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Männerchor 135 Jahre: Sängerensemble feiert Jubiläum

Das Gardeleger Ensemble feiert in diesem Jahr den 135. Geburtstag. Aus diesem Anlass am 1. Juli ein großes Festkonzert

Von Andreas Puls 28.06.2016, 21:00

Gardelegen l Vereinsvorsitzender Peter Jaenicke kann selbst kaum glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist. Es ist 2016 und der Gardeleger Chor Eintracht besteht seit 135 Jahren. So manches Chorjubiläum hat der Gardeleger Geschäftsmann selbst schon mitorganisiert und natürlich mitgefeiert - zum Beispiel – gerade erst vor kurzem, wie er schmunzelnd bemerkt – das 125-jährige Bestehen im Jahr 2006.

Schon vor gut fünf Monaten haben die Vorbereitungen für das Jubiläumskonzert begonnen. Mit zwei großen Veranstaltungen wird es gewürdigt – zwei Höhepunkte, die kurz aufeinander folgen.

Zum einen laden die musikalischen Herren für kommenden Freitag zum Festkonzert in das Gardeleger Schützenhaus ein. Der Chor erwartet dazu zahlreiche Ehrengäste – unter ihnen Vertreter aus der Kommunalpolitik, vom Landes- chorverband Sachsen-Anhalt, und Abordnungen befreundeter Chöre. „Mit dabei sein werden auf jeden Fall der Marinechor Gardelegen und der Gifhorner Männerchor“, freut sich Jaenicke auf die Gäste.

In diesem Rahmen werden auch langjährige Mitglieder ausgezeichnet, kündigte der Chorleiter an. Denn seit sage und schreibe 60 Jahren sind Klaus-Dieter Hallmann und Lothar Damm, Rolf Arndt und Helmut Kobert aktive Chorsänger. Für eine kleine Chor-Vita haben sich vier Herren aktuell gern in Wort und Bild zur Verfügung gestellt, die in den kleinen „Spickzetteln“ nachzulesen ist.

„Mit einem ausgewählten Programm wollen wir unsere Festgäste unterhalten. Und es gibt im Konzert einen ganz besonderen musikalischen Höhepunkt. Wir werden mit professionellen Konzerthornisten aus Magdeburg auftreten. Sie begleiten uns bei unserem Lieblingslied „Nachtgesang im Wald“ von Franz Schubert“, verrät Peter Jaenicke das Highlight dann doch. „Und wir werden das Lied vierstimmig vortragen“, fügt der Chorvorsitzende hinzu. „Zum Einstudieren des anspruchsvollen Stückes „Nachtgesang im Walde“ hatten die Herren übrigens eine Arbeits-CD von den Magdeburger Hornisten zur Hilfe bekommen. „Wir haben uns da ganz musikalisch verständigt. Weil die Bläser ja schließlich nicht zu jedem Probenabend anreisen konnten“, erklärt Peter Jaenicke.

Bei manchem im Publikum und nicht zuletzt vielen Chormitgliedern werden dann sicher Erinnerungen an frühere Zeiten aufkommen, als der Männerchor Eintracht noch regelmäßig mit instrumentaler Begleitung auftrat – ob mit Solisten oder Orchestern. Im Anschluss an das Festkonzert soll der Abend im Schützenhaus gemütlich ausklingen, unterstreicht Jaenicke. Er hofft, dass sich viele Gäste auch dafür Zeit nehmen. Das Programm zum Festkonzert anlässlich des 135. Chor-Geburtstages steht und die Sangesbrüder haben mehr als fleißig für den großen Auftritt geprobt. Von klassisch bis modern wird das Liederspektrum reichen. „Eintracht und Liebe“ soll gleich zum Auftakt erklingen.

Bekannte Volkslieder und Jagdlieder wie beispielsweise „Sah ein Knab‘ ein Röslein steh‘n“ und „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“ gehören zum Repertoire ebenso dazu wie Beethovens Ode an die Freude oder das Lied des Gefangenenchors aus Nabucco.

Chormusikfreude werden sicher auch bei den bekannten Chorliedern „Ännchen von Tharau“ (gesungen im Quartett) und „O Täler weit, o Höhen im Wald“ (Doppelquartett) auf ihre Kosten kommen. Aber auch mit Schlagern und populären Titeln wie „Griechischer Wein“, „Wann wird‘s mal wieder richtig Sommer“, „Über sieben Brücken“ oder „Über den Wolken“ möchten die Sänger das Publikum begeistern. Auf jeden Fall erwartet die Gäste des Jubiläumsfestes ein abwechslungsreicher musikalischer Abend.

Gegründet wurde der Männerchor in Gardelegen im Jahr 1881 von zwölf Gardeleger Handwerksmeistern. Schon damals trug er den Beinamen Eintracht. Innerhalb von zehn Jahren wuchs der Chor auf 30 Sangesbrüder an. Allerdings kam das Chorleben während der beiden Weltkriege von 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 weitestgehend zum Erliegen.

