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Friedhof Ein Gedenkstein in zweiter Reihe?

Wer ihn sucht, muss genau hinschauen. Versteckt auf dem Gardeleger Friedhof steht ein Gedenkstein, der an italienische Gefallene erinnert.

Von Gesine Biermann 03.11.2018, 10:00

Gardelegen l Gleich rechts neben der Friedhofskapelle liegt das Gräberfeld für die Soldaten des Ersten Weltkrieges. Dort wurden auch die ersten Toten aus dem Kriegsgefangenenlager Zienau bestattet. Das Monument eines französischen Soldaten ist nicht zu übersehen. Hier, an der gepflegten Grabstätte, werden regelmäßig zu Gedenktagen Blumen niedergelegt. Und auch auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof, auf den erst 2015 insgesamt 197 russische Tote aus dem ehemaligen Lager bei Zienau umgebettet worden waren, gedenkt man regelmäßig der Toten.

Dass es auf dem Gardeleger Friedhof auch einen Gedenkstein für italienische Gefallene gibt, ist den meisten Gardelegern indes unbekannt. Kein Wunder. Der Stein, den die italienische Regierung vor etlichen Jahren aufstellen ließ, steht ein bisschen versteckt, in zweiter Reihe, dicht hinter einem deutschen Grab und ist erst auf den zweiten Blick zu sehen. „Ein trostloser Anblick“, finden Helga Dajka und ihr Lebensgefährte Karl-Heinz Rickert aus Gardelegen. Bei einem Spaziergang hatten sie den Stein entdeckt. „Wir waren gerade in Frankreich und haben auf einem Friedhof gesehen, wie liebevoll dort die Gräber der deutschen Gefallenen gepflegt waren“, sagt Helga Dajka im Gespräch mit der Volksstimme, „deshalb fanden wir es traurig, dass hier am Gedenkstein für die Italiener nicht einmal ein Blümchen liegt.“

Unbekannt ist der Stein in Gardelegen aber natürlich nicht. „Wir wissen, dass er dort steht“, bestätigt Fachbereichsleiterin Isolde Niebuhr auf Nachfrage. Und auch in der Verwaltung findet man es offenbar ein wenig unglücklich, dass der Stein dort so wenig ins Auge fällt.

Doch das könnte sich nun möglicherweise ändern. Darum wollen sich die Stadt und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bemühen. „Ich werde das Thema auf jeden Fall mal zur Sprache bringen“, versichert deren Kreisvorsitzender, Hans-Joachim Becker, gestern auf Nachfrage. Auch ihm ist der Standort bekannt. Unbekannt sei aber leider Näheres über die dort Bestatteten. Der Stein sei vor geraumer Zeit von der italienischen Regierung aufgestellt worden, offenbar sei das damals europaweit passiert. „Die Aktion ist aber irgendwie nicht im Gedächtnis geblieben“, so Becker. Möglicherweise seien es ja auch gar keine Gefallenen, wie die Aufschrift auf dem Stein suggeriert. „Vielleicht sind es Kriegsgefangene“, glaubt er, „ich war auch ein bisschen überrascht, dass es darüber kaum Informationen gibt, denn ich finde, wir sollten schon wissen, wer auf unserem Friedhof bestattet ist.“

Und deshalb will sich Becker nun um Aufklärung bemühen. „Und wenn wir keine Klärung herbeiführen können, werden wir die italienische Botschaft konsultieren“, verspricht er. Zudem könne man die Grabstätte, die offenbar hinter dem Stein liegt, auch in die Pflegearbeiten mit einbeziehen. Ausdrücklich mit einbeziehen werde er die italienischen Toten auch in diesem Jahr in seine Rede zum Volkstrauertag auf dem Gardeleger Friedhof, versichert der Kreischef der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. Denn auch wenn der Stein in zweiter Reihe steht: Vergessen seien die hier bestatteten italienischen Bürger nie gewesen. „Wir beziehen in unserem Gedenken schließlich immer alle Nationen mit ein“, erinnert Becker.