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Nachwuchsbilanz Feuerwehren brauchen Nachwuchs

Weniger als drei Prozent der Einwohner Gardelegens sind aktive Mitglieder in Freiwilligen Feuerwehren. Nachwuchsarbeit ist daher wichtig.

Von Anke Kohl 29.07.2016, 12:00

Gardelegen l Vom Grisu, wie die jüngsten Feuerwehrleute in Jeseritz sich genannt haben, bis zum aktiven Kameraden in einer Freiwilligen Feuerwehr ist es schon ein langer Weg. Wie wichtig die Nachwuchsarbeit der Wehren im Kreisfeuerwehrverband Gardelegen ist, kann Stadtwehrleiter Sven Rasch an zwei Fakten festmachen. „Die Zahl der aktiven Mitglieder in den Gardeleger Feuerwehren ist eindeutig rückläufig. Weniger als drei Prozent der Einwohner sind aktive Kameradinnen oder Kameraden. Und aus den Kinder- beziehungsweise Jugendwehren gehen zwischen 20 und maximal 30 Prozent in den aktiven Feuerwehrdienst über.“ Ein Zahlenspiel, bei dem man sich leicht ausrechnen kann, wann Feuerwehren nicht mehr einsatzbereit sein werden.

Doch es gibt auch gute Nachrichten. Nachrichten, die hoffen lassen, dass auch in zehn Jahren noch Männer und Frauen freiwillig zum Retten, Bergen und Löschen ausrücken, wenn andere in akute Not geraten. 16 Jugendwehren gibt es in den 49 Ortsteilen der Hansestadt. 136 Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren sind darin organisiert. „Das ist der Stand vom 31. Dezember 2015“, sagt Sven Rasch. Ihr Chef, also der Stadtjugendwart, ist Alexander Mattheis aus Berge. Zum gleichen Zeitpunkt 2013 waren es immerhin 155 Mitglieder in den Jugendfeuerwehren. Mit dem 18. Lebensjahr können die Jugendlichen in den aktiven Dienst wechseln.

Sieben Kinderwehren mit insgesamt 83 Mitgliedern stehen auf der Liste von Fachbereichsleiterin Kinderwehren, Anja Baumann, aus Jeseritz. „Die Kinderwehren sind jedoch örtlich nicht starr festgelegt“, erklärt sie. Es gibt Kinderwehren, wie beispielsweise die in Wiepke, in denen auch Mädchen und Jungen aus benachbarten Orten Mitglied sind. Zudem ist die Letzlinger Kinderfeuerwehr als Arbeitsgemeinschaft in der Grundschule angelegt. „Das ist in Letzlingen ein gewachsenes Modell, das gut funktioniert und mit Hans-Jürgen Heiland einen engagierten Feuerwehrmann als Betreuer hat“, erklärt der Gardeleger Stadtwehrleiter.

Mit sechs Jahren, beziehungsweise ab dem Schul- eintritt, können Jungen und Mädchen Mitglied einer Kinderfeuerwehr werden. Spielerisch erleben und erfahren die kleinen Feuerwehrleute, was die großen Kameraden so alles für Aufgaben haben. „Brandschutzerziehung oder Erste Hilfe sind zwei Sachen, die wir mit den Kindern machen“, erzählt Ilona Wolff, Betreuerin der Dannefelder Kinderfeuerwehr. Die ist übrigens im Gardeleger Kreisfeuerwehrverband die älteste Kinderwehr und besteht mittlerweile seit mehr als zehn Jahren, wie Anja Baumann betonte.

„Experimente stehen immer hoch im Kurs“, erzählt Ilona Wolff weiter, „und dann natürlich das Erkunden des Löschfahrzeuges“, fügt sie lächelnd hinzu. „Aber wir dürfen nur angucken und erklären, nicht hantieren mit dem Strahlrohr oder der anderen Ausrüstung im Fahrzeug“, betont Wolff. Das sei dann nämlich nicht über die Feuerschutzkasse versichert, und die Kinder hätten dafür auch Verständnis, wenn man es ihnen erklärt.

Jährliche Highlights für den Nachwuchs sind gemeinsame Reisen, Zeltlager oder Orientierungsmärsche in fremdem Terrain, die der Kreisfeuerwehrverband Gardelegen organisiert. Angefangen vom Dosenspritzen auf dem Waldweg, über einen Slalomparcours, der von drei Kindern in einem Hula-Hoop-Reifen zu absolvieren ist, bis zu Leitergolf – die Kinder haben einige Aufgaben zu bewältigen. Und dabei wollen sie natürlich bestmöglich abschneiden. „Bei den Wissenstesten können sie dann beweisen, wie toll sie gelernt haben, wo der Unterschied zwischen gutem und bösem Feuer ist“, erzählt die Dannefelder Kinderbetreuerin Ilona Wolff.

In der Regel hat jede Kinderwehr einen Betreuer und einen Stellvertreter, sagt Stadtwehrleiter Sven Rasch. Sie alle leisten die Stunden mit den Kindern natürlich ehrenamtlich und auch zusätzlich zu den geforderten mindestens 40 Dienststunden für jeden Kameraden einer Feuerwehr. Es gebe jedoch auch schon Kinderwehren, die fast schon zu groß für eine Gruppe sind, weiß Anja Baumann. „Ein Beispiel: Für eine Gruppe von 20 Kindern sind vier bis fünf Betreuer notwendig. Das ist für eine Ortswehr viel Engagement und Zeit“, sagt Baumann.

Die jüngste Kinderwehr ist die Gardeleger Wehr. Sie wurde im Oktober 2015 gegründet und hat mittlerweile 13 Mitglieder. Anja Baumann würde es sehr begrüßen, wenn auch andere Feuerwehren noch eine Kinderwehr gründen würden. Denn, wie Sven Rasch betont: „Wenn wir für den Nachwuchs erst mit der Jugendfeuerwehr ab zehn Jahren beginnen, dann ist es meist zu spät, weil die Jugendlichen dann andere Hobbys und keine Zeit für die Feuerwehr haben.“