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Personalstand Verwaltung auf dem Prüfstand

Eine straffe Verwaltung mit optimierten Arbeitsplätzen ist das Ziel. Rund 30.000 Euro will die Stadt Gardelegen dafür investieren.

Von Gesine Biermann 25.10.2018, 12:00

Gardelegen l Das Thema ist ebenso sensibel, wie wichtig: Denn davon, wie Menschen in einer Verwaltung miteinander arbeiten, wie sie miteinander reden und wie sie gemeinsam und einzeln ihre Aufgaben bewältigen, hat nicht nur Auswirkungen auf die Verwaltungsmitarbeiter selbst, sondern letztendlich auf alle Bürger. Ein aktuelles Konzept ist auch für Verwaltungen ein guter Leitfaden. Und der soll 2019 in Gardelegen neu gesponnen werden.

Und die Stadt will sich dafür von außen auf die Finger schauen lassen. Eine externe Beratungsgesellschaft soll mit der Erstellung einer „Organisationsbetrachtung und der Konzeption für strategische Maßnahmen“ im Bereich Personalentwicklung in der Verwaltung beauftragt werden.

Professor Dr. Dirk Furchert, Leiter des Sikosa-Studieninstitutes für kommunale Verwaltung, erläuterte nun im jüngsten Hauptausschuss, was das genau bedeutet, und fing dabei gleich mal mit dem Ergebnis an. „Was hinten dabei rauskommt, ist eine solide Bachelorarbeit, die etwa 40 bis 60 Empfehlungen enthält“, machte er klar. Das Konzept solle am Ende der zentrale Hebel sein, den die Verwaltung in den nächsten fünf bis sieben Jahren ansetzen sollte.

Die Fragestellung sei: „Wie können wir die Verwaltung arbeitsfähig erhalten“, auch bezogen auf künftigen Fachkräftemangel. „Der Heldenklau ist nämlich längst in vollem Gange. Kommunen werben sich gegenseitig gute Leute ab.“ Motivation sei deshalb ein wichtiges Thema: Denn nur wenn Mitarbeiter wüssten, wofür sie da sind, würden sie sich auch mit ihrer Verwaltung identifizieren.

In die Erstellung des Konzeptes sollen deshalb alle Mitarbeiter mit einbezogen werden. So werde es zunächst eine zentrale Veranstaltung für alle Verwaltungsangestellten geben, folgen werden Workshops und Interviews. Und dabei geht es auch in die Tiefe. Das Bild des Eisberges sei hier ein guter Vergleich, so Furchert: „Über dem Wasser sieht man nur die äußeren Strukturen. Die Hebelwirkung liegt aber viel tiefer.“ Zumeist könnten die Mitarbeiter eines Bereiches gut zusammenarbeiten. Die Antwort auf die Frage, ob die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen auch so gut laufe, höre sich aber meist weniger gut an.

Deshalb steht im kommenden Jahr auch nicht nur die Organisationsstruktur im Allgemeinen auf dem Prüfstand. Beleuchtet werden soll laut Beschlussvorlage auch der Stand der Mitarbeiter, deren Kompetenzen, Fähigkeiten, ihr Wissen, ihre Aufgaben oder ihre Motivation. Ebenso wird aber auch die Führung und ihr System in die Überprüfung einbezogen.

„Wo man schwer herankommt, ist die Art und Weise, wie Mitarbeiter zusammenarbeiten.“ Hier gebe es aber sehr viele Ansätze. Furchert: „Wir versuchen, ein Stück weit zu bohren. Es ist aber kein dünnes Brett.“

Mitarbeiterfragebogen, die anonym in eine Box eingeworfen werden können, sollen den Verwaltungsangestellten zudem die Möglichkeit geben, auf Schwachstellen hinzuweisen, ohne dass sie dies öffentlich tun müssen. Einer solchen Befragung müsse der Personalrat zwar zustimmen. „Das wäre dann aber die erste Kommune, bei der ich das nicht machen darf.“ Denn schließlich solle am Ende ja auch eine „ehrliche Analyse“ herauskommen, betonte Furchert im Gespräch mit der Volksstimme. Eine solche zu beauftragen, sei deshalb auch ein sehr mutiger Schritt.

„Wir kommen aber nicht, um irgendwelche Wunden aufzureißen.“ Angst haben müsse niemand, auch nicht vor möglichen „kw-Stellen“, die Stadtrat Peter Wiechmann (SPD-Fraktion) im Hauptausschuss hinterfragte. „Sogenannte kw, also künftig wegfallende Stellen“, könnten meist anderweitig aufgefangen werden, betonte Furchert. Einen „deutlich erhöhten Personalbestand“ habe er zudem erst einmal in seiner Laufbahn erlebt.

„Unser Anliegen ist es, Defizite zu benennen und Möglichkeiten aufzuzeigen“, so Furchert. Alles weitere müsse die Verwaltung entscheiden.