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Großübung Bus rammt Gefahrguttanker

Im Altmarkkreis Salzwedel ist am Sonnabend Katastrophenalarm ausgelöst worden. Grund war eine Großübung namens "Mildedesaster".

Von Cornelia Kaiser 10.10.2016, 01:01

Winkelstedt/Wustrewe. „Tot!“ Der Kamerad, der als erster den Unfallort betritt, kann es kaum fassen. Weil er sich ohne Atemschutz ein erstes Bild vom Unfallort machen will und sich dabei den angeblich hochgiftigen Dämpfen eines Gefahrguttankers aussetzt, wird er aus dem Einsatzgeschehen genommen.

„Im Ernstfall wäre er jetzt nicht mehr am Leben“, sagt Klaus Gabriel, Mitarbeiter des kreislichen Sachbereiches Brand- und Katastrophenschutz. Doch es ist zum Glück kein Ernstfall, sondern ein simulierter Unfall, der sich dort an der Kreuzung Winkelstedt/Wustrewe ereignet hat. Ein Reisebus mit 20 Insassen ist mit einem Gefahrguttanker zusammengestoßen, aus dem nun Flüssigkeit austritt, die noch dazu heftig qualmt. Im Bus schreien die Menschen um Hilfe. Später breitet sich auch noch ein Böschungsbrand aus.

Das Szenario, das dafür sorgt, dass am Sonnabend gegen 13 Uhr die ersten Sirenen ausgelöst werden, es führt zu einem Einsatzgeschehen, wie es der Altmarkkreis Salzwedel schon seit Jahren nicht mehr erlebt hat. Weit mehr als 200 Kräfte werden am Ende vor Ort gezahlt, wobei 162 davon Ehrenamtliche aus dem Bereich Brandschutz und Rettungswesen sind.

„Das ist grandios“, sagt der zuständige Dezernatsleiter des Altmarkkreises, Hans Thiele. Denn maximal 202 Kräfte seien vorausberechnet worden. Und es müsse ja bedacht werden, dass gerade Ferienzeit sei und viele sonnabends auch anderweitig beschäftigt seien.

Was dann folgt, zeigt, dass die einzelnen Fachdienste des Brand- und Katastrophenschutzes wie Zahnräder ineinander greifen. Dem Massenanfall an Verletzten, kurz MANV, wird mithilfe eines speziell geschulten Teams und spezieller Technik ebenso begegnet wie dem Austreten von Gefahrstoffen mithilfe der ABC-Erkunder. Doch die ersten, die vor Ort sind, sind natürlich die Feuerwehren der unmittelbaren Umgebung. Und so übernimmt Zugbereichsleiter Ulf Kamith, Wehrleiter von Kakerbeck, auch die Einsatzleitung. Hans Thiele nennt es im Nachhinein eine „Mammutaufgabe“, die Kamith und sein Team da zu bewältigen haben. Und dass es da am Anfang hier und da haken könne, sei ganz logisch. Aber wenn erst einmal alle Aufgabenbereiche erkannt und zugewiesen seien, dann laufe es auch. Das habe die Großübung einmal mehr gezeigt.

Dass am Ende dennoch Kreisbrandmeister Torsten Schoof die Einsatzleitung übernimmt, liegt daran, dass Landrat Michael Ziche, der alles vor Ort verfolgt, Katastrophenalarm ausgelöst hat. Denn es wird simuliert, dass es ein weiteres Schreckensszenario in einer anderen Region des Kreises gibt und dass nun Hilfe von außerhalb angefordert werden muss. In dieser Phase der Großübung wird auch telefonisch abgefragt, wie viele Mitarbeiter des kreislichen Katastrophenstabes verfügbar wären. „Sechs hätten innerhalb der nächsten 30 Minuten vor Ort sein können“, sagt Hans Thiele zufrieden.

Er verweist auch auf den schnellen Einsatz des Kriseninterventionsdienstes, der die verletzten Businsassen betreut. Letztere werden in erster Linie von Jugendwehr-Mitgliedern aus der Einheitsgemeinde Kalbe gespielt. „Und die Kids machen wirklich ganz super mit“, lobt der Dezernatsleiter.

Die endgültige Auswertung des „Mildedesasters“, wie er und sein Team die Großübung genannt haben, erfolgt allerdings erst in den nächsten Tagen. 2014 hatte es letztmalig eine solche Übung gegeben. Danach war dies erst einmal nicht mehr möglich, weil die Flüchtlingsproblematik sämtliche Kräfte gebunden hatte.