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CoronaGardelegener Einzelhändler blicken nach schwierigen Monaten mit coronabedingter Schließung ihrer Geschäfte hoffnungsvoll in die Zukunft

Es geht aufwärts, so das Fazit der Einzelhändler in Gardelegens Innenstadt. Harte Monate, in denen sie coronabedingt ihre Geschäfte für die Kunden nicht öffnen durften, liegen hinter ihnen. Anfang März konnten sie mit Auflagen wie Terminvergabe wieder öffnen. Seit Mai dürfen sie ihre Kunden wieder normal bedienen.

Von Elke Weisbach 29.07.2021, 01:15
Der Einzelhandel hat in der Corona-Pandemie arg gelitten.  Ohne Hilfe und die Möglichkeit, Kurzarbeit zu nutzen, hätte es traurig ausgesehen, betont  Christiane Weiß-Carle (rechts), Inhaberin des Gardelegener Modehauses, hier mit ihrer Mitarbeiterin Renate Palmdorf.
Der Einzelhandel hat in der Corona-Pandemie arg gelitten. Ohne Hilfe und die Möglichkeit, Kurzarbeit zu nutzen, hätte es traurig ausgesehen, betont Christiane Weiß-Carle (rechts), Inhaberin des Gardelegener Modehauses, hier mit ihrer Mitarbeiterin Renate Palmdorf. Fotos: C. Ahlfeld

Gardelegen - Ein Stück weit ist die Normalität zurückgekehrt. Auch in Gardelegens Innenstadt herrscht mehr Leben, seit das Einkaufen wieder problemlos möglich ist. Aber spüren auch die Einzelhändler einen Aufwind?

„Es geht aufwärts. Die Kunden nehmen uns wieder an. Wir fühlen uns wieder da.“ Daniela Köpke, die in ihrer Fundgrube Dinge zum Schreiben und Spielen von A bis Z anbietet, ist froh, die monatelange, coronabedingte Schließung ihres Geschäftes überstanden zu haben. Aufgrund der Erfahrungen aus dem ersten Lockdown im Frühling 2020 hatte „man schon Angst vor einem weiteren Lockdown vor Weihnachten“, als im vergangenen Dezember die Inzidenzzahlen stiegen. „Wir haben weniger Ware eingekauft, denn durch die Erfahrungen sind wir vorsichtiger geworden“, sagt sie.

Schließung schürte Existenzängste

Als es dann wirklich so weit war und sie ihr Geschäft schließen musste, habe es natürlich Existenzängste gegeben. Aber, so Köpke, „wir haben Hilfen beantragt und bekommen, und das auch schnell. Das hat uns sehr geholfen, sonst hätten wir die Miete nicht zahlen können.“ Ihre Angestellte habe sie mit Kurzarbeit durch die schwierige Zeit gebracht, die zwar eine Herausforderung war, die einen aber auch flexibler und einfallsreicher werden ließ, schätzt Köpke ein. So habe sie nicht nur einen Internethandel sowie einen Bestellservice mit Abholung oder auch Lieferung eingerichtet, der aber leider nicht ganz so, wie gedacht, genutzt worden sei.

Daniela Köpke bot auch eine Ranzenberatung bei den Leuten vor Ort an, da diese ja nicht ins Geschäft kommen durften. Und der Service kam an. Zum Teil fanden sich mehrere aus dem Ort zusammen, die sich coronakonform im Freien und mit Abstand und Maske beraten ließen. Es gab eine Mädchen- und eine Jungentour. Die Geschmäcker sind ja schließlich verschieden.

„Man darf nicht träge werden und den Kopf in den Sand stecken“, gibt sich die Einzelhändlerin kämpferisch – auch angesichts der befürchteten vierten Corona-Welle. „Im Moment läuft es toll. Ich wünsche mir, dass das so bleibt.“ Und vielleicht noch besser werde, sagt sie. Denn sie habe festgestellt, dass sich das Verkaufsverhalten während des Lockdowns geändert hat. Sie würde sich noch eine größere Unterstützung durch die Gardelegener wünschen, die zwar da sei, aber auch mehr sein könnte.

Kunden werden mehr

Diese Hoffnung hat auch Christiane Weiß-Carle vom Gardelegener Modehaus und Herrenausstatter. Seit gut zwei Wochen stelle sie fest, dass es auch wieder mehr Besucher von außerhalb in Gardelegen gebe, die auch in ihr Geschäft einkehren würden. „Das sind gewonnene neue Kunden“, freut sie sich. Und auch die Stammkunden seien zurück. Ein Lichtblick nach düsteren Zeiten. „Die Leute sind zu lange entwöhnt. Ich hoffe, das spielt sich wieder ein.“ Es habe zwar viele Angebote für die Kunden wie Termine gegeben, die aber kaum genutzt worden seien.

Dennoch habe sie die vergangenen Monate gut überstanden. Sie habe zwar keine Miete für das eigene Ladengeschäft zahlen müssen, aber andere Verbindlichkeiten hätten auch bei Einnahmen von null Euro beglichen werden müssen. Zum Beispiel kam pünktlich zum Lockdown die Herbst- und Winterware, die ein halbes Jahr vorher geordert wurde, und die musste natürlich bezahlt werden. Der Einzelhändler gehe in Vorkasse, erläutert Weiß-Carle. „Zum Glück habe ich ein gutes Verhältnis zur Bank. Ich bin immer flüssig geblieben.“ Rücklagen gebe es nicht: „Wir existieren nur durch Öffnung der Geschäfte und ständiges Arbeiten.“

Kurzarbeit und Hilfen haben geholfen

Was sehr gut durch die Zeit geholfen habe, seien die angebotenen Unterstützungshilfen und vor allem die Kurzarbeit gewesen, die sie für ihre Angestellte beantragen konnte. Der bürokratische Aufwand sei zwar hoch gewesen, aber es habe sich gelohnt. „Ich hoffe nur“, so Weiß-Carle, „dass wir nicht wieder schließen müssen.“

Das ist auch der Wunsch von Stefan Kampe, Inhaber von Kampe’s Schuheck. Zwar habe es die Soforthilfen gegeben, die die Kosten abgedeckt hätten, erzählt er. „Gelebt aber haben wir vom Kurzarbeitergeld meiner Frau.“ Zudem habe er sich neu verschulden und einen Kredit aufnehmen müssen, da die bestellten Waren bezahlt werden mussten. Dennoch blickt er hoffnungsvoll in die Zukunft: „Das Geschäft ist relativ gut angelaufen, noch nicht zu 100 Prozent, aber zufriedenstellend.“

Stefan Kampe, Inhaber des Geschäftes Kampe's Schuheck, ist froh, dass die Zeit der Schließung vorbei ist.
Stefan Kampe, Inhaber des Geschäftes Kampe's Schuheck, ist froh, dass die Zeit der Schließung vorbei ist.
Foto: Cornelia Ahlfeld
Die meisten Einzelhändler sehen optimistisch in die Zukunft, wie auch Daniela Köpke, Inhaberin der Fundgrube in Gardelegen.
Die meisten Einzelhändler sehen optimistisch in die Zukunft, wie auch Daniela Köpke, Inhaberin der Fundgrube in Gardelegen.
Foto: Cornelia Ahlfeld