Immer wieder reiste der Männerchor Gardelegen zu großen Chortreffen, die vom damaligen Deutschen Sängerbund (DSB) organisiert wurden. So 1924 nach Hannover, 1928 nach Wien, 1932 nach Frankfurt/Main oder 1936 nach Breslau. Ein außerordentliches Ereignis in der Vereinsgeschichte war 1929 die Weihung der ersten – und bisher einzigen – Vereinsfahne im Lindenhofgarten in Gardelegen. Sie wird heute noch zu besonderen Anlässen präsentiert. Als 1947 das Vereinsleben des Chores wieder aufgenommen wurde, war das hauptsächlich auf die Initiative von Georg Pfeiffer zurückzuführen. Allerdings wurde dem Chor wenig später die Mitgliedschaft im DSB untersagt. Per Dekret wurde er der Volksbühne zugeordnet. Auch an dem Namenszusatz „Eintracht“ sollte politischerseits in den Folgejahren geruckelt werden. „Das traf aber auf den heftigen und erfolgreichen Widerstand der inzwischen 50 Mitglieder“, erzählte Peter Jaenicke.

Seine bis heute andauernde erfolgreiche Arbeit mit den Sängern nahm 1971 der Gardeleger Musiklehrer Hans Eggert auf. Ein Rekordjahr für den MCE war 1981, im Jahr des 100-jährigen Bestehens. Der Chor Eintracht erreichte die Rekord-Mitgliederzahl von 86 Sängern. Ein weiterer Höhepunkt des Vereins war es, als der „Altmarkzyklus“, ein eigens für das Ensemble gedichtetes und komponiertes Chorstück, im Oktober 1989 zur Uraufführung kam.

Eine Premiere, die zur Tradition wurde, fand im Dezember 1989 statt. Das Weihnachtskonzert in der Marienkirche ist eine feste Größe im kulturellen Kalender der Hansestadt geworden. Nach der Wiedervereinigung ergaben sich erste Kontakte zu Chören in den alten Bundesländern. Insbesondere zum Gifhorner Chor hat sich eine intensive Partnerschaft entwickelt. Seit 1990 ist der MCE Gardelegen wieder Mitglied im Deutschen Sängerbund und 1998 wurde dem Chor durch den Bundespäsidenten Roman Herzog mit der Zelterplakette geehrt. Eine Auszeichnung, die Chöre für ihre 100-jährige Mitgliedschaft zuteil wird. Der zweite Höhepunkt zum 135-jährigen Jubiläum findet zwei Tage später statt. Der Männerchor lädt zum großen Sängertreffen ein. Das öffentliche Konzert mit zahlreichen Chören findet ebenfalls im Schützenhaus statt und beginnt um 14 Uhr. Wie Jaenicke berichtet, seien unter anderem der Frauenchor Engersen, die gemischten Chöre aus Apenburg und Berkau-Bismark, die Männergesangvereine Lüderitz, Letzlingen und Grasleben sowie die Marinekameradschaft Gardelegen zu dem Konzert eingeladen. Mit dabei sein wird auch der Gifhorner Männerchor.

„Es wird ein mehrstündiges Konzert, denn alle Chöre werden eine Kostprobe ihres Könnens geben, unter anderem ist auch eine Mundharmonikagruppe dabei, und natürlich auch wir als Gastgeber. Für musikalische Abwechslung wird zwischendurch der Musikzug Mieste sorgen“, kündigt der Vorsitzende an. In die Zukunft geblickt, teilt der Männerchor Eintracht mit wohl den meisten anderen Freizeitchören landes- und bundesweit das Schicksal des Nachwuchsmangels. „Man kann es auch noch deutlicher sagen. Wir haben das Problem der allmählichen Überalterung. Der Chor hat immerhin noch 38 aktive Sänger, aber unser Altersdurchschnitt liegt bei etwa 65 Jahren. Es sei schwer, meint der Vereinschef, jüngere Leute für das althergebrachte Singen im Chor zu begeistern. Die Abwärtsentwicklung bei den Mitgliedern hat Auswirkungen, an die Außenstehende gar nicht denken. Jaenicke erklärt: „Wie viele andere Chöre auch, haben wir einen Chorleiter, der für seine Arbeit auch bezahlt werden muss. Unser Leiter Hans Eggert kommt aus Bismark zu unseren Proben und Auftritten angereist. Klar, dass er auch dafür einen Obolus erhalten muss. Aber je weniger Mitglieder wir sind, desto mehr steigen die Kosten für den Einzelnen. Da überlegt sich auch mancher, ob er noch weiter bei der Stange bleiben kann oder will.“

Davon abgesehen, sei auch Hans Eggert bereits Jahrgang 1938. Da sei absehbar, dass auch er auf absehbare Zeit nicht mehr als Chorleiter zur Verfügung stehen könne – schon allein wegen der Anfahrtswege. „Für uns bedeutet das, dass wir dann einen neuen Leiter oder auch eine neue Leiterin benötigen“, unterstreicht Jaenicke. Seiner Meinung nach könne das aueine Person mit ausländischen Wurzeln sein. Schließlich gebe es nicht wenige Leute in der Altmark, etwa aus Russland, Bulgarien oder Rumänien, die über eine hochwertige musikalische Ausbildung verfügen. Aber all das, so Jaenicke, sei derzeit noch reine Spekulation.ch eine Person mit ausländischen Wurzeln sein. Schließlich gebe es nicht wenige Leute in der Altmark, etwa aus Russland, Bulgarien oder Rumänien, die über eine hochwertige musikalische Ausbildung verfügen. Aber all das, so Jaenicke, sei derzeit noch reine Spekulation.