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Jugendcamp Mandy Zepig: "Die Erinnerung wach halten"

Jugendliche aus acht Ländern beteiligen sich am Internationalen Jugendcamp der Deutschen Kriegsgräberfürsorge.

Von Andreas Puls 10.08.2015, 19:41

Gardelegen l Insgesamt 33 Jugendliche sowie junge Frauen und Männer im Alter zwischen 16 und 26 Jahren beteiligen sich in diesem Jahr am traditionellen Internationalen Jugendcamp des Landesverbandes Sachsen-Anhalt des Vereins Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Die Schüler und Studenten kommen aus Russland, Weißrussland, der Ukraine, der Türkei, Italien, Polen, Deutschland und Rumänien.

Wichtigstes Anliegen des zweiwöchigen Jugendtreffens ist – wie in jedem Jahr – die Förderung von Frieden und Völkerverständigung. Die Veranstaltung steht diesmal unter dem Motto „Peace Monument“.

Der Dreh- und Angelpunkt für das Jugendcamp des Landesverbandes Sachsen-Anhalt der Kriegsgräberfürsorge ist in diesem Jahr Magdeburg. Der Besuch der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe steht traditionsgemäß mit auf dem Programm. Und nicht nur das, die jungen Leute und ihre Betreuer sind für zwei Tage im Ferienpark Zichtau untergebracht. Von dort werden sie am Dienstag erneut zur Gedenkstätte gefahren, um gemeinsam einen Arbeitseinsatz auf der Anlage zu verrichten.

Am Montagvormittag wurde die ansehnliche Besuchergruppe von Hans-Joachim Becker, Vorsitzender des Kreisverbandes Gardelegen der Kriegsgräberfürsorge, auf dem Gelände der Mahn- und Gedenkstätte begrüßt. Mit zu den Gästen zählten zudem unter anderem Dieter Steinecke, Vorsitzender des Landesverbandes der Kriegsgräberfürsorge, der Landesgeschäftsführer des Vereins, Jan Scherschmidt, Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig und Paul Schmidt vom Förderverein Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibbe.

Becker führte die Gruppe über die Gedenkstätte und gab Erläuterungen an einigen Informationspunkten. Außerdem informierte er über Hintergründe des Massakers von Gardelegen und des vorangegangenen Todesmarsches. Nina Janz, Leiterin des Jugendcamps übersetzte die Erläuterungen Beckers ins Englische. Zu den emotionalsten Momenten des gestrigen Besuchs zählte die Besichtigung der Feldscheune, in der am 13. April 1945 insgesamt 1016 KZ-Häftlinge von Angehörigen der SS sowie zahlreichen weiteren Beteiligten bei lebendigem Leibe verbrannt oder auf andere Weise ermordet wurden. Dort wurde eine Schweigeminute für die Opfer des Verbrechens eingelegt.

„Es freut mich, dass auch in diesem Jahr wieder so viele junge Menschen an dem Jugendcamp teilnehmen. Das sind sehr wichtige Initiativen, um die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und die damit verbundenen Verbrechen wach zu halten“, so Mandy Zepig in einer kurzen Ansprache im Anschluss an die Schweigeminute. Gemeinsam besichtigt wurde danach auch das Gräberfeld mit den 1016 Holzkreuzen sowie das Totenbuch. Hans-Joachim Becker wies darauf hin, dass die jüngsten Opfer des damaligen Verbrechens erst 16 Jahre alt waren – und damit noch so jung, wie die jüngsten Teilnehmer des derzeitigen Jugendcamps.

„Es ist gut und sehr wichtig, dass sich junge Leute aus vielen verschiedenen Nationen treffen, um sich mit dem zu befassen, was vor 70 Jahren hier passierte und sich in der Zeit davor abspielte. Ich denke, dass diese Auseinandersetzung in dem Anliegen münden muss, die Demokratie zu schützen und für den Frieden zu kämpfen. Daran müssen möglichst viele Menschen aktiv mitwirken. Das Jugendcamp ist ein Beirag dazu“, betonte Dieter Steinecke, der auch Mitglied des Landtages von Sachsen-Anhalt ist und dort der CDU-Fraktion angehört.

Zu den Teilnehmern des Jugendcamps zählt zum Beispiel Maxim Schevtsov aus Kaliningrad (Russland). „Meine Deutschlehrerin hat mich überzeugt, nach Deutschland zu fahren. Sie hat vor einigen Jahren selbst an dem Camp teilgenommen“, berichtet der Schüler einer zehnten Klasse. „Ich bin davon überzeugt, dass der Zweite Weltkrieg eine Katastrophe für die ganze Welt war. Es ist daher enorm wichtig, die Erinnerung daran wach zu halten“, ist Maxim überzeugt. Aus der Türkei nehmen unter anderem die Schülerinnen Elif Alan, Ecem Karakush und Aslihan Alimöglu teil. Die vier Schülerinnen der Klassenstufe 10 des „Cagaloglu Anatolian Gymnasium“ Istanbul wollen etwas Positives für die Welt bewegen und außerdem ihre Deutschkenntnisse verbessern.

Alfredo Campanelli ist der einzige Teilnehmer aus Italien. Er studiert Wirtschaft im süditalienischen Benovento. „Ich war schon 2014 mit beim Camp dabei. Neben der Verbesserung meiner Deutschkenntnisse ist es mir ein wichtiges Anliegen, etwas für die Völkerverständigung und den Frieden zu tun.“ Gestern Abend hatte der Rotary-Club Gardelegen alle Campteilnehmer zu einem gemeinsamen Grillabend eingeladen.