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Kinderklinik Förderverein geht in die Offensive

Der Förderverein Kindertraum der Kinderklinik Gardelegen geht mit einer Unterschriftenaktion gegen die Schließung in die Offensive.

Von Cornelia Ahlfeld 18.06.2020, 21:00

Gardelegen l Man müsse prüfen, wie die Gardelegener Kinderklinik in der Bevölkerung angenommen wird, hatte Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) am Rande einer Regionalkonferenz der SPD in Winterfeld zu den Schließungsabsichten geäußert. Für den Förderverein der Gardelegener Kinderklinik quasi eine Steilvorlage. Das sollte zu schaffen sein, den Beweis zu erbringen, wie eng die Bevölkerung mit ihrer Kinderklinik verbunden ist.

Denn es dürfte kaum ein Elternhaus geben, das nicht schon Kontakt mit der Kinderklinik oder auch der Kinderarztpraxis im Medizinischen Versorgungszentrum des Altmark-Klinikums in Gardelegen gehabt hat. Denn beide Einrichtungen werden von der kommissarischen Chefärztin der Kinderklinik, Ulrike Schulz, und der Kinderärztin Zhasmina Popova betreut.

Und so startet der Förderverein der Kinderklinik auch eine ungewöhnliche Offensive. Denn alle Eltern, die in irgendeiner Form eine Beziehung zur Kinderklinik hatten oder haben, sind aufgerufen, in kurzen Erlebnisberichten ihre Erfahrungen zu schildern. „Sie sollen kurz den Fall schildern, was passiert ist und wie die Versorgung war, was sie erlebt haben“, stellte Sandra Hietel vom Vorstand des Vereines gestern vor Pressevertretern die Aktion vor.

Sie ist Bestandteil eines Paketes, das der Verein zum Erhalt der Gardelegener Kinderklinik geschnürt hat. Am 19. Juni startet eine Unterschriftenaktion. Die Listen liegen in Geschäften, Gaststätten, Firmen, Tankstellen, Kitas, Arztpraxen aus, „also überall dort, wo viel Publikumsverkehr ist“, erläuterte Fördervereinsvorsitzende Christine Schulz.

Interessenten, die den Verein dabei unterstützen wollen, können sich die Listen auch ausdrucken und selbst Unterschriften sammeln, etwa in der Nachbarschaft, im Kollegen- oder Freundeskreis. Die Listen werden auch in Nachbarkreisen, wie Stendal und Haldensleben, ausgelegt.

Dazu kommen Anzeigen der etwas anderen Art, die in den Medien und sozialen Netzwerken veröffentlicht werden sollen, um Fachkräfte, vornehmlich Kinderärzte, für Gardelegen zu finden. Denn neben finanziellen Belangen sei der Fachkräftemangel in der Pädiatrie für den Träger des Klinikums ein Aspekt für die Schließung, so Schulz. Nach aktuellem Stand wären zwei neue Kinderärzte für Gardelegen erforderlich.

Nicht ausgeschlossen sind auch Demos, etwa vor dem Magdeburger Landtag. „Wir haben eine gültige Krankenhausplanung für Sachsen-Anhalt“, betonte Hietel. Da sei die Schließung der Kinderklinik in Gardelegen nicht enthalten. Zudem habe der Landtag im Rahmen des Doppelhaushaltes beschlossen, ein Gutachten für Krankenhausinvestitionen zu erstellen. Das werde jetzt auf den Weg gebracht. Es mache keinen Sinn, eine Kinderklinik im ländlichen Raum zu schließen, ohne zu wissen, wohin die Reise geht.

Sicher könne man bestimmte Zwänge der Träger verstehen, wie die Finanzierung über Fallpauschalen. „Das muss die Bundespolitik regeln. Ein Krankenhaus gehört zur Daseinsfürsorge“, stellte Hietel klar. Ein Krankenhaus könne ohne Kinder nicht zukunftsorientiert sein.

Am 26. Mai sei der Verein vom Träger des Klinikums mit den Standorten in Gardelegen und Salzwedel, der Salus Altmark Holding GmbH, über die Schließungspläne zum Jahresende informiert worden. Über den Sommer hinweg sollte noch Zeit sein, andere Lösungswege zu finden. „Wir wollten aber nicht warten, wir wollten handeln“, sagte Schulz. Nach vielen Gesprächen seien die Ideen zusammengetragen und am Abend des 17. Juni den Mitgliedern des Fördervereines vorgestellt worden.

Am 2. Juli findet ein Gespräch im Sozialministerium statt. „Wir werden also bis dahin powern“, kündigte Hietel an. Denn ein Krankenhaus müsse „ohne Wenn und Aber für Kinder da sein“. Am 2. Juli soll dann im Ministerium eine Zwischenbilanz in Sachen Unterschriftenaktion und Erlebnisberichte gezogen werden. Die Aktionen sollen über den Sommer fortgesetzt werden. Der Verein arbeite dabei nicht gegen den Träger, sondern will unterstützend tätig sein, betonte Ilka Marten vom Vereinsvorstand.

Die Salus Altmark will Spezialisierungen in den beiden Standorten Gardelegen und Salzwedel vornehmen. Dazu gehört auch der Plan, die stationäre Kinderbetreuung künftig in Salzwedel anzubieten und die ambulante in Gardelegen.