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Grundschule Besucherin mit Sari und Henna

Mit Sushma Do Aind zieht der Zauber des Orients in der evangelischen Grundschule in Gardelegen ein.

Von Petra Hartmann 22.08.2017, 03:00

Gardelegen l Seit einer halben Woche ist Sushma Do Aind in der Gardeleger Schule zu Gast. Als Praktikantin und Hospitantin will die junge Inderin, die bereits seit einem Jahr in Deutschland ist und in Berlin lebt, sich mit dem deutschen Bildungswesen vertraut machen. „Die Kinder lernen hier anders“, hat sie schon festgestellt, „in Indien gilt nur, was der Lehrer sagt.“ Diskussionen und Fragen der Schüler sind neu für die 28-Jährige. Die Hospitantin aus Indien erzählt ihnen von ihrem Land und will selbst ganz viel lernen, um in Indien einen Kindergarten zu gründen.

Fragen haben die Kinder eine ganze Menge an ihre Besucherin aus der Stadt Jharkand Ranchi. Sehr beeindruckt waren sie, als Sushma ihnen erzählte, dass sie als Kind gar kein Spielzeug hatte und mit Steinen oder Blättern spielte. Und als sie nach den Tieren in Indien fragten, erfuhren sie, wie gefährlich es ist, wenn frei laufende Elefanten ins Dorf kommen. Wenn die Hunde rechtzeitig anschlagen, ist es vielleicht noch möglich, die Dickhäuter mit Feuer zu vertreiben, aber manchmal brechen sie auch den Reis-Speicher auf.

Im Morgenkreis der vierten Klasse zeigte die Besucherin aus Indien gestern den Schülern, wie ein richtiger indischer Sari angelegt und getragen wird. Sie bemalte die Jungen und Mädchen auch sehr kunstvoll und detailreich mit traditionellen indischen Henna-Tattoos. Allerdings, das machte die Besucherin deutlich, beides trage man bei ihr daheim nicht im Alltag, sondern nur zu bestimmten feierlichen Anlässen.

Die junge Inderin gehört zum Volk der Adivasi und zur Minderheit der Christen, die auf dem Subkontinent lediglich zwei Prozent ausmacht. In ihrem Heimatdorf besuchte Sushma eine christliche Schule und später das Gymnasium. Ihre Lieblingsfächer in der Schule waren Sprachen – außer ihrer Muttersprache Mundari spricht sie Hindi, Nagpuri, Englisch und Deutsch – sowie Musik, vor allem Klavier und Trommeln.

Anschließend studierte sie Theologie und war nun ein Jahr in Deutschland, um verschiedene Einrichtungen kennenzulernen. Die meiste Zeit verbrachte sie in Berlin. Dort besuchte sie einen Kindergarten und arbeitete in der Kirche mit. Möglich machte den Deutschland-Aufenthalt der 28-Jährigen die Gossner-Mission, die viele gemeinnützige Projekte untere anderem in Indien betreut. Nun will die Mission dort noch zwei Kindergärten einrichten, für die Sushma als Supervisorin vorgesehen ist.

In Deutschland faszinieren sie vor allem die Kultur, die Ethik – und das Wetter. Auch die Gleichberechtigung von Männern und Frauen hier gefällt ihr. „Bei uns in Indien geht das noch nicht“, sagt sie. In der vergangenen Woche hat sie ihr erstes Konzert besucht: Silly in Magdeburg. „Das war sehr gut.“

Am Freitag verlässt sie Gardelegen schon wieder. Im September geht es dann zurück nach Indien zum Aufbau der Kindergärten.

Über die Arbeit der Gossner-Mission gibt es am Donnerstag, 24. August, einen Vortrag in der Mensa der evangelischen Grundschule. Er beginnt um 18 Uhr. Zu Gast wird dann ein Vertreter der Gossner-Mission sein, der unter anderem über das Kindergarten-Projekt spricht.