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Mieste 86 Granitsteine statt 76 Betondreiecke

Das KZ-Gräberfeld auf dem Miester Friedhof soll saniert werden. Die Kosten werden auf 57.300 Euro geschätzt.

Von Elke Weisbach 30.03.2020, 05:00

Mieste l In jedem Jahr soll eine weitere Begräbnisstätte mit Opfern der Todesmärsche vom April 1945 auf den Friedhöfen der Region saniert werden. Das hat sich der Gardelegener Gedenkstätten-Förderverein auf seine Fahnen geschrieben. In Jävenitz, Wernitz, Berge, Estedt, Breitenfeld und Solpke wurde das bereits umgesetzt. In diesem Jahr ist Mieste an der Reihe. Dort sind, wie Konrad Fuchs, Vorsitzender des Fördervereines, erläutert, 86 Opfer bestattet. Das sei aus sicherer Quelle bekannt. Im Zuge einer Neugestaltung der Anlage zu DDR-Zeiten – wann genau, das konnte laut Fuchs bisher nicht ermittelt werden – wurden ein breiter Mittelweg sowie ein Weg an der Gedenkmauer geschaffen, so dass derzeit nur 76 Gräber, versehen mit einem Beton-dreieck, sichtbar sind. Und diese Dreiecke sind mehr als verschlissen. Der Beton bröckelt. Die rote Farbe, mit denen sie bemalt wurden, blättert stellenweise großflächig ab. Moose und Flechten machen sich breit.

Im Zuge der Sanierung soll nun der Urzustand wieder hergestellt werden. Das heißt, erläutert Fuchs, es entsteht wieder ein großes und in sich geschlossenes Gräberfeld. Der Mittelweg und der Weg an der Mauer werden verschwinden. Es werden neu 86 Granitsteine aufgestellt, die somit wieder an alle dort bestatteten Opfer erinnern. Die Fläche wird mit Kieselsteinen aufgefüllt. Die Gedenkmauer gereinigt und, wenn nötig, restauriert.

Die Gestaltungsfragen wurden im Vorfeld nicht nur mit dem Denkmalschutz, sondern auch mit dem Miester Ortschaftsrat besprochen. Das hatte Ortsbürgermeister Andy Neubauer auch während der jüngsten Sitzung erklärt und sich erfreut gezeigt, dass Ideen des Ortschaftsrates für die Neugestaltung des Gräberfeldes übernommen wurden. Dazu gehört auch die Schaffung einer Fläche zur Ablage von Kränzen, die bisher an der Mauer abgelegt wurden. Nun wird dafür, wie Fuchs erläutert, vor dem Gräberfeld eine Fläche geschaffen, die etwas erhöht angelegt wird und eine besondere Oberfläche erhalten soll. Ebenfalls auf Wunsch des Ortschaftsrates wurde die das Gräberfeld einfassende Hecke in die Sanierung mit aufgenommen. Denn die bestehende Hecke ist mittlerweile ziemlich hoch und sieht schon recht kahl und löchrig aus. Sie wird entfernt. Der Boden wird ausgetauscht. Eine neue Hecke wird mit Säulenwacholder gepflanzt.

Insgesamt sind für die Sanierung der Begräbnisstätte auf dem Miester Friedhof Kosten in Höhe von 57.300 Euro veranschlagt, die bereits als 100-prozentige Förderung beim Land Sachsen-Anhalt beantragt worden sind. Die Bewilligung steht derzeit noch aus, erklärte Fuchs. Dennoch sei es weiterhin das Ziel des Vereines, die neu angelegte Gedenkstätte am zweiten Sonnabend im September zum internationalen Tag der Erinnerung einzuweihen (am 9. September 1945 rief der Berliner Magistrat erstmals den Tag der Opfer des Faschismus aus, der jeweils am zweiten Sonntag im September begangen wird und seit 1990 als Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert – Anmerkung d. Red.). Ob das zu schaffen ist, steht auch aufgrund der aktuellen Corona-Situation noch nicht fest. Aber, so Fuchs, „wir verlieren den Optimismus nicht“.