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Leader Großer Fördertopf mit kleinen Haken

„LEADER“ ist ein EU-Förderprogramm für den ländlichen Raum. Zu den Nutznießern gehört auch der Verein „Ipse excitare“

Von Petra Hartmann 03.08.2017, 03:00

Ipse l „Es gibt nichts Besseres." Mit diesen Worten warb Wolfgang Bock vom Leader-Management für das Programm. Wo gebe es sonst schon bis zu 90 Prozent Zuschuss zu Bauprojekten und Sanierungen? Allerdings, auch das machte Bock klar, der Weg zu den Geldern aus Brüssel ist nicht leicht, und man braucht schon einen langen Atem und viel Gemütsruhe, um das Mahlen der Bürokratiemühlen zu überstehen. „Europa ist nicht nur politisch komplizierter geworden, sondern es wurde auch fördertechnisch nicht einfacher“, sagte Bock.

Wie wahr. Die Vereinsmitglieder von Ipse excitare konnten es nur bestätigen. Sie haben rund 40.000 Euro für ihren Reformationsradweg beantragt. 22 Kirchen in der Umgebung sind beteiligt – und die Zeit drängt. Schließlich lässt sich das Reformationsjubiläum nicht mal eben um ein Jahr verschieben. Bock verwies darauf, dass die Mitarbeiter, die die Förderanträge bearbeiten, derzeit etwas überlastet seien, machte den Ipsern aber doch ein wenig Mut, es sähe ganz gut aus. Vor allem riet er zur Gelassenheit, wie sie auch Vereinsvorsitzender Tilo Mottschall an den Tag legte. Für ihn sei es ja schon das dritte Leader-Projekt. Mottschall nickte entspannt. Er hat bereits für den Verein Fördergelder zur Renovierung der Ipser Dorfkirche beantragt und erhalten.

Auch in Berge interessiert man sich derzeit für Fördergelder. Der Kirchturm sei dringend sanierungsbedürftig, so eine Vertreterin der Gemeinde.

Die Abkürzung LEADER kommt aus dem Französischen und steht für „Liaison entre actions de développement de l‘économie rurale“, auf Deutsch: „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. Das Programm gibt es seit 1991, der erste Förderzeitraum, in dem Projekte im ländlichen Raum bezuschusst wurden, erstreckte sich von 1991 bis 1994. Im zweiten Förderzeitraum, 1994 bis 1999, waren erstmals Projekte aus den neuen Bundesländern mit dabei, inzwischen gibt es in Sachsen-Anhalt kaum eine Region, in der nicht mit Leader-Mitteln gebaut oder saniert wird. Zu den geförderten Projekten gehörten unter anderem die Mühle in Wiepke und die Kirche in Schenkenhorst, aber auch der Hafen in Arneburg, Schloss Kunrau, das Wracktauchen in Arendsee oder die großen Milchtüten in Kakerbeck an der Bundesstraße.

Allerdings ist Gardelegen ein Sonderfall, wie Bock in seinem Vortrag hervorhob. Aufgrund seiner Größe wurde das Gebiet der Hansestadt auf drei Lokale Aktionsgruppen (LAG) verteilt, sodass Gardelegen zu jeweils einem Drittel zu den Bereichen Mittlere Altmark, Colbitzer Heide und Rund um den Drömling gehört.

In seinem Vortrag erzählte Bock einiges über das Antragsverfahren und die Bedingungen, unter denen man sich um Leader-Fördermittel bewerben kann. Gefördert werden ausschließlich Projekte im ländlichen Raum – in Sachsen-Anhalt gilt damit fast alles als Leader-tauglich mit Ausnahme der Regionen Halle und Magdeburg. Der Antrag mit Projektbogen muss für den neuen Förderzeitraum bis zum 15. September eingegangen sein. Hierzu bieten Bock und seine Kollegen vom Leader-Management Unterstützung an. Gefördert werden Maßnahmen von Vereinen und Privatpersonen. Nach Antragseingang überprüfen die Lokalen Aktionsgruppen, in wieweit das Programm in die Entwicklungskonzepte passt und in welches Förderprogramm es gehört. Es wird eine Prioritätenliste erstellt. Im aktuellen Förderzeitraum gab es 45 Anträge, von denen 26 bewilligt wurden. „Etwa die Hälfte schafft es in die engere Wahl“, sagte Bock. „Es ist ein Wettbewerb, ein Rennen. Man beteiligt sich, und man gewinnt oder nicht.“

Einen Knackpunkt der Leader-Fördermittel steuerte Philip Rusche vom Gut Zichtau an. Wie es denn sei mit der Vorfinanzierung, wollte er wissen. Ja, bestätigte Bock, das sei einer der Punkte, die er unter der Überschrift „Fallstricke“ abhandeln wollte. Ein Nachweis von Eigenmitteln sei erforderlich, man müsse tatsächlich bei Antragstellung bestätigen, dass man das Projekt vorfinanzieren könne. Mit einem bewilligten Förderbescheid könne man aber gewöhnlich vor Ort bei einem Kreditinstitut vor Ort das nötige Geld bekommen. „Die Kunst besteht darin, die Rechnung möglichst spät zu bekommen und zu bezahlen“, fasste es Bock salomonisch zusammen.

Mehr Informationen über das Leader-Programm in Sachsen-Anhalt gibt es im Internet unter www.leader.sachsen-anhalt.de.