Schrieen, sangen, flüsterten und siegten

Gardelegen l Die Regeln waren streng: Nur selbst geschriebene Songs durften präsentiert werden, mindestens 30 Minuten Programm musste jede Band auf Lager haben, der Altersdurchschnitt der Mitglieder durfte höchstens bei 27 Jahren liegen, und mindestens die Hälfte der Combo musste aus der Region stammen. Soweit die Voraussetzungen. Vier Bands erfüllten sie und traten am Sonntag im Lindenhof gegeneinander an, um die dreiköpfige Jury – bestehend aus Malte Schmidt, Bernd Zahn und Ulrike Demuth – und das Publikum zu überzeugen.

„Leb` jeden Tag, als sei‘s dein Letzter“ - damit eröffneten „Serious Minded“ das Konzert. Einfach, geradelinig, punkig, mit hymnenartigen Melodien und deutschen Texten, die zum Mitsingen einluden, so präsentierten sich die vier Jungs aus dem anhaltinischen Osternienburg, und das Publikum wippte mit den Köpfen und applaudierte.

Es folgte das musikalische Kontrastprogramm: „Switch Amount“ aus Mieste boten mit ihrer Version von Alternative Rock ein Wechselbad der Gefühle. Sänger und Gitarrist Felix Thürich schrie, flüsterte, sprach und sang ins Mikro, unterstützt von seinen musikalischen Mitstreitern, die jede Stimmung ihres Sängers auf ihren Instrumenten begleiteten. Drückende Passagen voller Wut gingen in klingende, leichte Abschnitte über, traurig-schöne Melodien wechselten mit treibenden Schlagzeugbeats. Wieder etwas lebenslustiger ging es bei „Weltengang“ auf der Bühne zu. Ähnlich wie ihre Konkurrenten von „Serious Minded“ haben die Magdeburger sich dem Deutschrock verschrieben und rockten die Bühne mit punkig-leichten Beats und hochkartigen Gesängen, die sie zum Teil dreistimmig in den sommerlichen Himmel ertönen ließen.

Den Abschluss bildete „Pictures of Soul“, deren Name wohl Programm ist, denn keine andere Band malte so unterschiedliche Bilder aus diversen Musikstilen wie die Jungs aus Wernigerode: Da waren Anklänge an Rock und Heavy Metal ebenso zu hören wie funkige Passagen, kein Song glich dem anderen, und doch waren ihre Lieder insgesamt schwerer und volltönender als die ihrer Kollegen von „Weltengang“ oder „Serious Minded“.

Als dann die letzte E-Gitarre verklungen war, wurde in der Jury eifrig beraten und die Publikumsstimmzettel in die Urne vor der Bühne geworfen. Das Ergebnis: „Switch Amount“ aus Mieste haben sich im regionalen Wettbewerb von „local heroes“ durchgesetzt. Jubelnd fielen sich die Jungs in die Arme, als Moderator Jan-Marvin Heine das Ergebnis verkündete. Für sie geht es am 16. September nach Magdeburg zum Landesausscheid für Sachsen-Anhalt. Und sie erhielten einen Gutschein vom Veranstalter aktion musik e.V. und Sponsor Vita Amare im Wert von 500 Euro für eine Promotionleistung, zum Beispiel für den Dreh eines professionellen Musikvideos oder eine Studioaufnahme bei „local heroes records“ in Salzwedel. Den Miester Jungs war ihr Glück anzusehen, stolz hielten sie beim Abschlussfoto aller Bands auf der Bühne ihren Gutschein in die Kamera. Aber Grund auf sich stolz zu sein haben sie allemal.

Auch die Organisatoren des Nachmittags, Gunnar Bude und Jan-Marvin Heine, zeigten sich zufrieden mit dem runden Ablauf der Veranstaltung. Der einzige Wehrmutstropfen: Als Bestandteil des Gardelegener Hansefestes musste der Wettbewerb wie in jedem Jahr auf der abgelegenen Lindenhofbühne stattfinden, die naturgemäß nicht so stark besucht wird wie die Hauptbühnen in der Innenstadt. Wäre es nicht an der Zeit, dem talentierten Musikernachwuchs einmal die besser besuchte große Bühne zu gönnen?