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Hundeglück Gequälte Tessie hat ein neues Zuhause

Im August stand das Leben von Schäferhündin Tessie auf der Kippe. Nun hat sie ein neues Zuhause in Gardelegen.

Von Gesine Biermann 29.12.2016, 02:00

Gardelegen l Ihr Schicksal rührte im Sommer dieses Jahres die Mitarbeiter im Gardeleger Tierheim an – obwohl hier alle eigentlich schon eine Menge Leid gesehen haben. Doch Schäferhündin Tessie war wirklich ein besonderer Fall. Auf den Hinweis aufmerksamer Gartennachbarn hin, hatten Tierheimmitarbeiter die sechsjährige Schäferhündin mithilfe von Polizei und Ordnungsamt aus einem Zwinger in einer Gardeleger Gartenanlage befreit. Dort war sie angekettet und offenbar über längere Zeit weder gefüttert, geschweige denn gepflegt worden.

Ein Häufchen Elend, abgemagert bis auf die Haut, voller Parasiten und wunder Stellen taumelte sie damals den Tierschützern entgegen. Viele Wochen lang wurde sie danach im Tierheim mit spezieller Nahrung aufgepäppelt und ärztlich versorgt.

Und nun hat Tessie ein neues Zuhause gefunden. In einem Dorf im Altmarkkreis bewacht sie Haus, Hof und Herrchen. Und an letzterem hängt unverkennbar auch ihr Herz. Ein Wort von ihm und Tessie lässt ihn nicht mehr aus den Augen. Ausgelassen tobt sie am Mittwoch mit ihm über ihre neue Spielwiese gleich hinter dem Haus. „Wir haben uns sofort gut verstanden“, versichert Herrchen (59, Name der Redaktion bekannt). Zwei Mal war er im Gardeleger Tierheim. Schon bei seinem ersten Besuch gefiel ihm die schmale Schäferhündin. Beim zweiten Mal sei sie ihm schon nicht mehr von der Seite gewichen. Und auch er habe sofort gewusst, dass sie zu ihm passen würde, obwohl sie „mager war, wie ein Windhund“.

Als er dann im Tierheim von ihrer traurigen Geschichte erfuhr, habe für ihn festgestanden: „Ihr soll es wieder richtig gut gehen. Und sie soll nie wieder so leiden müssen.“ Kurzerhand nahm er Tessie in Pflege.

Und sein Versprechen, sie wieder aufzupäppeln, – denn so ausgehungert und unterernährt die Hündin war, nahm sie nur sehr langsam zu – hat der Mitarbeiter eines landwirtschaftlichen Betriebes längst eingehalten. Gestern überzeugte sich Tierschutzvereinschef Kurt Gewasda selbst davon. Denn aus Tessie ist wieder eine bildschöne Altdeutsche Schäferhunddame geworden, mit glänzendem Fell, wachen Augen und kraftvollen Bewegungen, die gern spielt, „manchmal auch Dummheiten macht“, wie Herrchen augenzwinkernd verrät, und auf ihren neuen Besitz aufpasst. „Sie ist extrem aufmerksam, schlägt sofort an, wenn jemand kommt, gehorcht aber auch sofort, wenn sie Ruhe geben soll“, sagt der 59-Jährige stolz.

Seit Kurzem nun, ist er sogar noch ein bisschen stolzer auf das neue Familienmitglied. Denn seit einigen Tagen gehört ihm sein Pflegetier auch rechtlich.

Denn der ehemalige Besitzer hat sein Eigentumsrecht verwirkt, indem er den Hund so vernachlässigt habe, erläutert Birgit Matthies vom Gardeleger Ordnungsamt. Die Stadt hat deshalb dem Tierheim bestätigt, dass das Tier an einen geeigneten Interessenten vermittelt werden kann.

Schriftlich konnte die Stadt dem ehemaligen Eigentümer übrigens nichts zustellen. „Wir haben keine Adresse von ihm“, so Matthies. Sie gehe aber dennoch davon aus, dass der Mann Bescheid weiß. In seinem Umfeld sei bekannt, dass der Hund sichergestellt wurde. Zudem hatten die Tierschützer in seinem Garten eine Nachricht hinterlassen.

„Der weiß ganz genau, was passiert ist“, zeigt sich gestern auch Tierschutzvereinschef Kurt Gewasda überzeugt. Und wenn ihm irgendwas an Tessie gelegen hätte, hätte er ja nachfragen können. „Er hat sich aber kein einziges Mal nach ihr erkundigt.“ Gegen den Mann haben sowohl Tierschutzverein als auch die Stadt Anzeige wegen Tierquälerei erstattet. Ein Tierhalteverbot muss allerdings das Veterinäramt des Kreises aussprechen. Informiert ist die Behörde über den Fall.

Deutliche Worte findet Tessies neuer Besitzer: „Der sollte mir lieber nicht über den Weg laufen“, sagt der 59-Jährige.