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Kita-Schließung? Eltern wollen Flagge zeigen

30 Elternpaare, deren Kinder die Kita Berge besuchen, erhielten Post von der Verwaltung: Eine Umfrage zum Betreuungsort der Kinder.

Von Cornelia Ahlfeld 14.09.2019, 10:00

Gardelegen/Berge l Ruhig und beschaulich ist es in Berge, ganz besonders dort, wo sich das Wichtelstübchen befindet – weit entfernt von der Bundesstraße an einer sanierten Anliegerstraße, gesäumt von schmucken Wohnhäusern mit schönen Vorgärten im Bauerngartenstil. Cosmea, Sonnenblumen und Hortensien blühen in bunter Farbenpracht. Und gleich vor dem Wichtelstübchen befindet sich ein neuer, öffentlicher Spielplatz.

Doch die Beschaulichkeit hat einen Knacks bekommen bei den Einwohnern des Dorfes. Denn befürchtet wird, dass mit dem Umbau der Estedter Schule und des Kindergartens zu einem modernen Kinderbetreuungszentrum die Berger Kita geschlossen wird.

Die Verwaltung will den Elternwillen erkunden und hat jetzt einen Fragebogen an 30 betroffene Elternhäuser geschickt. „Wir möchten die Betreuung in der Kita Berge oder wir möchten die Betreuung in der Kita Estedt“, heißt es dazu. Der entsprechende Wunsch soll angekreuzt und bis zum 29. September zurück an die Verwaltung geschickt werden.

Mit der neuen Einrichtung in Estedt werde nicht nur den aktuellen gesetzlichen Anforderungen entsprochen. Es sei dann auch eine der modernsten Kitas, die sich konzeptionell die Bewegung (nach Hengstenberg) auf die Fahnen geschrieben habe, heißt es im Anschreiben der Stadt. Und weiter: „Aber für uns ist Ihre Entscheidung in Bezug auf die zukünftige Betreuung Ihrer Kinder wichtig.“ Die Eltern sollen also zunächst ihren Wunsch bekunden.

Einige Eltern haben schon Gespräche geführt. „Wir wollen unsere Kita erhalten“, betonte Hendrik Brune aus Berge. Eine Elterninitiative gebe es noch nicht. „Wir wollen erst mal sehen, wie sich das entwickelt, aber wir wollen auch Flagge zeigen und was anschieben“, so Brune. Für viele Eltern sei es ganz wichtig, dass auch kleine Einrichtungen erhalten werden. In vielen Dörfern seien in den vergangenen Jahren schon Kitas oder auch Schulen geschlossen worden und damit der Zentralisierung und Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen. „Dass dieses Vorgehen nicht immer ein Erfolgsmodell sein muss, zeigt seit Jahren die Gemeindegebietsreform“, so Brune. Bestehende Schulen und Kitas seien überfüllt. Nun droht möglicherweise auch der Berger Kita die Schließung. Seit vielen Jahrzehnten hätten dort die jungen Berger, Laatzker und Ackendorfer Kinder ihre ersten Erfahrungen im Leben machen dürfen.

„In vielerlei Hinsicht ist der Kindergarten eine Bereicherung für unser Dorf“, stellte Brune klar. In einer kleinen Einrichtung wie Berge könnten die Kinder in einem ruhigen und beschaulichen Umfeld betreut werden. „Mit vertrauten Gesichtern, ohne die Hektik und den Trubel, den viele Menschen auf begrenztem Raum verbreiten können“, betonte Brune.

Richtig sei, dass in der Berger Kita baulich einiges passieren müsste. Ob eine hochmoderne Einrichtung, in der die Kleinen aus allen Himmelsrichtungen zusammengefahren werden, entscheidend sei für das Wohl eines Kindes, sei deutlich zu hinterfragen. „Die Kinder interessiert es doch am allerwenigsten, wie schick und teuer ihre Tagesstätte ist. Wichtig ist, dass sie sich wohlfühlen und gut betreut werden. Das ist im Berger Kindergarten in jedem Punkt der Fall“, betonte Brune.

In Estedt werden derzeit die ehemalige Schule und das Kindergartengebäude zu einem Kinderbetreuungszentrum umgebaut – mit einem Glasverbinder als Mehrzweckraum. Die Stadt investiert 3,2 Millionen Euro in das Großprojekt. Nach aktueller Planung soll der Bau Ende Oktober abgeschlossen sein. Die Aufnahmekapazität liegt in der Krippe bei 35 Kindern, im Kindergarten bei 60 und im Hort bei 40 Kindern. Zur Einweihung soll ein Tag der offenen Tür stattfinden. Im Vorfeld hatte die Verwaltung Mitte Juli angekündigt, die Elternumfrage zu starten. Das Ergebnis soll dann Gegenstand der weiteren Beratungen in den Fachausschüssen des Stadtrates und im Stadtrat selbst sein, hatte Bürgermeisterin Mandy Schumacher seinerzeit verkündet. Begrüßt und auch selbst angeregt hatte dieses Vorgehen auch Berges Ortsbürgermeister Paul Berlin.