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Lindstedt Herrenhaus statt Turmhügelburg

Eine Turmhügelburg hat es in Lindstedt nie gegeben. Zu der Erkenntnis kam der Förderverein Historische Region Lindstedt.

Von Doreen Schulze 22.01.2018, 02:00

Lindstedt l Am Forum Turmhügelburg beteiligten sich am Wochenende 15 Interessenten, die die Pläne verwirklichen wollen, eine Turnhügelburg in Lindstedt, wie es sie dort einmal gegeben haben soll, zu bauen. Nun lagen die veröffentlichten Ergebnisse vor, die bei Grabungen 2013 im Rahmen eines Forschungsprojektes im norddeutschen Raum, welches Bodendenkmäler untersucht, ausgewertet wurde. Während des Forums stellte Marcel Hein, Vorsitzender des Fördervereines Historische Region Lindstedt, diese Grabungsergebnisse erstmals öffentlich vor. Demnach muss der Verein sein Vorhaben, eine Turnhügelburg in Lindstedt zu errichten, revidieren.

„Entsprechend der Grabungsergebnisse gab es dort gar keinen Turm, sondern ein Herrenhaus mit 7 mal 15 Metern Grundfläche“, erklärte Heins im Volksstimme-Gespräch. Enttäuscht sind die Vereinsmitglieder und die Interessenten aber keineswegs. „Es ist etwas Besonderes für Lindstedt“, erklärte Heins. Das Haus, das vermutlich ein herrschaftliches Fachwerkgebäude mit einem Erdgeschoss und einem Obergeschoss – ob ein zweites Obergeschoss vorhanden war, müsse noch untersucht werden – stelle einen Übergangstyp zwischen mittelalterlichen Herrschaftssitzen mit Türmen und den Herrenhäusern des Spätmittelalters im Übergang zur Renaissance dar, wie Heins erklärte. Diese Besonderheit möchte der Verein herausstellen. „Es ist etwas Besonderes. Es ist ein Alleinstellungsmerkmal für Lindstedt“, sagte Heins.

Trotzdem bleibt die Frage, wie das Herrenhaus ausgesehen haben könnte. „Außer den Resten einer Feuerstelle und einer Pflasterung ist nichts mehr vorhanden“, stellte Heins klar. Vermutet werde, dass das Gebäude, das zwischen 1370 und 1450 errichtet worden sein muss, ein Fachwerkgebäude ist. Um sich ein Bild davon zu machen, wie in dieser Zeitepoche Gefache und Holzverfugungen aussahen, welche Techniken verwendet wurden, organisiert der Verein für den 21. April eine Exkursion in die östliche Altmark. „Unter anderem werden wir nach Tangermünde fahren“, wie Heins mitteilte.

Weitere Erkenntnisse zum Aussehen und zur Lage des Gebäudes soll eine weitere Grabung bringen. Dafür beantragte der Förderverein finanzielle Mittel aus dem Leaderprogramm. Auf die Bewilligung der Mittel sowie auf die Genehmigung zur Grabung warte der Verein derzeit.

„Ein Name muss noch gefunden werden. Bisher sprachen wir immer von einer Turmhügelburg, nun müssen wir eine neue Bezeichnung finden“, erklärte Heins. Um das Ziel, die Errichtung des Herrenhauses, realisieren zu können, nannte er ein Zeitfenster von fünf Jahren. In dieser Zeit soll geklärt werden, welche Arbeiten von Firmen ausgeführt werden sollen. „Auch Vereinsmitglieder und Interessenten können mit anpacken“, sagte der Vereinschef. Er könne sich vorstellen, dass von ihnen Gefache mit Lehm befüllt werden. Auch beim Bau eines Lehmbackofens können Interessenten mit Hand anlegen. „Und vielleicht können wir ja auch bei den Grabungen als Helfer die Schippe schwingen“, so Heins. Unter anderem soll die beantragte Grabung Aufschluss darüber bringen, wie die Grabensituation damals war, wie tief und wie breit der Graben war, soll untersucht werden.

Neben dem Nachbau des historischen Gebäudes sollen auch Angebote wie beispielsweise Seminare zum Lehmbau organisiert werden. Auch darüber verständigten sich die Teilnehmer des Forums. Neben sieben Mitgliedern des Fördervereins beteiligten sich acht externe Interessenten am Forum. „Leute aus verschiedenen Bereichen kommen hinzu, darunter Bauforscher, Archäologen. Sie beleben unser Projekt, machen es lebendig“, fasste Marcel Heins zusammen. Er betonte jedoch: „Ihnen allen ist Authentizität sehr wichtig.“ Und Mathis Schubert, Schriftführer und zuständig für Öffentlichkeitsarbeit im Verein, fügte hinzu: „Es ist ein Austausch, den wir brauchen.“

Mehr Infos zum Verein finden Sie hier.