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Jagd Kreisjägerschaft warnt vor Schweinepest

Jägern wird bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest eine besondere Aufgabe zuteil. Darüber sprach die Kreisjägerschaft in Zichtau.

Von Conny Kaiser 26.03.2018, 01:00

Zichtau l „Es ist keine Frage mehr, ob, sondern wann sie bei uns ausbricht.“ Auch Landrat Michael Ziche kommt bei seinem Grußwort, das er am Sonnabend zur Eröffnung der Kreisjägerkonferenz im Ferienpark Zichtau spricht, nicht an der Afrikanischen Schweinepest, kurz ASP, vorbei.

Die Seuche bedroht deutsche Tierbestände. Jäger sind angehalten, die Wildschweinpopulation einzudämmen und bei erlegten oder gar tot aufgefundenen Tieren besondere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und Proben einzureichen. Deshalb nimmt die ASP auch einen großen Platz auf der Tagesordnung der diesjährigen Kreisjägerkonferenz ein, an der Waidmänner und -frauen aus allen drei Jägerschaften des Altmarkkreises Salzwedel teilnehmen. Damit sie ein umfassendes Bild über die ASP selbst, über ihre Ansteckungswege und Maßnahmen zur Verhinderung einer Einschleppung beziehungsweise zum Umgang mit etwaigen Verdachtsfällen erhalten, ist Veterinärmediziner Ramón Rulff eingeladen worden. Er verantwortet das Sachgebiet Tierseuchen in der Kreisverwaltung Salzwedel.

Und Rulff macht deutlich: „Das größte Risiko für eine Einschleppung der Seuche ist nicht das Tier, sondern es ist der Mensch.“ Was heißt das? Innerhalb des Schwarzwild-Bestandes – die Tiere gelten als sehr standorttreu – verbreitet sich das Virus relativ langsam. „Im Vergleich dazu kommt die klassische Schweinepest einem Flächenbrand gleich“, erklärt Rulff. Bei der ASP ist der Hauptübertragungsweg hingegen das Blut. Und wenn Menschen mit kontaminiertem Blut oder Fleisch in Berührung kommen – für sie selbst ist die ASP ungefährlich – und keine ausreichenden Schutzmaßnahmen ergreifen, dann können sie den Erreger weiterschleppen. „Der Schwerlastverkehr ist ein besonders hoher Risikofaktor.“ Und damit sei auch die hiesige Region gefährdet, so der Veterinärmediziner. Er zeigt Kartenmaterial von bereits betroffenen osteuropäischen Ländern, in denen die ASP-Fälle besonders häufig entlang der Autobahnen registriert worden sind. Und man müsse sich nur einmal vor Augen halten, wie intensiv der Export und Import von Fleischprodukten nach und aus Polen sei, um sich ausmalen zu können, welch große Gefahr auch hierzulande inzwischen herrsche.

Allein in diesem noch sehr jungen Jahr habe es schon 813 ASP-Fälle bei Wild- und vier ASP-Fälle bei Hausschweinen in Polen gegeben, berichtet der Seuchenschutz-Fachmann und verweist darauf, dass diese Form der Pest immer tödlich verlaufe, wobei sie anfangs mit völlig unspezifischen Allgemeinsymptomen einhergehe. „Die Entwicklung eines Impfstoffes ist nicht möglich“, betont Rulff. Denn in der kurzen Zeit zwischen Ansteckung, Krankheitsausbruch und Tod des Tieres würden keine Antikörper gebildet. Aber nur über sie ließe sich ein Impfstoff herstellen.

Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, so Rulff, habe bereits 2017 gewarnt: „Sollte sich die ASP in einer Region fest in der Wildschweinpopulation etabliert haben, haben wir kaum eine Chance, sie wieder loszuwerden.“ Zwar seien mittlerweile Vorgaben entwickelt worden, wie nach einem ASP-Fall in sogenannten Restriktionsgebieten vorgegangen werden müsse – die Maßnahmen würden vom mehrwöchigen Betretungsverbot über Elektrozaun-Installationen bis zu einem befristeten Flächenbewirtschaftungsverbot reichen, was einem „Supergau für die Landwirte gleichkäme –, doch wisse niemand, ob damit die erhoffte Wirkung zu erzielen sei, so Rulff. Das Virus sei unberechenbar. Und es bedrohe die deutsche, exportorientierte Fleischwirtschaft.