Gardelehrer  Zweite Bewerbungsrunde

Mit Erfolg begann 2018 das Projekt Gardelehrer in Gardelegen. Nun beginnt die zweite Bewerbungsrunde.

Von Elke Weisbach 24.05.2019, 04:00

Jävenitz/Gardelegen l Er ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele, sie trainiert den Fußballnachwuchs. Was sie eint? Sie sind seit Oktober 2018 Gardelehrer-Stipendiaten und möchten in der Region, ihrer Heimat bleiben.

Pascal Mattheis lebt in Jävenitz und studiert an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im neunten Semester Lehramt für Sekundarschule in der Fächerkombination Deutsch und Geschichte. Spätestens im Januar 2020 möchte er mit dem Studium fertig sein und hofft dann auf ein Referendariat in Gardelegen oder Mieste.

Milena Schulze ist Gardelegenerin. Sie studiert im zweiten Semester in Halle Sprach- und Körperbehindertenpädagogik. Nach Abschluss möchte sie als Lehrerin an Förderschulen tätig werden. Für den Grundschulbereich wählte sie die Fächer Deutsch und Sport. Milena Schulze engagiert sich im Gardelegener Sportverein, ist aktive Fußballerin und spielt in der Gardelegener Frauenmannschaft. Außerdem trainiert sie die Vereinskinder auf dem Fußballplatz und möchte die Trainer-C-Lizenz absolvieren.

Beide waren mit von der Partie, als die zweite Bewerbungsrunde um ein Gardelehrer-Stipendium von monatlich 300 Euro von Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig in der Jävenitzer Grundschule im Beisein der Staatssekretärin im Bildungsministerium Sachsen-Anhalt, Eva Feußner, gestartet wurde.

Nicht vor Ort war die dritte Stipendiatin Isabelle Radtke aus Gardelegen, die Lehrerin für Sekundarschulen mit dem Hauptfach Mathematik werden möchte. Sie absolviert derzeit ihr Masterstudium in Magdeburg, das sich auf das grundständige Studium aufbaut. Isabelle Radtke lernte die Staatssekretärin aber auf der Leinwand kennen. Denn die Stadt hat für ihre Initiative gegen den Lehrermangel kleine Imagefilme gedreht, in denen sich unter anderem die drei Stipendiaten als Person und ihre Beweggründe vorstellen, warum sie in der Heimat bleiben wollen. „Ziel ist es zu zeigen“, so Mandy Zepig, „dass es bei uns nicht langweilig ist, auch wenn wir keine Großstadt sind.“ Das Projekt soll noch bekannter gemacht werden. Die Filme sind demnächst auf der Stadthompage abrufbar.

Sie sind allesamt kleine Liebeserklärungen an die Heimat. So erklärte Milena Schulze in ihrem Beitrag unter anderem, dass es in der Stadt Gardelegen aufgrund seiner Größe viel familiärer zugeht. „Es ist ein größeres Dorf.“ Für Isabelle Radtke sind ihre Familie und Freunde vor Ort wichtig. Ohne sie ist vieles nicht halb soviel wert. Das ist auch Pascal Mattheis wichtig. Man kenne die Nachbarn und die Leute im Dorf, hilft sich untereinander.

Es gibt auch noch drei weitere Imagefilme, und zwar von Manuel Auert, Lehrer für Geschichte und Geografie am Gardelegener Geschwister-Scholl-Gymnasium, Jasmin Knackmuß, seit September Referendarin an der Karl-Marx-Schule, und Florian Scheinert, der im zweiten Semester in Braunschweig Sport und Geschichte studiert. Denn das Projekt „Gardelehrer“ unterstützt jeden, der in der Stadt mal Lehrer sein könnte, erklärt die Bürgermeisterin. Zwar nicht finanziell, aber beispielsweise bei der Suche nach Wohnraum, Kita- oder Arbeitsplatz für den Partner.

Zum Start der zweiten Runde des Gardelehrer-Stipendiums lobte Bildungsstaatssekretärin Eva Feußner die Initiative als beispielgebend und rief in der Grundschule Jävenitz gemeinsam mit Bürgermeisterin Mandy Zepig Interessierte zur Bewerbung auf. „In Gesprächen mit kommunalen Vertretern preisen wir ihr Projekt stets als Paradebeispiel. Nur in enger Zusammenarbeit zwischen Land und Kommune werden wir junge Menschen für den ländlichen Raum begeistern können. Jävenitz ist einer der Orte, die für angehende Lehrkräfte als Arbeitsort beworben und attraktiver gestaltet werden sollen. Die nördliche Letzlinger Heide ist wunderschön und hat eine gute Anbindung nach Wolfsburg oder Stendal. Und trotzdem sind die kleinen Schulen auf dem Land, wie die Grundschule Jävenitz, in der Regel nicht sofort im Fokus potenzieller Lehrkräfte. Daher ist es richtig, ein Programm zu entwickeln, das jungen Lehrkräften genau diese Kommunen und Schulen schmackhaft macht. Damit stellt sich die Region dem Wettbewerb um gute junge Lehrkräfte. Das ist alle Ehre wert“, so Eva Feußner in Jävenitz.

Sie durfte die kleine Dorfschule bei einem Rundgang auch kennenlernen. Schulleiterin Kerstin Ohmenzetter führte sie als Gastgeberin durch die Räume. Denn Platz bietet der Bau genug für die derzeit einzügige Bildungseinrichtung. Es werden laut Schulleiterin aber wieder mehr Kinder. Die neue erste Klasse werden 30 Mädchen und Jungen besuchen. Allerdings gibt es aufgrund der personellen Ausstattung derzeit nicht Möglichkeit die Klasse zu teilen. Beim Rundgang zeigte sich Feußner vor allem von der angrenzenden Sporthalle begeistert.

Bei der Zusammenkunft mit dabei war auch Anna Hanke aus Jävenitz, die ihr Referendariat in der Jävenitzer Grundschule absolvierte, mit Beginn des derzeitigen Schuljahres aber an der Grundschule in Jübar eingesetzt ist. Dabei wäre sie gern, wie sie erzählt, in Jävenitz geblieben. Nun darf sie zum neuen Schuljahr wieder zurück. Die Versetzung ist auch mit ein Verdienst des Gardelehrer-Projektes. „Frau Zepig hat mich sehr unterstützt.“ Und diese bestätigte: „Wir wollen gut mit dem Land zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass wir gut aufgestellt sind.“ Wie die Bildungsstaatssekretärin noch ausführte, versuche man schon, die Referendare an die Schulen zu binden, was aber nicht immer funktioniert. Denn sollte es zwei Bewerber für eine Stelle geben und einer hat bessere Noten, so wird dieser die Stelle erhalten. „Da haben wir keinen Spielraum. Wir können die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht umgehen.“