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Igel-Rettung Ein Fünf-Sterne-Hotel für Familie Igel

Einen gefährlichen Ort für die Kinderstube ihrer Jungen hatte sich eine Igelmama in Gardelegen ausgesucht.

Von Gesine Biermann 25.08.2016, 19:02

Gardelegen l Der Sonntagsspaziergang mit Mischlingshund Peppi wollte nicht so recht vorangehen. Peppi hatte irgendwie keine Lust zum Spazierengehen. Dafür schien es ihm eine Mülltonne in der Nachbarschaft angetan zu haben. „Er hat nicht aufgehört, sie ununterbrochen anzubellen“, sagt Gundula Klinke.

Ein Blick in die Tonne bringt zunächst einmal nichts. Erst als sie sie ein bisschen zur Seite kippt, wird ihr klar, was Peppi hier aufregt. Unter der Tonne, in einer Kuhle voller Blätter liegen drei winzige Igelkinder – noch mit geschlossenen Augen, aber sonst schon richtig perfekte kleine Stacheltiere.

Und so stellte die Gardelegerin die Mülltonne erst einmal schnell wieder darüber, um sie nicht zu verängstigen.

Allerdings: Dort konnten sie nicht bleiben. Das sei ihr schnell klar gewesen, sagt die tierliebe Gardelegerin. Denn zu einem werden die Mülltonnen hinter dem Wohnblock an der Stendaler Straße ja häufig bewegt – zumindest wenn sie abgeholt werden. Zum anderen herrscht auf der Straße selbst reger Verkehr. „Wir haben hier schon öfter mal totgefahrene Igel gefunden“, sagt Gundula Klinke.

Und so steht schnell fest: Die kleine Familie muss umgesiedelt werden. Bei Igelexpertin Stefanie Meißner von der Igelhilfe Altenburg lässt sich Klinke telefonisch darüber beraten, wie ein neues Domizil aussehen könnte. Sie bekommt viele Tipps.

Zu viert wurden die stacheligen Gesellen dann schließlich in einen großen Karton gepackt. Und von dieser Zwischenstation aus ging‘s ab in den Garten, weit weg von den großen Straßen.

Auf Empfehlung von Expertin Stefanie Meißner spannte Gundula Klinke dann ihren Bruder mit ein. Der Tischler baute ihr aus Brettern ein Igelgehege „um einen Busch herum.“ Auch das war ein Tipp. Ein Brett über einen Teil des Geheges schützt nun vor Regen, innen liegen die stachligen Babys weich in Laub und das Menü für die alleinerziehende Mutter – zusammengestellt nach den jüngsten Erkenntnissen der Igelforschung – wird täglich serviert.

Und über das Futter im Gehege freut sie sich offenbar sehr. Das nämlich verputzt sie täglich. Allerdings wollte sich Mama Igel im Fünf-Sterne-Hotel nicht nur ausruhen. „Sie hat sich unter den Brettern durchgebuddelt“, erzählt ihre neue Vermieterin. Durch den Gang kann sie jetzt raus und rein, wann sie mag und ihren Speiseplan aufstocken.

Zum Rundumwohlfühlservice für die Familie gehört deshalb nun auch noch eine weitere Dienstleistung: der Wachschutz. Täglich schaut Gundula Klinke nämlich nach, ob Mama wirklich da war. Nur zur Beruhigung.