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Poesiealben „Erinnerungen hat man im Herzen“

Die Volksstimme-Leserin Annette Elfriede Sokolowski besuchte die Redaktion, um ihre vier Poesiealben aus vier Generationen zu zeigen.

Von Leonie Dreier 14.03.2020, 03:00

Gardelegen l „Ich interessiere mich sehr für meine Familiengeschichte und ich möchte meine Erinnerungen aufrecht erhalten“, erzählte Annette Elfriede Sokolowski, als sie jüngst die Volksstimme-Redaktion in Gardelegen besuchte. Und sie kam nicht mir leeren Händen. Sie hatte vier Poesiealben mitgebracht. „Meine Mutter starb sehr früh, als ich 17 Jahre alt war. Meine Oma lernte ich im hohen Alter kennen“, führte sie weiter aus. So habe man Erinnerungen im Herzen, meinte sie.

Das älteste Poesiealbum stammt von ihrer Oma Anna Else Packebusch. Sie lebte von 1899 bis 1976 und führte von 1912 bis 1913 ihr Poesiealbum. Der Pfarrer, Mitkonfirmanden, Lehrer, Verwandte und Freundinnen zählten zu den Eintragenden. Lediglich auf einer Seite ist ein Herz gemalt. Sonst sind die Seiten unverziert.

Sokolowskis Mutter Elfriede Else Anna Szugnatis wurde 1922 geboren und starb 1982. Sie pflegte ihr Poesiealbum von 1936 bis 1940. Der erste Eintrag stammte von ihrem Vater. Weitere Einträge kamen von Geschwistern, Verwandten, Lehrern und von Pfarrer Franz aus Gardelegen. Er schrieb am 5. Februar 1937: „Selig sind die, die das Wort Gottes hören und bewahren.“ Auffällig ist, dass das Poesiealbum selten Verzierungen aufweist. „Damals war ja Krieg“, begründete Sokolowski .

Die 55-Jährige selbst führte ihre Poesiealbum von 1977 bis 1997. Mit dem farbenfrohen Einband setzt sich das Album von den beiden anderen ab. „Meine Mutter schrieb leider nicht hinein“, bedauerte sie. Ihre Freundin Silvia, mit der sie jetzt noch in Kontakt steht, schrieb 1977 in ihr Album: „Wenn du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden, nicht jedem Menschen auf der Welt ist dieses große Glück beschieden.“

„Lehrer, die mir was bedeutet haben, durften auch hineinschreiben“, erzählte sie. Ihr Album ist mit vielen Lack- und Kaugummibildern verziert. „Einige haben auch Passbilder zu ihren Einträgen hinzugefügt“, sagte sie und zeigte das Bild ihrer Mutter aus dem Jahr 1917. Obwohl sie nicht in Sokolowskis Album schrieb, bewahrt die Tochter das Bild in diesem Büchlein auf.

Doch wie kam sie auf die Idee, ein Poesiealbum zu führen? „Ich hab das von meiner Oma gesehen und musste das auch haben“, antwortete sie lächelnd.

Das letzte Poesiealbum, das sie mitgebracht hatte, gehört ihrer 31-jährigen Tochter Elfi Anna. Sie führte ihr Album von 1997 bis 2006. Der erste Eintrag stammt von ihrer Freundin Katja. Da ihre Tochter ein Pferdefreund sei und heute noch reiten würde, schenkte Sokolowski ihrer Tochter ein Poesiealbum mit einem Pferd auf dem Einband. „Auch bei meiner Tochter war das Poesiealbum in der Schulzeit modern“, erzählte sie.

„Ich denke, dass auch meine eineinhalbjährige Enkeltochter später mal von mir oder ihrer Mutter ein Poesiealbum geschenkt bekommt“, blickte sie in die Zukunft. So werden Traditionen aufrechterhalten.