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Kranzniederlegung Gedenken an unfassbares Grauen

Rund 200 Besucher haben Sonntag an der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe der dort ermordeten KZ-Häftlinge gedacht.

Von Petra Hartmann 16.04.2018, 03:00

Gardelegen l Beim Gedenken an die Opfer des Massakers stand in diesem Jahr der Blickwinkel der US-Soldaten im Mittelpunkt. Vor 73 Jahren entdeckten amerikanische Truppen an der unscheinbaren Feldscheune die Spuren des unfassbaren Verbrechens. Ein Anblick, so furchtbar, „dass es Veteranen auch heute noch schwer fällt, darüber zu berichten“, sagte Gedenkstättenleiter Andreas Froese-Karow in seinen einleitenden Worten.

„Gardelegen stellte alles in den Schatten, was wir bis jetzt an Kriegsverbrechen gesehen hatten“, las er aus einem Schreiben eines Soldaten vor. Ein anderer schrieb: „Spätestens in Gardelegen wusste ich, warum ich als Soldat in den Krieg gezogen bin.“ Froese-Karow zitierte auch aus der Ansprache des Obersts George P. Lynch beim Begräbnis der 1016 Ermordeten: „Sie haben die Achtung der zivilisierten Welt verloren.“

Eigentlich gebe es nur zwei Fragen, die ihr am Tag des Gedenkens durch den Kopf gingen, sagte die Gardeleger Bürgermeisterin Mandy Zepig: „Warum machen Menschen sowas? Und warum hören sie nicht endlich auf?“

Die Gedenkrede hielt in diesem Jahr Timothy Eydelnant, der US-Generalkonsul für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Er hob hervor, wie wichtig es sei, sich an die Geschichte zu erinnern. „Niemand sollte mehr die Augen vor den Schrecken des Nationalsozialismus verschließen können“, das sei damals der Sinn der Anlage des Militärfriedhofs gewesen und der Auftrag an die Stadt Gardelegen. „Es freut mich, dass die Gedenkstätte den Auftrag angenommen hat und weiter erfüllt“, sagte Eydelnant. Vor allem sei er erfreut, auch viele junge Menschen auf der Gedenkveranstaltung zu sehen.

Er erinnerte daran, dass rund 400.000 amerikanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren. Aber auch von einer Freundschaft, die Jahrzehnte nach Kriegsende zwischen einem US-Soldaten und einem Wehrmachtsangehörigen entstanden war, wusste er zu berichten. „Die ehemaligen Feinde sind Freunde geworden“, sagte er. Und eine solche Freundschaft helfe, uns unserer gemeinsamen Werte wieder bewusst zu werden. „Lassen Sie uns Brücken der Freundschaft, der Begegnung und des Friedens bauen. Das sind wir den Opfern schuldig.“ Stellvertretend für die über 1000 Ermordeten lasen Elisabeth Schönegge, Annika Leue, David Wolfowski und Marcel Domenz von der Stolperstein-AG des Gardeleger Geschwister-Scholl-Gymnasiums 30 Namen der hier Bestatteten vor. Die Pfarrer Martin Goetzki und Andreas Lorenz sowie der Rabbi Shlomo Sajatz sprachen Gebete.