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Gardelegen Friseure im Dauereinsatz

Nach sechs Wochen coronabedingter Schließung dürfen die Friseursalons wieder öffnen. Der Kundenandrang war groß.

Von Elke Weisbach 05.05.2020, 22:00

Gardelegen l Als Kanzlerin Angela Merkel im Fernsehen verkündete, dass die Friseure voraussichtlich wieder öffnen dürfen, klingelte zwei Minuten später bei Friseurmeisterin Doreen Lüders das Telefon: die erste Terminanfrage nach sechs Wochen Schließung, erzählt Friseurmeisterin Doreen Lüders, die in Letzlingen ihren Salon betreibt, lachend im Gespräch mit der Volksstimme, während sie Eva Christall die Haare schneidet. Und auch deren Augen strahlen, als sie sagt: „Wir haben uns sehr gefreut, denn die Haare sind schon etwas länger geworden. Wir sind wieder glücklich.“ Der lachende Mund der Seniorin ist bei ihren Worten nicht zu sehen, denn natürlich werden auch im Salon im Heidedorf alle Hygienevorgaben umgesetzt. Und dazu gehört das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes, die Desinfektion der Hände beim Betreten des Salons sowie Anwesenheitsdokumentation. Alle Kunden müssen sich dafür in eine Liste eintragen.

„Alle sind sehr verständnisvoll“, berichtet Lüders, die im Moment auch aus einem anderen Grund starke Nerven braucht: Das Telefon klingelt permanent. „Ich bräuchte eine Telefonistin“, sagt Lüders. Die Nachfrage nach Terminen ist ungebrochen, das Buch ist voll, nun werden die Termine Stück für Stück abgearbeitet. Doch eigentlich habe der Tag nicht genügend Stunden für die Anfragen, doch mehr als zehn Stunden seien nicht möglich, auch wenn es noch soviel Spaß macht, wieder zu arbeiten und für die Kunden da zu sein, so Lüders. Ganz ohne Terminvergabe arbeiten die Salons von Fön X in Gardelegen und Bismark. Und so waren in der Hansestadt vor den Geschäften an der Bismarker und an der Weteritzer Landstraße auch ständig Menschen zu sehen, die geduldig und mit Sicherheitsabstand darauf warteten, an die Reihe zu kommen.

„Am ersten Tag war die Hölle los“, bestätigt Betriebsleiterin Julia Behrendt, aber alles habe gut funktioniert. „Wir haben uns rechtzeitig ein Konzept überlegt, da wir keinen Wartebereich haben“, erzählt sie. Es werde nach dem Ampelprinzip verfahren. Ein Zettel wurde mit einem grünen und auf der Gegenseite mit einem roten Punkt versehen. Sieht der Kunde am Eingang den grünen Punkt, kann er den Salon betreten. Der rote Punkt signalisiert, dass alle Plätze besetzt sind und der Kunde, der an der Reihe wäre, noch vor dem Eingang warten müsse. Um dem Ansturm gewachsen zu sein, wurden die Öffnungszeiten für den Mai bis 20 Uhr täglich verlängert. „Der Bedarf ist definitiv vorhanden“, weiß Behrendt. Die Mitarbeiter – an der Bismarker Straße sind es jeweils drei, an der Weteritzer Landstraße zwei – arbeiten dafür im Schichtdienst von 8 bis 14 Uhr sowie von 14 bis 20 Uhr.

Nach sechs Wochen endlich wieder arbeiten dürften – im City-Salon am Gardelegener Aschberg ist die Stimmung geradezu euphorisch, ja explodierend und voller Freude, beschreibt Inhaberin und Friseurmeisterin Marion Köthke. Denn ihre drei Mitarbeiterinnen waren in Kurzarbeit. Und nun sind alle froh, endlich wieder ihrem Beruf nachgehen zu können. Der Kundenandrang sei groß. „Was wir am Montag für Haarmengen hier hatten, unglaublich“, so Köthke. Allein 30 Kunden waren es am Montag, die meisten Damen mit dem großen Programm, also mit Schneiden und Färben. Gearbeitet wird von 7.30 bis 20 Uhr. Das Telefon steht auch hier nicht still. Die nächsten Wochen sind schon gut ausgebucht. „Und ich bin froh, dass ich schon vor Wochen Einwegumhängetücher bestellt habe. Jetzt gibt es Lieferzeiten bis in den Juni hinein“, so Köthke.

Marion Köthke ist seit dem 1. Februar 1993 selbstständig. Eine solche Situation hat sie in all den Jahren noch nicht erlebt. „Gott sei Dank“ habe die Corona-Schließung nun ein Ende. Sie hofft, dass nun auch bald alle anderen Firmen und Dienstleister, wie Gastronomen und Hoteliers, bald nachziehen und wieder öffnen können.