Estedterin ist Vizeweltmeisterin

Estedt l Sie gehört zu den besten Jungzüchtern der Welt: Lisa Wachtel hat es schriftlich. Vor wenigen Tagen kam die Estedterin mit der Silbermedaille der Weltmeisterschaft der Jungzüchter im kanadischen Calgary zurück. Gemeinsam mit Henning Pressel aus Kalbe, Hanna Edler aus Stendal und Teresa Jürges aus Saalfeld trat sie in der Altersklasse (AK) II der 20- bis 25-Jährigen gegen weitere sieben Mannschaften aus Deutschland und etliche aus Österreich, Kanada, den USA, Dänemark, Frankreich, Irland und Schweden an. 120 Starter insgesamt waren dabei. Und ihr Team überzeugte die internationalen Richter, sowohl in der Theorie – immerhin 25 Fragen quer durch die Pferdezucht waren zu beantworten, wohlgemerkt in Englisch – als auch beim Herausbringen, beim Vormustern und beim Beurteilen des Freispringens.

Das war am 20. Juli übrigens die erste Disziplin, die Altersklasse II zu meistern hatte: Dabei gehe es auch darum zu erkennen, wie die Richter urteilen, erzählt Lisa Wachtel. Vier Noten waren zu vergeben – diese wurden später mit der Beurteilung der Jury verglichen. Bewertet wurden zudem das Herausbringen der Pferde, dabei kommt es darauf an, das zugeloste Pferd schön herauszuputzen, einschließlich eingeflochtenem Schweif und Mähne und schicker Hufe.

Bei Vormustern oder auch Vorführen hatte Lisa mit dem kanadische Warmblut Valencio – „sein Spitzname war Winnie the fish“ – schließlich viel Glück und mit Peitschenführerin Hanna Edler auf der Dreiecksbahn auch eine erfahrene Teamkameradin an ihrer Seite. „Es ist ja wirklich immer auch ein bisschen Glückssache, welches Pferd man bekommt.“ Bewertet wurden zudem das Herausbringen der Pferde, dabei kommt es darauf an, das zugeloste Pferd schön herauszuputzen, einschließlich eingeflochtenem Schweif und Mähne und schicker Hufe.

Am Ende überzeugte ihre gesamte Mannschaft die Jury. Hinter einem Team aus Hollstein wurden sie zweite. Und in der Einzelbewertung schaffte es Lisa als Drittplatzierte ebenfalls aufs Treppchen. Mit Hanna Edler aus Stendal, die Zehntbeste in der AK II wurde, und Lukas Paulix (Harz), der für die AK I (16-bis 19-jährige) startete und Achter in der Einzelwertung wurde, holte die Mannschaft aus Brandenburg-Anhalt sogar noch zwei weitere Einzelsiege.

Und darauf sind sie natürlich stolz, die Jungzüchter. Zudem hatten die Gastgeber, der Verband der kanadischen Warmblutzüchter, ein großartiges Rahmenprogramm organisiert, von der Übernachtung in der örtlichen Universität bis hin zu einem Abend mit Ureinwohnern, „wo wir selbst mal deren Tänze ausprobieren konnten“, oder dem Barbecue-Abend mit Countrymusik zur feierlichen Siegerehrung.

Apropos Ehre: Mehr als die Ehre und tolle Urkunden gibt es bei der Weltmeisterschaft der Jungzüchter nicht. Das Erlebnis indes bleibt unvergesslich. Unbezahlbar sei es gewesen, in Kanada dabei zu sein, sagt Lisa Wachtel. „Allein die Reitanlage in Spruce Meadows ist ganz toll“, schwärmt sie. Die ist rund 300 Hektar groß „und eine der Pferdesportstätten mit den höchst dotierten Geldpreisen der Welt. Wir hatten wirklich ganz tolle Bedingungen.“

Dass ihre Teilnahme überhaupt möglich wurde – schließlich kosten allein die Flugtickets viel Geld – dafür hatten mit Zuschüssen der Pferdezuchtverband, viele Vereine und Tierärzte und vor allem das Land Brandenburg gesorgt. Nach den Weltmeisterschaften in Irland 2009, Frankreich 2011, Schweden 2013 und Großbritannien 2015 war es nämlich die erste WM in Übersee.

Für Lisa Wachtel ist es allerdings die letzte, denn 2019 fällt die heute 25-jährige Landwirtschaftsstudentin nicht mehr in die Altersklasse der Jungzüchter. Aber vielleicht könne sie dann ja als Coach mit nach Österreich mitfahren, hofft sie. Genug Erfahrungen hat sie als vielfache Preisträgerin ja. Und falls nicht, ist da schließlich auch noch Bruder Christian, der in Kanada für die AK I dabei war. Der Name Wachtel/Estedt bleibt also spannend in Sachen Pferdezucht.