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Mitgliedermangel Löschgruppe Zichtau akut gefährdet

Akuter Personalmangel - die Zichtauer Löschgruppe ist in ihrem Bestand gefährdet. Der Ortschaftsrat will die Wehr im Ort erhalten.

Von Cornelia Ahlfeld 27.10.2019, 21:00

Zichtau l 2010 sah es in Zichtau noch anders aus. Seinerzeit gehörten 47 Mitglieder zur Zichtauer Feuerwehr, darunter 15 aktive Kameraden – 13 Männer und zwei Frauen, wie der damalige Wehrleiter Rainer Schmidt in der Jahreshauptversammlung im März 2011 bilanzierte. Vier Jahre später reichten die aktiven Mitgliederzahlen schon nicht mehr aus. Die Feuerwehr Zichtau wurde als Löschgruppe der Wiepker Ortswehr zugeordnet. 2019 nun zeigt sich offenbar eine dramatische Situation. Fünf aktive Mitglieder gibt es aktuell. Das reicht nicht einmal aus, um das Löschfahrzeug komplett zu besetzen, denn dafür sollten es sechs aktive Kameraden sein. Das Durchschnittsalter der Einsatzgruppe unter der Leitung von Marco Schulze liegt bei 50 Jahren. Zwei Kameraden, die einst von Wiepke nach Zichtau gezogen waren, wollen wieder zurück nach Wiepke und sich dann wieder der Wiepker Wehr anschließen. Der Zichtauer Löschgruppe droht die Schließung und der Entzug des Löschfahrzeuges.

Aufgrund der prekären Situation war die Löschgruppe Zichtau Hauptthema der Sitzung des Ortschaftsrates im Dorfgemeinschaftshaus. Ortsbürgermeister Lukas Kösterke hatte im Vorfeld „schon einiges an Vorarbeit geleistet“, wie es der 23-Jährige formulierte. Tatsächlich hatte der junge Mann eine unglaubliche Fleißarbeit entwickelt und eine ausführliche Konzeption zum Thema Feuerwehr und Gesellschaft im Allgemeinen und im Speziellen mit Blick auf Zichtau erstellt. Grundaussage: Es müsse gelingen, das hohe öffentliche Ansehen, das freiwillige Feuerwehren besitzen, dazu zu nutzen, neue Mitglieder zu gewinnen, Möglichkeiten zu finden, das Ehrenamt verstärkt zu würdigen, entsprechend zu werben, auch über soziale Netzwerke. Er analysiert verschiedene Bevölkerungsgruppen und kommt zum Schluss, dass es die Jugend sei, die verstärkt angesprochen werden müsse.

Verfasst hat er zudem einen öffentlichen Aufruf zur Rettung der Löschgruppe Zichtau. Die freiwillige Feuerwehr sei aus der Idee der Nachbarschaftshilfe bei Bränden, Unglücksfällen und öffentlichen Notständen geboren und habe eine jahrhundertelange Tradition, heißt es im Aufruf. Es seien in den vergangenen Jahren viele Bemühungen getätigt worden, neue Wege zur Sicherung des Brandschutzes zu gehen. „Dafür braucht es aber auch eine aktive Mitwirkung der Einwohner unserer Ortschaft. Deshalb wende ich mich heute als Ortsbürgermeister mit diesem Aufruf an Sie. Keine Rettung für die Feuerwehr = keine Rettung für Sie“, spricht Kösterke die Zichtauer Einwohner direkt an. Schließlich seien die Kameraden nicht nur gut im Durst löschen, stellte Kösterke klar. Sie retten Leben und seien eine wichtige Stütze der Gesellschaft. Das Ehrenamt sei den Kameraden sehr wichtig, sei für sie eine Herzensangelegenheit.

Kösterke stellte im Ortschaftsrat seine Werbekampagne vor. Dazu gehören neben dem öffentlichen Aufruf und dem Konzept auch Werbeflyer, die als Plakate und als Aufsteller im Ort präsentiert werden sollen. Zuvor hatte Wiepkes Wehrleiter Uwe Schlonsack die dramatische Situation der Zichtauer Löschgruppe noch einmal erläutert. Der Ortschaftsrat war sich einig, dass dringender Handlungsbedarf besteht. „Eine Aufgabe der Feuerwehr ist auch die Unterstützung des kulturellen Dorflebens. Wir bauchen auf jeden Fall die Feuerwehr“, betonte Ortsrätin Gisela Pfeil. „Das Ziel wird auf jeden Fall unterstützt“, betonte Ortsrat Harald Wedler. „Es müssen alle Möglichkeiten zur Mitgliedergewinnung unbedingt genutzt werden“, forderte Schlonsack.

„Den Einwohnern muss es bewusst werden, wie wichtig eine Feuerwehr im Ort ist. Potenzial haben wir ja schließlich“, betonte Kösterke. Denn wenn jetzt nicht gehandelt werde, dann sei es in absehbarer Zeit zu spät, und die Zichtauer Löschgruppe werde aufgelöst. Er selbst geht übrigens mit gutem Beispiel voran. Der 23-Jährige hat in der vorigen Woche seinen Aufnahmeantrag bei Uwe Schlonsack abgegeben. Wenn alle Zustimmungen vorliegen, beginnt er im Mai die 80 Stunden umfassende Grundausbildung zum Feuerwehrmann.