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Geschichte Schlacht von Waterloo abzugeben

Der Modellbauer Helfried Schmelzer wollte die Schlacht von Waterloo nachbauen. Aus gesundheitlichen Gründen wird daraus nichts mehr.

Von Doreen Schulze 12.07.2018, 03:00

Gardelegen l Grenadiere, Generale, Husaren, Füsiliere – dazu Pferde und zahlreiche Artillerie hat Helfried Schmelzer kistenweise in seinem Arbeitszimmer – alle fein säuberlich sortiert. Die Soldaten tragen die Uniformen der französischen, britischen und preußischen Armee sowie die der Soldaten der alliierten Truppen unter General Wellington. Es sind die Teilnehmer der Schlacht bei Waterloo, bei der Napoleon Bonaparte seine völlige militärischen Niederlage erfuhr, nur eben ganz winzig.

Insgesamt sind es 142.000 Figuren – um die vier Zentimeter groß – , die Schmelzer originalgetreu per Hand mit Emailfarbe bemalte. Die Schlacht von Waterloo wollte er im Maßstab 1:100 nachbauen und in Gardelegen ausstellen. Seit 20 Jahren beschäftigt sich der Wahl-Gardeleger bereits damit, hat alles über die Ereignisse und Schlachtformationen gelesen, weiß genau, welche Uniformen die einzelnen Einheiten trugen, welche Waffen sie dabei hatten. Schmelzer fuhr sogar selbst nach Waterloo. 1994 war er erstmals am Originalschauplatz. Ein Jahr später war er dabei, als dort die Schlachtereignisse nachgestellt wurden.

142.000 Mann, diese Zahl kennt Schmelzer ganz genau. Die Franzosen standen damals mit 74.000 Mann bereit, weiß er. 68 000 Männer ließen in der Schlacht, die am 18. Juni 1815 um 11.05 Uhr begann und gegen 21 Uhr endete, ihr Leben, Zehntausende starben später an ihren Verwundungen. Dies alles weiß Helfried Schmelzer. Seit seiner Schulzeit ist der 65-Jährige von der napoleonischen Ära und der Person Napoleons fasziniert. „Er kam aus dem Nichts und hat es geschafft, die ganze Welt umzuschubsen“, erklärt Schmelzer seine Faszination.

Neben dem großen Interesse an diesem Zeitalter ist der Modellbau Schmelzers zweite Leidenschaft, der er seit 50 Jahren nachkommt. Klar, dass er beides miteinander verbinden möchte. Einen Teilausschnitt dieser Schlacht stellte er bereits 1990 im Spielwarenladen Heise in Gardelegen aus. „Und dann wollte ich die ganze Schlacht.“ Das war sein Traum. Doch den muss er nun aufgeben. „Ich hätte das gern fertiggemacht, aber ich kann es nicht mehr“, erklärt der an Krebs Erkrankte. „Endstadium“, sagt er und verweist auf die Einnahme von Medikamenten, die zur Folge hat, dass die Feinmotorik nicht mehr gut funktioniert.

Die Nachstellung der Ereignisse in Waterloo wird Schmelzer nicht vollenden können, dennoch möchte er nicht, dass seine jahrzehntelange, akribische Fleißarbeit umsonst war. „Ich möchte alles in gute Hände übergeben“, sagt er. Der Modellbauer könne sich vorstellen, alle Figuren und Unterlagen beispielsweise gegen einen Obolus einer Schule zu überlassen, „für den Geschichtsunterricht“, wie er sagt.

Interessenten melden sich bei Helfried Schmelzer unter Telefon 0170/528 17 38.