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Gruselnacht  Das Grauen hat einen Namen

Das Monster ist tot: In Kloster Neuendorf wurde der dämonische Herzog von Aderlass in unheiliger Erde bestattet.

Von Gesine Biermann 06.11.2018, 00:01

Kloster Neuendorf l Weiße Tücher wehen im kalten Wind, streifen so manchen der nächtens hier unterwegs ist. Und keiner weiß genau, ob das tatsächlich nur alte Gardinen und nicht doch echte Spinnweben sind. In Kloster Neuendorf ist es besser, seinen Sinnen nicht zu trauen. Denn hier geht es eindeutig nicht mit rechten Dingen zu.

Zum Glück ist man nicht allein hier. Auf den Straßen strömen zahllose Menschen in Richtung Kirchplatz. Doch Moment mal ... auch sie sehen eigentlich nicht aus, wie die netten Nachbarn, mit ihren blutverschmierten Mündern und der fahlen Haut. Und plötzlich wird klar, man ist mittendrin in einer Spukgeschichte, mittendrin in der vierten Klosteraner Gruselnacht. Und in diesem Jahr hat das Grauen sogar einen Namen. Es heißt„Herzog von Aderlass“. Der dämonische Adlige sei „für Dürre und Missernte in diesem Jahr verantwortlich“, versichert überzeugend der „schwarze Mönch“, der da plötzlich wie aus dem Nichts auftaucht und Ortsbürgermeister Andreas Höppner wie aus dem Gesicht geschnitten ist.

Und offenbar war der Böse auch an der Kinderlosigkeit vieler Kloster Neuendorfer schuld. Deshalb werde der Herzog nun begraben, macht Mönch Andreas klar. Und danach gebe es keine Ausreden mehr. Dann könnten sie gefahrlos „hingehen und sich vermehren“.

Das allgemeine Gelächter im Publikum zeigt indes: Erst wollen die Klosteraner den Beweis dafür, dass der Herzog wirklich tot ist. Und den bekommen sie. Im Sarg liegt er zum Glück schon. Für den endgültigen Todesstoß sorgt schließlich beherzt Totengräber Ingo Adolph. Danach folgen ihm und seinen drei Totengräberkollegen weit über hundert Geister, Gespenster, Vampire, Hexen und Zombies in langer Reihe in die Dunkelheit, um der Beerdigung in „unheiliger Erde“ beizuwohnen. Ihr Ziel ist der Park.

Und auch der hat sich in dieser Nacht irgendwie verwandelt – und zwar in einen Jahrmarkt des Grauens. Unter der Blutbuche spielen sich gespenstische Szenen ab. Die weiße Frau schaukelt mystisch unter dem Blätterdach. Auf Schritt und Tritt entdeckt man gruselige Dinge: Einen Zaubertrankkessel, in dem sich wie von Geisterhand der Löffel bewegt, leuchtende Augen in den Bäumen und flackernde Kürbisgesichter. Düstere Jahrmarktmusik erklingt, und in den Buden gibt es Seltsames. Hier werden Blut, glibberige Würmer und andere unheimliche Speisen angeboten. Ein kleines Kino zeigt Gruselfilme in Endlosschleife, überall flackern unruhige Irrlichter ...

... und „morgen müssen wir das alles wieder aufräumen“, sagt Mönch Andreas augenzwinkernd. Denn die vierte Klosteraner Gruselnacht ist noch einmal eine Steigerung der vorhergehenden drei Halloweenpartys. Mittlerweile könnten sich die Mitglieder des örtlichen Fördervereines zu Recht als Profis in Sachen Gruseleventmanagement bezeichnen. Was sie hier organisiert haben, würde in jeder Großstadt bestehen. Hunderte Stunden steckten in der Vorbereitung dieses einen Abends. Jede einzelne war es wert.