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Pilotprojekt Eine Platte mit ganz besonderem Charme

Der 35 Jahre alte Plattenbau an der Straße der Freundschaft 10-12 wird künftig zur begehrten Wohnadresse in Gardelegen.

Von Cornelia Ahlfeld 15.07.2017, 03:00

Gardelegen l Derzeit ist es noch eine einzige Baustelle. Überall wird gearbeitet, gebohrt, geklopft und gehämmert. Mehrere Gewerke sind vor Ort. Aber schon jetzt ist erkennbar, dass die Wohnungen im 35 Jahre alten WBS-70-Block an der Straße der Freundschaft 10-12 einen ganz eigenen Charme haben werden. Obwohl einst genormt im sozialistischen Wohnungsbau, wird künftig jede Wohnung anders sein mit besonderen Ecken, anderen Raumformen und Balkonen, die übereck angeordnet sind. Einige Wohnungen haben nach amerikanischem Vorbild eine offene Küche mit angrenzendem Wohnraum, andere Wohnungen verfügen über großzügige Bäder oder haben einen Abstellraum, ein Schlafzimmer mit Schranknische, die man sogar als begehbaren Kleiderschrank ausbauen kann.

Dieser Komplettumbau in einem Gesamtvolumen von 4,8 Millionen Euro wurde im Rahmen eines einmaligen Pilotprojektes des Landes mit dem Titel „Demografische Sanierung – Straße der Freundschaft 10-12 in Gardelegen“ in Angriff genommen. Das Land unterstützt dieses Vorhaben mit einem Zuschuss von 800.000 Euro. Ohne diese Förderung hätte die Gardeleger Wohnungsbaugesellschaft, Eigentümerin des Gebäudes, dieses Bauprojekt vermutlich nicht in Angriff genommen.

Auch zeitlich eine große Herausforderung, denn begonnen wurde bereits Ende August 2014. Damals stellte Wobau-Geschäftsführer Wolfgang Oelze die Pläne erstmals im Bauausschuss vor. Im Sommer des vorigen Jahres ging es dann richtig los. Und ganz am Anfang stand der Anbau von Fahrstühlen an allen drei Hauseingängen. Verbunden damit war eine komplette Erneuerung der Treppenhäuser. Gut ein Jahr ist seitdem vergangen. Zeit für einen Baustellenrundgang mit Wolfgang Oelze. Und der Bau liege ganz gut im Plan. „Wir haben nur einen ganz geringen Zeitverzug. Ich hoffe, dass Ende diesen Jahres der Aufgang Nummer 12 fertig ist“, so Oelze.

Von den 72 Wohnungen sind 45 komplett leer gezogen. Etliche Mieter sind im Block geblieben. „Die werden dann in die Nummer 12 einziehen, wenn der Aufgang fertig ist“, so Oelze. Der Schwerpunkt liege derzeit beim Innenausbau. „Die Wohnungen werden komplett entkernt. Es wird alles neu gemacht“, erläuterte Oelze. Ursprünglich sollten die Wohnungen in den beiden unteren Etagen weitestgehend so belassen werden. Das sei aber nicht möglich gewesen. Ein vorher nicht geplanter Mehraufwand.

In den beiden unteren Etagen werden, wie auch geplant, die Wohnungszuschnitte nicht verändert. Dort wird es auch künftig Einraum- und Anderthalb-Raumwohnungen geben. In der dritten, vierten und fünften Etage werden aus vier Wohnungen drei Wohnungen und in der sechsten Etage aus vier Wohnungen zwei Wohnungen entstehen. Und diese Änderung der Wohnungsgrößen bringen die eingangs erwähnten Besonderheiten. Besonders attraktiv werden die Wohnungen in den oberen Etagen sein, vor allem im sechsten Stock. Dort wohnt man künftig über den Dächern der Stadt in Wohnungen mit 70 bis 75 Quadratmetern – mit den Fahrstühlen gut erreichbar auch für ältere oder gehbehinderte Menschen. Lukrativ dürfte für die Bewohner auch die Miete sein. Denn der Quadratmetermietpreis in diesem dann komplett neuem Haus liegt in den ersten fünf Jahren bei 4,50 Euro (Kaltmiete), danach bei 5 Euro.

Die meisten der Alt-Mieter wollen nach Abschluss der Sanierung – Ende 2018 soll alles fertig sein – wieder einziehen. Die Wobau führe schon eine Warteliste, so Oelze. Kein Wunder, denn dieser einst richtig hässliche WBS-70-Block wird mit Sicherheit künftig zu einer der begehrtesten Wohnadressen in Gardelegen gehören – zentrumsnah mit dem Wall vor der Haustür.