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Hansefest Beten im Autoscooter

Unter dem Motto „Heute hier, morgen dort“ stand ein ökumenischer Gottesdienst auf dem Rummelplatz.

Von Gesine Biermann 16.09.2018, 21:00

Gardelegen l Die Kirchenbänke: etwas wackelige Bierzeltgarnituren oder wahlweise ein Plätzchen in einem der metallicglänzenden Autoscooter. Die Beleuchtung: bunt blinkende LEDs. Die Kirche: Die Fahrbahn des Autoscooters ... Für viele Besucher war der Gottesdienst am Sonntagmorgen in der Tat eine Premiere. Und die wollten sich viele nicht entgehen lassen. „Wir haben gar nicht damit gerechnet, dass es hier so voll wird“, freute sich Schaustellerpfarrer Torsten Heinrich und lobte zunächst einmal das tolle Hansefest. Heinrich ist im gesamten Bundesgebiet auf Jahrmärkten, Rummelplätzen und Bühnen unterwegs und betreut Schausteller und Artisten. Denn: „alle Menschen brauchen schließlich Wurzeln, auch wenn sie unterwegs sind.“

Ums Unterwegssein drehte sich schließlich auch der Gottesdienst – in Liedern wie „Vertraut den neuen Wegen“, ebenso im Psalmgebet „...und du siehst alle meine Wege“ und sogar in der Lesung aus dem Hebräerbrief ging‘s um das Thema: „Wir haben hier keine bleibende Statt ...“.

In seiner Predigt warb Heinrich schließlich um Verständnis für die harte Arbeit der Schausteller. So sei ihnen zum Beispiel sehr wichtig, wie sie in einer Stadt empfangen werden. Auch wenn so ein Jahrmarkt laut, hektisch und aufregend ist, sei es toll, „wenn die Menschen sagen: Es ist schön, dass ihr da seid.“ Das „Schaustellergebet“, das Heinrichs mitgebracht hatte, erzählte ebenfalls eindrucksvoll vom Leben der fahrenden Zunft. Und sogar ein anderes, ganz besonderes Glaubensbekenntnis sprach er mit allen gemeinsam im Gottesdienst – schließlich war der ökumenisch, „und es gibt ja da einen kleinen Unterschied.“

Unterstützt wurde Heinrich vom katholischen Kirchenvorstand Martin Wernicke und dem evangelischen Pfarrer Martin Goetzki, dem übrigens besonders die Lichteffekte und die Scooter gefielen: „Vielleicht können wir uns die ja mal ausleihen“, schlug er schmunzelnd vor ... bevor Schausteller Lothar Welte die Bahn freigab. Denn für die Kollekte hatte der jedem Gottesdienstbesucher einen Freifahrtchip spendiert.