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Zienauer Eichen Konzept für Zienauer Hutewald? - Protestler fordern von der Gardelegener Verwaltung Nachpflanzungen und gutachterliche Dokumentation des Bestandes

Die Zienauer Eichenaktivisten lassen nicht locker. Sie haben an die Verwaltung einen Forderungskatalog geschickt und an die Stadträte einen offenen Brief. Im Kern geht es um die Prüfung der Vorgänge um die Fällung der Eichen auf dem kleinen Dorfplatz in Zienau und um Nachpflanzungen.

Von Cornelia Ahlfeld 27.07.2021, 06:15
Die Zienauer ärgern sich über abgeholzte Eichen auf dem Dorfplatz. Die Baumstümpfe stehen noch.
Die Zienauer ärgern sich über abgeholzte Eichen auf dem Dorfplatz. Die Baumstümpfe stehen noch. Foto: Cornelia Ahlfeld

Gardelegen/Zienau - Früher hüteten die Dorfbewohner dort ihre Haustiere, heute ist es ein kleiner Dorfplatz, ein Treffpunkt für die Zienauer zum Plaudern und Spazierengehen, ruhig und beschaulich. Doch mit der Ruhe ist es vorbei, seitdem die Stadt im Rahmen von Verkehrssicherungsmaßnahmen Bäume beschneiden und neun Eichen gar fällen ließ – ohne vorherige Information an die Zienauer.

Das sorgte für Ärger im Dorf. Einige Ortstermine gab es schon, wo sich die Eichenaktivisten versammelten und das weitere Vorgehen berieten. Das letzte Mal öffentlich nach einer Akteneinsicht, die die Protestler beantragt hatten und die im Auftrag der Zienauer Walter Jakel, Vorsitzender des BUND-Kreisverbandes, vorgenommen hatte. Und damals, im April, kündigten sie an, einen offenen Brief verfassen zu wollen und einen Forderungskatalog. „Wir wollen wissen, wie es weitergeht. Wir werden nicht locker lassen, bis hier was passiert,“ hatte seinerzeit Frank Voigt, einer der Protestler, versichert.

Denn auch nach der Akteneinsicht seien noch viele Fragen offen, betonte er. Beides liegt nun vor. Gefordert wird ein Gutachten über den Zustand der verbliebenen Eichen von einem unabhängigen Fachmann. Das genaue Alter der Bäume, auch das der abgeholzten – die Baumstümpfe stehen noch – soll ermittelt und dokumentiert werden.

Wir fordern ein klares Bekenntnis der Stadt Gardelegen zur Erhaltung dieses kulturhistorischen Kleinods.

Frank Voigt, Zienau

Die Eichen im einstigen Hutewald seien von kulturhistorischer Bedeutung und somit schützens- und erhaltenswert. „Wir fordern ein klares Bekenntnis der Stadt Gardelegen zur Erhaltung dieses kulturhistorischen Kleinods“, heißt es in dem Schreiben. Gefordert wird zudem ein Konzept über die Zukunft des Eichenwäldchens. Und gefordert werden auch Neuanpflanzungen und die Pflege der Bäume sowie eine Gestaltung des gesamten Bereiches. Der Charakter des ehemaligen Hutewaldes und die Nutzbarkeit als kleinen Festplatzes für die Zienauer sollen wiederhergestellt werden, mit Blick auf die aus Sicht der Zienauer nicht fachgerecht ausgeführten Rückschnitt vieler Eichen (Volksstimme berichtete).

Ein Informationsschreiben haben die Zienauer auch für die Stadträte verfasst. Unter anderem sollen die sich damit befassen, wieso Mitarbeiter des Bauamtes Fällungen anordnen dürfen, ohne fachliche Gutachten einzuholen. „Der Vorwurf, dass wirtschaftliche Interessen am Eichenholz eine Rolle spielten, sollte fachlich und sachlich entkräftet werden“, fordern die Aktivisten.

Unterdessen gibt es auch eine Antwort dazu von Bauamtsleiter Ottmar Wiesel. Demnach seien Mitarbeiter des Bereiches Tiefbau auch verantwortlich für die Pflege und Unterhaltung des Grünbestandes der Stadt sowie im Rahmen von Gefahrenabwehr für die Gewährleistung von Sicherheit im öffentlichen Raum. „Dazu gehört auch die Entscheidung über die erforderliche Fällung von Bäumen, von denen Gefahren ausgehen oder deren Bestand als lebender Baum nicht mehr gegeben ist“, stellt Wiesel klar.

Dazu gehört auch die Entscheidung über die erforderliche Fällung von Bäumen, von denen Gefahren ausgehen.

Bauamtsleiter Ottmar Wiesel

Von der beauftragten Firma sei auch kein Antrag auf die Fällung weiterer Bäume gestellt worden. Die Firma sei mit Sicherungsarbeiten an den Zienauer Bäumen beauftragt worden, nachdem sich ein Anwohner in der Verwaltung gemeldet hatte, dass von den Eichen eine Gefährdung ausgehen würde. Es seien schon mehrfach Äste abgebrochen. Die Situation sei geprüft und die Fachfirma beauftragt worden, „fachmännische Rückschnitte auszuführen“. Sie habe im Zuge ihrer Arbeiten informiert, dass bei einigen Eichen ein Rückschnitt soweit erforderlich sei, dass ein Weiterbestand der Bäume nicht gewährleistet werden könne, weil „durch den vorhandenen Vertrocknungsgrad die Eichen als vollständig vertrocknet einzustufen sind“. Bei zwei Bäumen seien zudem Pilzbefall und Fäule festgestellt worden. Und da der Platz von den Zienauern als Park genutzt werde, sei auch Sicherheitsgründen entschieden worden, die betreffenden Eichen zu fällen.

Ersatzpflanzungen könnten nicht immer am selben Standort ausgeführt werden. Die Stadt führe deshalb unter Aufsicht des Kreises ein Öko-Konto, dessen Bestand bereits beachtlich gefüllt sei. Die Ersatzpflanzungen für die neun Zienauer Eichen würden im Rahmen der Herbstpflanzung 2021 innerhalb des Stadtgebietes erfolgen. Der Auftrag sei bereits ausgelöst worden. Die Mitglieder des Stadtrates hätten eine Kopie dieses Schreibens sowie eine Kopie der Schreiben aus Zienau erhalten, so Wiesel.