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Kabarett Der Seniorenkindergarten

Bernhard Biller und Jürgen Fliegel sind im Rahmen des Grenzgängerfestivals in Miesterhorst aufgetreten.

Von Gesine Biermann 24.10.2017, 21:00

Miesterhorst l „Mensch, es sind abor heude viele Leude da inner Seniorenresidenz.“ Die beiden älteren Herren, die da vor dem Altar in der Kirche stehen, staunen nicht schlecht – und zwar in schönstem breitem Sächsisch.

Aber es habe ja wohl auch seinen guten Grund, dass so viele gekommen seien: „Hier soll ja heude Omd enne Powerpointpräsentatschon stattfinden“, erinnert Herr Schmidt. Nur ist es noch nicht ganz so weit. „Es zieht sisch wohl noch äwas hin.“ Da können die zwei noch ein bisschen lästern. Zum Beispiel über ihre Mitbewohnerin „die Sängeblesch“. Die habe ja wohl eindeutig „Enn Dekoldee für zwölf Personen“, kichern die beiden.

Gut dass ihre Frauen noch nicht in der Nähe sind. Apropos: „Deine gefällt mir derzeit gar nisch“, sagt Herr Schmidt. Herr Walter zuckt nur mit den Achseln: „Mir gefiel se noch nie!“

Und genau in dem Ton geht es am Sonnabendabend schließlich auch weiter in der Miesterhorster Kirche. Genau dahin haben sich Herr Schmidt und Herr Walter alias Jürgen Fliegel und Bernhard Biller nämlich verirrt. Und zwar im Rahmen des Grenzgängerfestivals. Und ihr derzeitiges „Zukunftskabarett“ unter dem Motto „Mit Sex und Crime durchs Altersheim oder: Mit den Dritten lacht man besser“, kommt gut an.

Denn Biller und Fliegel schlüpfen in drollige Rollen. So in die des Wachtmeister Prause (Jürgen Fliegel), der der besorgten Seniorenheimbewohnerin (Bernhard Biller) aus seinem Revier nur schwer klarmachen kann, warum der Exhibitionist, der sonst regelmäßig blank zog, sich plötzlich nicht mehr im Park vorm Altersheim sehen lässt, oder in die des leicht dementen Sängers Clemens (Fliegel), der sich seine Gedächtnislücken im Text einfach von seinen „Mitresidenzlern“ auf den Bänken vor ihm füllen lässt.

Denn auch singen können die zwei Leipziger, und zwar richtig gut. Das beweisen sie in zahlreichen frechen Liedern unter dem Motto „Heute drück‘mer auf die Tube, morgen fahrn mir in die Grube.“

Und natürlich haben sie jede Menge Witze im Repertoire, die die Zuschauer vor ihnen immer wieder zum Kichern bringen: „Was ist enn Gebiss, das in Spogheddi gefallen ist? – Zahnpasta!“

Alles in allem ist den Besuchern am Ende dann auch völlig klar, welche Botschaft ihnen die beiden älteren Herren da vermitteln wollen. Nämlich die, dass man auch im Alter noch richtig viel Spaß haben kann. Denn auch wenn die Autos dann nur noch „Null PS“ haben, mit dem richtigen Dreh kann so ein durchgestylter Rollator in ferrari-rot eben auch ein echt heißer Schlitten sein.