin des Altmarkkreises sitze ebenfalls nicht mehr im Flachbau, sondern betreue die Flüchtlinge nun im Gebäude an der Gardeleger Bahnhofstraße. Und dort sind von 27 Wohnungen aktuell noch 26 belegt.

Im vergangenen Herbst waren es im Schnitt bis zu 40 Flüchtlinge pro Woche, die jeden Freitag in Gardelegen ankamen. Ihre erste Bleibe fanden sie im Flachbau. Ab Oktober lebten dann vor allem alleinreisende Männer in dem Gebäude – auch das funktionierte äußerst reibungslos. Die Männer, die in der Notunterkunft in Gardelegen untergebracht waren, sind inzwischen in Salzwedel.

Die Zahl der Flüchtlinge im Altmarkkreis ist spürbar zurückgegangen, erklärte Landrat Michael Ziche im Kreistag. Dadurch habe sich die Unterbringungssituation deutlich entspannt und es werden Kapazitäten zurückgebaut. So unter anderem die Käthe-Kollwitz-Halle in Salzwedel, die bis vor einigen Wochen als Notunterkunft diente. Angestrebt werde vom Kreis inzwischen eine Unterbringung in den gut ausgebauten Gemeinschaftsunterkünften. Trotz dieser Entwicklung brauche der Kreis einige Ressourcen, „damit diese Aufgabe weiter wahrgenommen werden kann“, so Ziche.

Inzwischen gelte für anerkannte Flüchtlinge, die 2016 einen Asylantrag gestellt haben, die Residenzpflicht. Bislang habe es eine relativ hohe Abgangsquote gegeben. Die Menschen seien überwiegend in die Ballungsräume gezogen, oft zu Verwandten oder wegen vermeintlich besserer Zukunftsaussichten. „Der Personenkreis, der seit 1. Januar 2016 zu uns kam, ist überschaubar“, sagt Ziche. Das sei für den Altmarkkreis leistbar, auch wenn die anerkannten Asylbewerber jetzt sofort in den Rechtstatus des Sozialgesetzbuches II (Hartz IV) wechseln und damit das Jobcenter für sie zuständig ist, so der Landrat.

Seit 1. Januar waren es 460 Personen, die Anspruch auf Hartz IV haben. Davon sind laut Thiele 225 weggezogen und nur 145 haben bisher einen Antrag beim Jobcenter des Altmarkkreises gestellt.

Zurzeit sind es im Schnitt 25 Flüchtlinge pro Monat, für die der Altmarkkreis eine Unterkunft zur Verfügung stellen muss – und damit deutlich weniger als noch Ende vergangenen Jahres.

Weniger Flüchtlinge bedeutet weniger benötigte Wohnungen. „Und daher kündigen wir dann auch Wohnungen, wenn wir sie nicht mehr brauchen“, so Thiele. Das ist zum Beispiel in Mieste der Fall. Dort hatte der Altmarkkreis 42 Wohnungen angemietet, zehn sind inzwischen gekündigt.

Ausdrücklich lobte Thiele die Arbeit des Weteritzers Dirk Kuke, der für die Flüchtlinge in Mieste ehrenamtlicher Ansprechpartner ist. „Das entlastet uns enorm.“ Und er fügte hinzu: „Mieste hat sich toll entwickelt.“

Was die Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge anbelangt, wird sich vorerst nichts ändern. Sie werden dem Altmarkkreis weiterhin vom Land zugewiesen. In Gardelegen betreut das VHS Bildungswerk aktuell neun Flüchtlingskinder, Platz wäre in dem Heim für zehn. Insgesamt leben im Altmarkkreis aktuell 45 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, viele von ihnen bei Verwandten. Sie sind zwischen 11 und 17 Jahre alt. Die Vormundschaft hat der Altmarkkreis.