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Jubiläumskonzert Gardeleger Männerchor feiert Geburtstag

Singen hält jung. Dass dies keine Mär zu sein scheint, zeigte sich bei der Festveranstaltung zum 135. Geburtstag des Männerchors Gardelegen.

Von Andreas Puls 04.07.2016, 03:00

Gardelegen l Der Männerchor Eintracht Gardelegen ist nicht mehr so riesig wie noch zu seinen besten Zeiten, als er bis zu 190 Mitglieder zählte. Aber auch mit knapp 40 stimmkräftigen Sangesbrüdern vermag das Ensemble noch immer zu begeistern. Das zeigte sich wieder einmal im Gardeleger Schützenhaus. Dorthin hatte der Chor zur Festveranstaltung anlässlich seines 135-jährigen Bestens eingeladen. Peter Jaenicke, Chorvorsitzender, begrüßte die zahlreichen Gäste der Festveranstaltung. Gleich eingangs gedachte der Vereinschef des erst vor wenigen Wochen verstorbenen Postchor-Leiters, Bernd Werner, der sonst bei den Festkonzerten für die Klavierbegleitung gesorgt hatte. Dankenswerterweise sei Kantorin Monika Wrobel kurzfristig eingesprungen. „Der Männerchor Gardelegen ist im Prinzip über Jahrzehnte hinweg eine eingeschworene Gemeinschaft mit Leistungswillen“, sagte Jaenicke. Der Chor sei auch Heimat für alle Mitglieder. Und er gab den Gästen eine Bitte mit auf den Weg: „Bitte werben Sie für den Männerchor. Wir müssen uns verjüngen. Die Anfänge sind getan.“

Dass der Chor – trotz des gehobenen Durchschnittsalters der Sänger – noch sehr gut musizieren kann, gab es unmittelbar im Anschluss beim ersten Lied, „Eintracht und Liebe“, zu hören. Als unverzichtbaren Kulturträger für die Stadt würdigte Bürgermeisterin Mandy Zepig in ihrem Grußwort den Chor. Sie bedankte sich dafür beim Vorstand, der Chorleitung und bei allen Mitgliedern. Die Bürgermeisterin hatte auch geschichtlich recherchiert. Der Männerchor Eintracht habe sich etwa zur gleichen Zeit wie die Elektrizitätswerke in Gardelegens gegründet. „Die Glühbirne gibt es mittlerweile nicht mehr, wohl aber den Männerchor“, scherzte sie. Mandy Zepig überreichte an Peter Jaenicke zwei große historische Fotos des Männerchores. Mit „Röslein auf der Heiden“ trugen die Eintracht-Männer dann eines der nach wie vor am häufigsten von deutschsprachigen Chören vorgetragenen Lieder vor.

Der Landrat des Altmarkkreises, Michael Ziche, erinnerte unter anderem daran, dass der Männerchor Gardelegen zu den Gründungsmitgliedern des Sängerkreises Heide-Drömling gehöre. Er zähle zu den etabliertesten Männerchören im Altmarkkreis. Ziche hob auch die musikalische Qualität des Klangkörpers hervor. Dies sei sicher maßgeblich der Arbeit des langjährigen Chorleiters, Hans Eggert, aber auch seinen Vorgängern, zu verdanken. Der Redner erinnerte an zahlreiche Auszeichnungen, die der Chor unter anderem auf Landesebene erhielt. Ziche überreichte schließlich eine finanzielle Spende, stellvertretend für den Chor, an Peter Jaenicke.

Danach gab der Männerchor eine ausgiebige musikalische Kostprobe. Lieder wie „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“, „Abschied vom Wald“ (gesungen vom Doppelquartett unter Leitung von Hans-Joachim Exler), über das Jägerchor-Lied aus dem Freischütz bis hin zu „Freude schöner Götterfunken“ erklangen – ein Ohrenschmaus für die Zuhörer. Festlicher Höhepunkt in diesem Konzertteil war jedoch Franz Schuberts „Nachtgesang im Walde“, das der Chor mit professioneller instrumentaler Begleitung von vier Hornisten vortrug. Peter Jaenicke hatte dafür das Magdeburger Hornquartett unter der Leitung des Schweizers Ueli Bitterli arrangiert. Mit ihm musizierten Claudiu Jitianu, Gill Williams, und Miguel Garcia. Alle vier Musiker gehören den Magdeburger Philharmonikern an.

Zwischen den Titeln stellte Hans-Joachim Exler immer wieder sein Talent als unterhaltsamer Moderator unter Beweis. Er brillierte mit viel Humor und Hintergrundwissen und gab manche spaßige Anekdote aus der Chorgeschichte zum Besten. Exler erinnerte an eine der ältesten Traditionen des Chores – das Quartettsingen. Dabei werden Sänger zu den einzelnen Quartetten ausgelost und müssen dann ein Pflichtlied und ein Kürlied singen. Die Vorträge, so Exler, werden von einer strengen Jury bewertet. „Das Sieger-Quartett kommt auf die Ehrentafel und bekommt, wie auch die Letzten, Würstchen zur Stärkung spendiert“, beschrieb Exler.

Ein kleines Extra-Kapitel erhielt die DDR-Zeit in seinen Ausführungen. „In den 1970er Jahren entdeckte die DDR-Kulturpolitik den Wert unserer Sangeskunst und erhob uns zum ,Hervorragenden Volkskunstkollektiv‘, woran sicher auch Hans Eggert seinen Anteil hat, denn seit 1971 ist er unser Chorleiter“, unterstrich Exler. Die Anerkennung habe 1981 zur Auszeichnungs-Konzertreise nach Donezk geführt. Exler: „Schade nur, dass die Obrigkeit nur handverlesene ,artige‘ Sänger fahren ließ – natürlich unter Kontrolle des FDGB und des Chor-Partei-Kollektivs.“

Nach einer Pause zeigte der Männerchor noch einmal sein Können. „Wir lassen es nun moderner anklingen“, meine Exler. Gesagt, getan. Die Sangesbrüder begeisterten mit Schlagern wie „Wann wird‘s mal wieder richtig Sommer“, „Über den Wolken“ und sogar dem DDR-Kulthit „Über sieben Brücken“. Um die Feierlaune noch zu heben, erklangen Trinklieder wie „Griechischer Wein“ oder auch „Die kleine Kneipe in meiner Straße“. Hans Eggert drehte sich beim Dirigieren immer wieder in Richtung Publikum und regte es so zum Mitsingen und -schunkeln an. Die Zuschauer waren so hingerissen, dass sie sich noch „Chiantiwein“ und „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ als Zugabe erklatschten.

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