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Kirche Steht Riesenbergs Kanzel in Dannefeld?

Die Kanzel der Dannefelder Kirche ist ein außergewöhnliches Schmuckstück mit aufwändigen Ornamenten.

Von Petra Hartmann 25.12.2018, 05:00

Dannefeld/Gardelegen l Eine dicke Mappe mit Fotos und Zeichnungen hat Jürgen Bajerski vom Verein für Kultur- und Denkmalspflege bereits zusammengestellt. Er hat sich auf die Suche nach der alten Rieseberg-Kanzel von 1546 gemacht und glaubt, sie in der Dannefelder Kirche gefunden zu haben. „14 Kilometer westlich von Gardelegen liegt Dannefeld. Dort befindet sich neben der legendären Bauernfahne von 1675 und dem alten Altarwerk noch eine Kanzel mit ungewöhnlicher Ornamentik“, schreibt er. „Hierbei wurden vorwiegend Motive der Frührenaissance verwendet, wie sie in Norddeutschland nur selten vorkommen.“ Seiner Meinung nach deuten verschiedene Anhaltspunkte darauf hin, dass es sich hier um die Kanzel des Reformators von Gardelegen, Bartholomäus Rieseberg, handelt.

Die Kanzel weist eine geradezu einzigartige Ornamentik auf. „Aus trophäenartigen Gebilden sprießen (nach antiken Vorbildern) kunstvoll gebundenes Arkantusblattwerk, Delfine, Füllhörner, Voluten und ein Brustbildnis. Der Meister dieses Kunstwerkes scheint auch eine Vorliebe für Perlketten, dezente Kehlungen und Flachbänder gehabt zu haben“, beschreibt er. Das sechste Kanzelfeld ist wegen der Nähe zur Wand nur schwer zu erkennen, nur mit Spiegel und Taschenlampe konnte Bajerski dort hinein sehen. Er hat das Muster abgezeichnet, eine lombardisch beeinflusste Schnitzerei. „Der vermutlich aus der Gardeleger Tischlergilde stammende Meister hat so bewusst oder unbewusst ein einzigartiges Werk der Frührenaissance geschaffen“, so Bajerski.

Aber was spricht dafür, dass die Kanzel mit der Rieseberg-Kanzel identisch ist? „Im Jahr 1546, dem Todesjahr Luthers, begann Rieseberg, der Marienkirche eine neue Raumordnung zu geben. Leider ist von der in diesem Jahr aufgestellten Kanzel nur die Schrift im Schalldeckel überliefert“, berichtet Bajerski.In der Stadtchronik von Christophoro Schultze aus dem Jahr 1688 wird von einer Inschrift berichtet: „die Buchstaben waren Schlangenweise durcheinander geschlungen, so kurzweilig, daß es derjenige nicht lesen kundte, der den Anfang nicht zu finden wußte“.

Bajerski meint: „Dieser Schalldeckel war sicherlich dem Kanzelkorb angepasst. So liegt auch die Vermutung nahe, dass die ‚schlangenweise durcheinander geschlungene Schrift‘ in einem Spruchband geschnitzt war. Ein geschlungenes Band befindet sich auch an der Kanzel in Dannefeld.“

Wichtigstes Indiz aber ist das Wappen: „Das Kanzelfeld mit dem Wappen der Stadt Gardelegen verrät uns, das der ehemalige Standort der Kanzel mit hoher Wahrscheinlichkeit die Hauptkirche jener Stadt war. Dies war im 16. Jahrhundert die Marienkirche, in der auch Rieseberg predigte. Hier befindet sich auch noch heute das Ratsgestühl von 1560.“ Gut erkennbar sind an den Ratsbänken noch immer die eingeschnitzten Gardeleger Wappen. Dieses Gestühl stand einst unmittelbar neben der Kanzel unter dem Epitaph des Bürgermeisters Lorentz.

Das Grabdenkmal, welches kurz nach 1600 gegenüber der Riesebergkanzel angebracht worden sei, weise ebenfalls auffallende Ornamente auf. „Es scheint, als wenn man hier mit der pflanzlichen Ornamentik sich ein wenig an die Kanzel anpassen wollte“, vermutet Bajerski. Auch die vielen „Kügelchen“ und drei Kerben erinnerten an die Dannefelder Kanzel. „Des weiteren sei noch erwähnt, dass bei diesem Epitaph und der neuen Kanzel von Anno 1605 die Farben Blau, Weiß und Gelb dominieren. Alle drei Farbtöne finden sich auch in der Kanzel in Dannefeld“, sagt Bajerski. „Während es in der Dannefelder Ausstattung keine Parallelen zur Kanzel gibt, findet man in der Marienkirche gleich mehrere Anhaltspunkte.“

Wann und wie die Dannefelder in den Besitz der Kanzel kamen, ist unklar. Sicher ist, dass der Ort im Jahre 1458 eine Wüstung war und der Schnitzaltar im Jahre 1613 aus Calvörde nach Dannefeld kam.