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Gedenkstätte Schlicht, einfach, aber deutlich

Am Sonnabend wurde auf dem Berger Friedhof die sanierte Gedenkstätte mit acht Gräbern von KZ-Häftlingen übergeben.

Von Cornelia Ahlfeld 10.09.2018, 01:01

Berge l Ein schmales, durchgängiges Gräberfeld, eingefasst mit hellem Granitstein und mit Steinchen aufgefüllt, darauf acht markante, rechteckige Steine mit dem leuchtend-roten Dreieck drauf – es fällt auf das Gräberfeld für acht KZ-Häftlinge mitten auf dem Friedhof in Berge nahe einer großen, altehrwürdigen Eiche. Und das soll es auch: Auffallen, Mahnen, Erinnern.

Am Sonnabend wurde die erneuerte Gedenkstätte mit dem Gräberfeld für die acht KZ-Häftlinge übergeben.

„Ja, wir gedenken heute insbesondere der acht hier bei Berge ermordeten und begrabenen Häftlinge. Ja, wir erwähnen auch heute wieder, dass die Mörder deutsche Wehrmachtssoldaten, Angehörige der SS, Fallschirmjäger, Kapos, auch Volkssturm, Hitlerjugend und Zivilpersonen aus der Region waren“, betonte der Vorsitzende des Fördervereines der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe, Konrad Fuchs. Man müsse indes noch viel mehr bewahren als das reine Gedenken und die Trauer. „Wie war es möglich, dass aus dem Volk der Dichter und Denker Barbaren werden konnten. Welche Schlussfolgerungen, welche Lehren ziehen wir aus der Vergangenheit“, so Fuchs.

Die aktuellen Ereignisse in Deutschland und der Welt machen betroffen. „Es ist für mich unbegreiflich, wie Menschen in Chemnitz ungestraft den Hitlergruß zeigen und Heil Hitler rufen können“, so Fuchs weiter. Es sei zu verstehen, dass Menschen auf die Straße gehen und gegen die völlig unzureichende Ausländerpolitik der Bundesregierung protestieren.

„Aber bitte nicht im Verbund mit faschistischen und rassistischen Eiferern, mit Politikern, die zum Teil berechtigte Ängste und Sorgen nutzen, um wieder Hass zu schüren, die die Herrenmenschentheorie wieder aufleben lassen“, forderte Fuchs. Deutschland habe eine besondere Verantwortung, dem Weltfrieden zu dienen. Umso erstaunlicher sei es, dass Deutschland der drittgrößte Waffenexporteur der Welt sei. „Deutsche Panzer bringen Tod und Zerstörung im Jemen und in Syrien. Deutsche Landminen verursachen Tod und Verstümmelung in mehreren Regionen der Welt“, so Fuchs. Er selbst habe das große Glück gehabt, nie Krieg erleben zu müssen. Umso mehr sei es wichtig, die Erinnerung an eine der schlimmsten Zeiten Deutschlands wach zu halten, aufzuklären und alles zu tun, damit sich so etwas nie wiederholt. Die Gedenkstätten seien Mahnmale für Demokratie, Menschlichkeit und Frieden.

Der Kalbenser Pfarrer Dieter Borchert hielt eine Andacht. Der Berger Männergesangverein umrahmte die Gedenkveranstaltung musikalisch.

Die Sanierung sei auf Bitten des Berger Ortsbürgermeisters Paul Berlin und der Berger Frauensportgruppe erfolgt, die seit vielen Jahren das Gräberfeld pflegt, informierte Fuchs. Zuvor standen dort Holzkreuze, die gleich nach der Wende aufgestellt worden waren. Die waren mittlerweile morsch und unansehnlich geworden. Gemeinsam mit der Stadt und einer 100-prozentigen Landesförderung über 4100 Euro konnte das Gräberfeld neu gestaltet werden. Der Förderverein hat in den vergangenen Jahren bereits die Gedenkstätten in Jävenitz, Estedt, Breitenfeld und Wernitz erneuert. „Schlicht, einfach, aber deutlich und mit dem Wiedererkennungsmerkmal: den Tafeln mit dem roten Dreieck“, fasste Fuchs zusammen. Im nächsten Jahr soll voraussichtlich die Miester Gedenkstätte erneuert werden.