Prüfung Die letzte Hürde

Momentan steht für 23 künftige Waidmänner- und frauen aus dem Altmarkkreis Salzwedel die Prüfungszeit auf dem Programm.

Von Gesine Biermann 15.05.2017, 03:00

Berge l Ganz ruhig hält Heiko Barnieck aus Algenstedt die Kurzwaffe Hand. Mehrmals drückt er den Abzug. Kein Wackeln, kein Zittern. Ausbilder und Schießparkleiter Michael Baumgarten nickt zufrieden, auch noch als er mit den drei Teilnehmern der Gruppe nach vorn zur Scheibe geht, um die Ergebnisse auszuwerten. Die Generalprobe ist gut verlaufen. Jetzt muss nur noch am nächsten Tag alles glatt gehen, dann ist die erste Hürde auf dem Weg zum Jagdschein genommen.

Wie der Algenstedter trainierten am Sonnabend insgesamt 23 Altmärker den Umgang mit verschiedenen Waffen. Es ist der erste Teil der umfangreichen Jagdprüfung, der sich die Männer und Frauen aktuell stellen. Die Theorie, haben sie fast hinter sich. Und die hat es in sich, versichert Sven Laeseke aus Mehrin. Ohne Büffeln geht es nicht. „Man muss vor allem dranbleiben“, sagt er. „Wer erst 14 Tage vorher anfängt zu lernen, hat verspielt.“

Was im Kopf geblieben ist, von rund 100 Stunden Theorie, wird sich Ende Mai herausstellen. Dann absolvieren die künftigen Jäger ihre schriftlichen Prüfungen. Voraussetzung sei allerdings die bestandene Schießprüfung. Wer dann auch schriftlich bei 140 Fragen richtig antwortet, wird zur Revierprüfung zugelassen. Erst dann dürfen sich die Absolventen Jäger nennen, einen Jagdschein lösen und nach drei Jahren erst selbst Jagdpächter sein. Die Regeln sind streng. „Jede Prüfung kann auch nur ein Mal wiederholt werden“, so Baumgarten. Wer es zwei Mal nicht schafft, ist raus.

Wer es schafft, übernimmt eine große Verantwortung, nicht nur für das Wild, sondern auch für den Naturschutz, Art-erhaltung und seine Mitmenschen. Jäger seien auch Heger, erinnert Kreisjägermeister Ulrich Brückner, der bei den Schießübungen vorbeischaut.

Ihn freut, dass auch immer mehr Frauen diese Verantwortung auf sich nehmen. Fünf sind in diesem Jahr im Altmarkkreis dabei.

Eine von ihnen ist Anja Stubbe aus Jeetze. Auch sie übt am Sonnabend konzentriert das Schießen. Und sie ist sicher, dass sie nach bestandener Prüfung auch Wild erlegen kann. „Sonst hätte ich ja gar nicht erst damit angefangen“, sagt sie überzeugt.

„Jagen hat schließlich auch immer etwas mit Passion zu tun“, macht Michael Baumgarten klar. „Und jeder hat sich lange vorher damit auseinandergesetzt.“ Auch er kann sich aber noch gut an seinen ersten Schuss erinnern. Ein Reh. „Und ich hatte mindestens einen Puls von 180“, verrät er augenzwinkernd.

Dieser Moment, er liegt nun noch vor den 23 künftigen Jägern, die oft schon einen familiären Bezug zur Jagd haben, weiß Baumgarten. Und deshalb wissen die meisten, was Jagd bedeutet. Und zwar auch, sich Zeit für die Jagd zu nehmen, erinnert Ulrich Brückner, spätestens im eigenen Revier: „Wenn Sie länger dabei sind, kennen sie ihre Tiere meist genau.“

Ein echter Jäger sei allerdings nicht nur auf das jagdbare Wild fixiert, macht Brückner klar. „Wenn man als Jäger durch den Wald geht, freut man sich über die roten Waldameisen genauso wie über das Wild.“