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Konzert Vierhändig, mozärtlich und zuckersüß

Unglaublich: 203 Menschen drängten sich während eines Konzerts in der Schenkenhorster Kirche zusammen.

06.07.2017, 01:00

Schenkenhorst l Es wurde ein Abend für alle Sinne. Oder, wie es Organist Carsten Lenz ankündigte: „ein mozärtliches und süßes Konzert“, denn das Orgel-Duo hatte zu Beginn des Abends kleine Tütchen mit Bonbons ausgeteilt und jeder Komposition des Wiener Klassikers einen passenden Geschmack zugeordnet. Zu den kleinen Uhrwerk-Stücken, die Mozart im Dienst des Grafen Deym komponiert hatte, gab es ein gefülltes Sanddorn-Bonbon, und die „Kleine Nachtmusik“ wurde unterlegt mit dem Himbeer-Aroma einer warmen Spätsommernacht.

Vor allem aber lebte dieser musikalische Abend von dem Blick auf das Orgel spielende Paar: Eine Kamera, die oben auf der Empore montiert war, übertrug das Bild der auf engstem Raum hin und her und übereinander laufenden vier Hände hinunter ins Kirchenschiff, wo vor dem Altar eine Leinwand aufgebaut war. Es war ein Erlebnis ganz eigener Art, das Zusammenspiel beider Organisten an den schmalen Manualen zu beobachten. Vor allem, als nach den Uhrwerk-Konzerten auch die Pedale der Orgel zum Einsatz kamen. Die beiden spielten Mozarts Adagio in C-Dur für Glasharmonika (KV 356) und vollführten dabei einen Tanz auf der Fuß-Klaviatur, der beinahe Musical-Qualität hatte.

Viel Bewegung kam auch bei der Kleinen Nachtmusik auf, die diesem Programm den Namen gegeben hatte. Hier wechselten die beiden Organisten zwischen den einzelnen Sätzen mehrfach ihre Positionen. „Wir haben gemerkt, dass es so einfacher für uns ist, sie zu spielen“, erläuterte Carsten Lenz, der das Stück für vier Hände eingerichtet hatte.

Einen besonderen Einblick in das Innenleben der Orgel gab es für die Besucher zu Beginn des Konzerts: Mit der Kamera begab sich Carsten Lenz hinter die Kulissen und zeigte den Zuhörern, was sich hinter den großen Metallpfeifen an der Orgelfront noch alles verbirgt. Er zeigte die großen Holzpfeifen, von denen einige aus Platzgründen sogar um die Ecke liefen, und die kaum fingerlangen Metallpfeifen, erläuterte, wie man den brillanten Klang einer Orgel mit sogenannten „Mixturen“ erschafft, und führte vor, was passiert, wenn man den Regler für die rosa, gelben und weißen Klangfarben betätigt. Die Besucher erfuhren, dass es Holzpfeifen mit Deckel gibt, die einen besonders tiefen Klang haben, und Metallpfeifen mit kleinem Loch an der Seite: „Das hat den gleichen Effekt wie eine Querflöte, die man überbläst.“

Mit einem mitreißenden Türkischen Marsch endete das Programm, das die Besucher zu lang anhaltendem Beifall und stehenden Ovationen hinriss. Als Carsten und Iris Lenz zu einer Zugabe erneut auf die Empore hinaufstiegen, erlebte das Publikum, dass die Schenkenhorster Kirchenorgel nicht nur ein wunderbares Instrument für klassische Musik ist. Mit „The Entertainer“ von Scott Joplin fegte ein Ragtime durchs Kirchenschiff, bei dem die Besucher begeistert mitklatschten. Ein gelungener Abschluss für ein besonderes Konzerterlebnis. Das war eine ganz große Nachtmusik.