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Kirchenglocke Bronze-Dame mit 750 Kilo schwebt ein

Der Dreiklang vom Schenkenhorster Kirchturm ist wieder perfekt: Die neue Kirchenglocke schwebte am Stahlseil eines Krans ein.

Von Petra Hartmann 20.03.2018, 22:00

Schenkenhorst l Millimeterarbeit: Die neue Schenkenhorster Kirchenglocke lastet mit ihren 750 Kilogramm schwer auf der Holzpalette und soll aus dem Gotteshaus auf die Straße geschafft werden. Gar nicht so einfach, wie die Glockenbaumonteure Ronny Möllenbruck und René Müller beim Rangieren mit dem Handhubwagen merken. Müller läuft zum Tor und misst mit dem Zollstock nach, dann ist klar, dass die bronzene Dame hindurch passt. Langsam rollt sie auf die Straße. Oben im Turmfenster sind rechts und links einige Steine herausgebrochen worden, dort sollte alles klappen.

Zunächst schwebt die kleine Taufglocke am Stahlseil nach oben. Als die schadhaft gewordene alte Stahlglocke abgenommen werden musste, hatte der Glockensachverständige entdeckt, dass ein Kronenhenkel der Taufglocke abgebrochen war. Da wurde sie gleich mit repariert. 40.000 Euro kosteten die neue Glocke und die Sanierungsarbeiten. Finanziert wurde das Ganze durch eine Spende der Sparkassenstiftung, Mittel aus dem Kirchenkreis und Spenden aus der Gemeinde.

Kranführer Kemal Al Ramoun lässt die Taufglocke sanft am Turm hinauf gleiten, oben auf dem Baugerüst wird sie von den Monteuren in Empfang genommen und ins Innere der Kirche gezogen. Dann ist es so weit. 750 bronzene Kilogramm, verziert mit Schenkenhorster Störchen und gekräuselten Mildewellen heben sich in die Luft. Einen Meter über dem Boden hängt die Glocke, pendelt ein wenig, steht still. Ronny Möllenbruck greift zum Schlegel und schlägt sie an. Ein makelloser As-Dur-Klang tönt über die Dorfstraße. Kein Zweifel, die Glocke ist heil und bereit, den Dienst im 15 Meter hohen Kirchturm anzutreten.

Während der Kran das Geläut nach oben zieht, steigen Möllenbruck und Müller innen die drei Treppen hinauf. Eng und staubig ist es hier, zwischen den Dachbalken ist kaum Platz, sich zu bewegen. Während Müller auf dem Gerüst die Glocke in Empfang nimmt, hat Möllenbruck innen den Flaschenzug klar gemacht. Sind an den Seiten genug Steine herausgebrochen worden? Wird der große Metallkörper hindurch passen? Millimeterweise senkt sich die Glocke an den Ketten. Wieder wird gemessen. Noch einmal ein Signal nach unten. Dann gleitet die Glocke langsam durchs Fenster und wird auf Holzbohlen abgesetzt. Geschafft.

Ab jetzt ist die Schenkenhorster Kirche wieder dreistimmig. Das barocke Geläut aus drei Glocken ist wieder einsatzbereit. Es gibt nun sogar einen vierten Klang vom Turm: Die alte Stahlglocke hat eine neue Aufgabe als Stundenanzeiger bekommen. Die Monteure haben den Klöppel entfernt, ein Schlagwerk angebracht und sie mit der Kirchenuhr verbunden. Ab jetzt wird ihr Ton den Schenkenhorstern also die Uhrzeit verraten.