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Kleingärtner Unfrieden im Kleingartenidyll

Streit im Kleingartenverein Fasaneneck: Privatgärtner und Vereinsmitglieder streiten sich über die Stromversorgung in der Anlage.

Von Gesine Biermann 19.12.2017, 20:00

Gardelegen l Es geht zwar recht sachlich zu beim ersten Stammtisch der Privatgartenbesitzer des Fasanenecks. Doch der Ärger ist greifbar. Stein des Anstoßes ist der Strom, den sie alle in ihren Gärten nutzen. Die Anlage gehört der Sparte. An einer Erneuerung haben sich die Privatgärtner vor einigen Jahren aber finanziell beteiligt. Und sie zahlen auch jährlich ihren Stromverbrauch an den Vorstand. Die Abrechnung jedoch missfällt den Männern und Frauen, die sich vor wenigen Tagen in der Stadtschenke eingefunden haben. Die Rede ist sogar von „illegalem Stromhandel“. Und sie wollen sich damit nun auch an die Öffentlichkeit wenden. Denn die Sparte rechne regelmäßig einen höheren Strompreis ab, als der Energieanbieter fordere, sagen sie. Zudem müssen alle Privatgartenbesitzer eine sogenannte Umlage von 10 Euro und eine Zusatzleistung für Nichtmitglieder in Höhe von 35 Euro zahlen, die, so betonen die Grundstückseigentümer, nicht mit einer Leistung hinterlegt sei. Das Geld, so mutmaßen die Teilnehmer am neugegründeten Stammtisch, werde zum Beispiel für Feiern der Sparte genutzt. „Ich sehe gar nicht ein, dass ich dem Verein die Bratwurst und das Grillen finanziere“, sagt Heinz Otto Erbarth, der den Stammtisch einberufen hat. Denn die Sparte dürfe nur den Kilowattpreis in Rechnung stellen, den sie auch bezahlt.

Aus dem Grund hatte der Rentner Anfang des Jahres auch den Vorstand des Kleingartenvereines verklagt. Ergebnis war ein Vergleich, der den Verein künftig verpflichtet, der Jahresstromabrechnung eine Kopie der Gesamtrechnung beizulegen. Zudem muss der Abschlag jährlich neu berechnet werden. Doch das gelte eben nur für ihn persönlich, betont Erbarth. Alle anderen Privatgartenbesitzer, von denen an diesem Tag etliche gekommen sind, müssten das für selbst sich einklagen. Möglich sei vielleicht auch eine Sammelklage. Darüber soll an diesem Vormittag beraten werden.

„Es ist ja nicht so, dass wir den Strom nicht bezahlen wollen“, betont zum Beispiel Erhard Schmidt. Doch es sei schon komisch, dass immer nur glatte Zahlen abgerechnet würden. „Die haben einfach zu hohe Preise, die wir nicht bezahlen wollen“, moniert Steffen Campe. Maria Blath stört am meisten, dass aus den Abrechnungen nicht hervorgehe, welche Kosten anfallen.

Eine mündliche Einigung ist indes nicht in Sicht: Man habe den Vereinschef, Hartmut Daasch, eingeladen, „sogar mit Einschreibebrief“, betont Heinz Otto Erbarth. Daasch indes habe nicht auf das Schreiben reagiert. Er habe sogar die Aufrufe zum Stammtisch abgerissen, die er aufgehängt habe.

Solche Aufrufe ungefragt auszuhängen, sei schließlich auch illegal gewesen, hält Hartmut Daasch dagegen. Gegenüber der Volksstimme ist der Vereinschef vor wenigen Tagen auf Nachfrage sofort zu einem Gespräch bereit. Und auch er ist wütend. Denn natürlich werde vom Verein niemand betrogen, beteuert Daasch. Alles, was gegenüber den Mitgliedern und Nichtmitgliedern abgerechnet werde, sei im Verein beschlossen worden. „Und da waren einige von denen auch mit dabei.“ Zudem biete er nach jeder Mitgliederversammlung eine Sprechstunde für Nichtmitglieder an. Erst Ende 2016 seien alle eingeladen worden. „Aber keiner war da.“

Die Beschwerden über die Abrechnung der Stromkosten ärgern wiederum Jörg Rieck besonders. Denn die Diskrepanz zwischen den tatsächlichen Kosten und dem Preis des Anbieters sei einfach im Schwund begründet, betont der Vorstand und Kassenwart. Die Anlage gehöre übrigens allein dem Verein. Die Privatgärtner hätten sich 2004 nur an der Modernisierung beteiligt.

Das Problem sei, dass der Gesamtverbrauch nie die Summe aller Zählerstände ergebe, erklärt Rieck. Die Mehrkosten könne aber nun mal nicht der Verein allein übernehmen. Die würden umgelegt. „Und zwar auf alle gleichmäßig.“

Und die Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens habe auch der Anwalt des Bezirksverbandes Altmark der Gartenfreunde bestätigt, erklärt Daasch, der dessen Vorsitzender ist. Zudem könnten alle Originalrechnungen jederzeit eingesehen werden, versichert Rieck. Und auch die Umlage sei absolut gerechtfertigt. „Das schlüsseln wir nicht auf.“ Denn der Verein habe Kosten, unter anderem für Wartung und Reparaturen. Zudem beteilige sich keiner der Privatgartenbesitzer an den Arbeitseinsätzen, ärgert sich der Kassenwart, der übrigens auch Privatgartenbesitzer, aber ebenfalls Mitglied im Verein ist. „Alle nutzen die Wege und Anlagen“, instand gehalten würden die aber von den Vereinsmitgliedern. „Und die anderen profitieren davon“, so Rieck.

Was ihn aber noch mehr ärgert an den Beschwerden und Verdächtigungen ist, „dass wir das im Vorstand alle ehrenamtlich machen“, erinnert Rieck. Kaum einer sei nämlich sonst bereit, seine Freizeit zu opfern. „Wenn wir hier alles hinschmeißen würden, wäre der Verein tot. Dann würde gar keiner mehr Strom haben. Und ich bin bald soweit.“ Dennoch sei man im Vorstand bereit, sich mit den Privatgärtnern in Ruhe zu unterhalten, machen Daasch und Rieck klar. Und das wollen eigentlich auch letztere. Eigentlich eine gute Voraussetzung, sich mal an einen Tisch zu setzen und die Probleme zu besprechen, bevor die Anwälte es tun.