1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Mit gekämmten Keulen zum Bundeswettbewerb

Jungviehschau Mit gekämmten Keulen zum Bundeswettbewerb

Der Solpker Lutz Kulina züchtet erfolgreich Charolais-Rinder. Mit zwei Tieren fährt er zur Bundesjungviehschau nach Thüringen.

Von Ilka Marten 08.10.2015, 21:00

Solpke l Gestern standen Maike, Fridi und Jamaque noch im Schaum, spätestens morgen wird jedes Haar ihres cremefarbenen Fells in perfekter Form sitzen. Der Solpker Lutz Kulina wird heute mit zwei der drei Färsen zur Charolais-Bundesjungviehschau nach Teichröda in Thüringen fahren.

Jamaque – sie stammt aus Frankreich und Lutz Kulina kaufte sie dort direkt vom Züchter – ist aufgrund ihrer Qualität gesetzt. Zwischen Maike und Fridi wird sich der 49-Jährige, der seit zehn Jahren Charolais-Rinder züchtet, noch entscheiden. „Fridi ist schon erfahrener bei Schauen, aber Maike hat noch ein bisschen mehr Größe, vielleicht sollten wir sie einmal mitnehmen“, so der Züchter. Es wird am Ende eine Bauchentscheidung werden.

Erfahrung bei Schauen haben Kulina und Sohn Ronny (32) schon seit vielen Jahren. Und den Färsen der französischen Fleischrasse ist der regelmäßige Umgang mit Menschen anzumerken. Ganz gelassen standen sie gestern Nachmittag auf dem Hof, ließen sich nass machen, mit Spülmittel einschäumen und von Kopf bis Fuß bürsten. Direkt vor der Schau wird dann noch einmal gekämmt, was das Zeug hält. Damit das Fell auch in Form bleibt, nutzt Kulina Wachsstifte aus Frankreich. Immer abwechselnd heißt es dann: einmal mit dem Wachsstift über das Fell, dann wieder bürsten.

Morgen in Teichröda kommt es auf Bemuskelung der Tiere im Bereich der Keule an, auf ein breites Becken für das Gebären der Kälber und korrekte Gliedmaßen. Ein Richter aus Österreich wird die insgesamt 90 Tiere aus Deutschland, dem Elsass und Luxemburg bewerten. Und Kulina hofft natürlich auf Preise für seine Färsen. „In den vergangenen Jahren sind wir mindestens immer mit einem 1a-Preis nach Hause gefahren“, so der Solpker. Der größte Erfolg wäre natürlich der Bundessieg bei den Jungrindern. Aus Sachsen-Anhalt treten neben Kulina nur noch zwei weitere Züchter mit ihren Tieren an. Warum er sich die ganzen Mühen mit dem Herausbringen der Tiere und der weiten Anreise antut? „Man sieht die anderen Züchter wieder. Und außerdem ist es natürlich auch schön, wenn man mit seinen Tieren im Katalog steht, so dass dann doch manchmal die eine oder andere Nachfrage von Kaufinteressenten kommt.“

Insgesamt gehören zu seiner Charolais-Herde 19 Tiere, darunter ein Bulle. Jedes Jahr kommen ihm, der als Klauenschneider Rindern auch beruflich verbunden ist, Kälber zur Welt. Doch in den vergangenen knapp zwei Jahren waren es ausschließlich Bullenkälber. „Dabei brauche ich doch Nachzucht für meinen Bestand.“ Ganz besonderen Nachwuchs präsentierte er dem begeisterten Publikum beim Landeserntedankfest vor wenigen Wochen im Magdeburger Elbauenpark: den kleinen Waisenbullen Imo. Ganz besonderen Nachwuchs präsentierte er dem begeisterten Publikum beim Landeserntedankfest vor wenigen Wochen im Magdeburger Elbauenpark: den kleinen Waisenbullen Imo. Kulinas Frau Doris präsentierte ihn – und dafür war nicht einmal ein Strick nötig. Imo, dessen Mutter kurz nach Geburt gestorben war, lief einfach hinter Doris Kulina und der Nuckelflasche her. Und viele Kinder durften dem Kälbchen aus Solpke, das mit der Hand aufgezogen wird, auch einmal die Flasche geben.