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Pogromnacht Kerzen für jüdischen Gedenkstein

Bürger und Vertreter von Gardelegen gedachten der Pogromnacht.

Von Doreen Schulze 12.11.2017, 02:00

Gardelegen l Mit einer Feierstunde gedachten am Donnerstag Mitglieder der evangelischen Gemeinde, der Adventgemeinde und der katholischen Gemeinde sowie Bürger und Verteter der Stadt in der Friedhofskapelle der Pogromnacht 1938. 79 Jahre ist es her, dass in Deutschland die systematische Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten begann, dass Synagogen brannten, die Fensterscheiben der jüdischen Geschäfte eingeworfen und die Läden geplündert, das Menschen entwürdigt und erniedrigt wurden. „Plötzlich waren Menschen, mit denen man gestern noch in Nachbarschaft zusammenlebte, keine ehrbaren Mitbürger mehr“, so Pfarrer Martin Goetzki. Er erinnerte aber auch daran, all jener Menschen zu gedenken, die den jüdischen Mitbürgern damals geholfen haben.

Auch in Gardelegen seien in dieser Novembernacht jüdische Mitmenschen entwürdigt worden. Karl-Heinz Reuschel entzündete im Anschluss auch für sie die Kerzen der Menorah, eines siebenarmigen Leuchters, der als eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums gilt. Vor mehr als 20 Jahren schenkte der einstige jüdische Einwohner Gardelegens, Joachim Behrens, der Stadt diese Menorah.

„Der 9. November ist ein geschichtsträchtiges Datum“, so Bürgermeisterin Mandy Zepig in ihrer Rede. Aber während die Ereignisse von 1989 von vielen noch erlebte Erinnerung sei, seien die Ereignisse von 1938 fern, seien Geschichte. Das Buch “Schicksale jüdischer Familien aus Gardelegen“ von Gisela Bunge bringe diese Zeit dem Leser wieder näher, zeige, wie nah diese Ereignisse waren. Aus dem Buch nannte Zepig beeindruckende Zahlen. So lebten 1933 in Gardelegen etwa 55 jüdische Bürger. Fünf von ihnen haben dank ihrer Ehepartner, die zu ihnen hielten, die NS-Jahre in Deutschland überlebt. Vierzehn wanderten aus. Zwei durchstanden mit schweren gesundheitlichen Schäden die Lagerhaft. Ungefähr 35 jüdische Bürger kamen in Ghettos oder Konzentrationslagern ums Leben.

Christen und Schüler des Gardeleger Gymnasium trugen literarische Texte vor, Konfirmanden ein Gebet. Danach gingen die Teilnehmer der Andacht schweigend zum Gedenkstein, der an die jüdischen Opfer erinnert, und stellten ihre Kerzen ab.