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Pflanzaktion Laubbäume gegen Kahlschlag

Die gefräßige Kiefernbuschhornblattwespe hinterließ Kahlschlag im Raum Gardelegen. Ein betroffenes Gebiet wurde nun wieder aufgeforstet.

Von Dan Tebel 02.12.2016, 18:57

Ipse l Um den Waldbestand in Sachsen-Anhalt ist es seit einigen Jahren nicht gut bestellt. Der Laubholzbockkäfer dezimiert den Baumbestand im Magdeburger Raum, der Eichenprozessionsspinner frisst sich schon lange durch die Altmark. Und letztendlich ist auch die Kiefernbuschhornblattwespe ein gefährlicher Forstschädling, der sich vor einigen Monaten massenhaft durch Kiefern im Raum Gardelegen fraß. Die Konsequenzen: Pestizide oder Kahlschlag – so wie im Ipser Forst. Bekämpfung und Aufforstung sind teuer, gerade für Kleinprivatwaldbesitzer.

„Die Situation durch den Befall des Schädlings hier im Revier Jerchel ist ein eindeutiges Signal, auch in Kleinprivatwäldern waldbaulich zu reagieren“, sagte Robert Klose von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, dem Initiator des Projektes. Gemeinsam mit dem Landeszentrum Wald, dem Betreuungsforstamt Letzlingen und der regionalen Arbeitsgruppe des PEFC (Abkürzung für ein internationales Waldzertifizierungssystem) setzt der Verein ein Zeichen für Nachhaltigkeit durch Wiederaufforstung.

Insgesamt wurden auf einem 0,8 Hektar großen und kahlen Privatwaldstück, 0,4 Hektar der Fläche mit 2500 Roteichen, 100 Birken, 100 Rubinien und 50 Sanddornsträucher bepflanzt. Die Pflanzen stammen aus einer regionalen Baumschule und wurden von der Firma bereits größtenteils eingepflanzt.

Die restlichen zarten Pflanzen wurden am Freitagmorgen unter Mithilfe von sieben Schülern der Förderschule Gardelegen in den Boden gesetzt. „Die Kinder sind in der Arbeitsgemeinschaft Waldfuchs sehr engagiert und auch mit Revierförstern oft im Wald unterwegs“, sagte Klassenleiterin Dagmar Katenberg.

Lutz Meyer, stellvertretender Betriebsleiter vom Landeszentrum Wald, würdigte die Aktion und lobte die schnelle Bekämpfung sowie anschließende Hilfe des Ministeriums. „Das Land wird weiterhin unterstützen“, sagte Bernhard Daldrup. „Wir können Partner nicht mit dem Problem allein lassen“, ergänzte Bernd Dorst vom Landesforstbetrieb.

Gleichzeitig mahnte Meyer allerdings an, dass die Kiefer und ihre regionale Bedeutung nicht vergessen werden darf, auch wenn auf dem Waldstück überwiegend Eichen verpflanzt wurden.

Revierleiterin Katalin Brattig gab aber Entwarnung. „Wir haben auf der gesamten Fläche nur 0,4 Hektar und damit die Hälfte bepflanzt. Beim restlichen Grundstück setzen wir auf Naturverjüngung, also auch auf Samen der noch beständigen Kiefern“, sagte sie. Die Birken und Rubinien könne man in etwa in zehn Jahren begutachten, erläuterte Katalin Brattig. Und warum Sanddorn? Der spielt dabei eine andere Rolle: „Damit wollen wir die Menschen in die Wälder locken. Das ist schon eher etwas für den Gaumen,“ meinte sie schmunzelnd. Vielleicht könnte der Sanddorn in fünf Jahren schon in ausreichenden Mengen für eine Kostprobe geerntet werden.

Die im September ernannte Waldkönigin Maria Dolge aus Halberstadt ließ es sich ebenfalls nicht nehmen, den Jungpflanzen einen Gruß mit auf den Weg zu geben und sie zum Wachsen zu animieren.

Abgeschlossen wird das Projekt in den nächsten Wochen mit einer Bezäunung um das Grundstück. Insgesamt ist mit Kosten von mehr als 2000 Euro zu rechnen. Das gemeinsame Projekt fand erstmalig, aber laut Klose nicht zum letzten Mal statt. „In anderen Revieren mit starkem Befall ist das auch erforderlich“, sagte er.

Zuletzt wurde die Kiefernbuschornblattwespe im September auf einer Fläche von 400 Hektar mit Pestiziden aus der Luft bekämpft (Volksstimme berichtete). Allein an einer befallenen Kiefer in einem Waldstück bei Jerchel wurden im September 12 000 Raupen gezählt. Bereits 2010 mussten 120 Hektar im Revier Jerchel nach starkem Befall zwangsgerodet werden.