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Polizei Mal reinschnuppern am Tatort

Wie arbeitet die Polizei? Die Volksstimme begleitete einen jungen Mann beim Schülerpraktikum im Gardeleger Revierkommissariat.

Von Gesine Biermann 25.03.2018, 01:00

Gardelegen l Ein bisschen Zeit hat er zwar noch, bis er sich wirklich entscheiden muss. Was er später mal machen will, weiß Marvin Blume allerdings schon ziemlich genau. Nach seinem Schulabschluss will der Neuntklässler „entweder zur Bundeswehr oder zur Polizei gehen“, sagt er ohne zu zögern. Und in dieser Woche hatte der Schüler der Gardeleger Karl-Marx-Sekundarschule nun sogar schon mal die Möglichkeit, sich etwas genauer bei der Polizei umzusehen. Im Rahmen des diesjährigen Schülerpraktikums durfte Marvin nämlich schon mal reinschnuppern bei den Beamten.

Dass er damit sogar schon eine erste Hürde genommen hat, macht Polizeioberkommissar Henry Rosner klar: „Wer bei uns ein Praktikum machen will, muss vorher erst einmal eine kleine Bewerbung schreiben. Und wir gucken dann, ob es passt.“

Einen guten Eindruck muss Marvin also schon mal hinterlassen haben. Und auch an diesem Tag ist er absolut bei der Sache. Das überrascht allerdings nicht, denn die Beamten in Gardelegen nehmen das Interesse der jungen Leute sehr ernst und bieten ein absolut spannendes Praktikum.

Heute darf Marvin zum Beispiel mal in die Arbeit der Kriminalisten hineinschnuppern. Spuren sichern, heißt das große Thema. Ein fast echter Tatort wartet schon auf Marvin. „Das Zimmer meines Kollegen muss ich nachher allerdings wieder aufräumen“, sagt Henry Rosner schmunzelnd. Aber der Regionalbereichsbeamte, der Marvin an diesem Tag betreut, hat dafür auch echte „Einbruchs“Arbeit geleistet. Im Dienstzimmer liegt alles kreuz und quer verstreut, Geld, Taschen, Einbruchswerkzeug, alle Schränke und ein Fenster stehen offen. Eine gute Möglichkeit für Marvin, gleich mal auszuprobieren, wie vor Ort Fingerabdrücke gesichert werden. Rosner zeigt ihm, wie Pinsel und Pulver richtig angewendet werden. Zudem müssen jede Menge Fotos gemacht werden, auch von den Schuheindrücken im Kiesbett, die anschließend gesichert werden. „Ist mein Abdruck“, verrät Rosner augenzwinkernd. Klar, er war ja auch der „Einbrecher“...

Als Polizist erklärt er Marvin dann, aus welchem Winkel er fotografieren muss, um ein aussagekräftiges Foto zu machen. Anschließend gibt es eine kleine Einführung in die Auswertung solcher Spuren. Denn ein Gipsabdruck verrät längst nicht nur die Schuhgröße des möglichen Täters, sondern auch so manches über seine Art zu laufen. Sehr spannend, findet Marvin, der aufmerksam zuhört. Aber Rosner ist auch ehrlich zu ihm: „Im Krimi im Fernsehen geht natürlich alles schneller“, macht er klar. Echte Ermittlungsarbeit sei aufwändig und müsse sehr gewissenhaft gemacht werden. Das kann Marvin nachvollziehen.

Aber für den Neuntklässler steht ohnehin schon fest, dass er später wohl lieber auf Streife gehen würde. Zwei Tage lang durfte er in dieser Woche nämlich Henry Rosners Kollegen schon im direkten Einsatzdienst begleiten, „bei der Aufnahme nach einem Autounfall und zwei allgemeinen Fahrzeugkontrollen war ich dabei. Und zwei Strafzettel wegen abgelaufenem TÜV haben wir verteilt“, erzählt er. Vorstellen könnte er sich aber auch, später als Diensthundeführer zu arbeiten. „Da durfte ich beim Training zusehen.“

Welche Voraussetzungen er überhaupt mitbringen muss, erfährt er schließlich noch von Henry Rosner, nämlich einen guten Realschulabschluss eine gute körperliche Verfassung und eine weiße Weste – strafrechtlich gesehen.

Und die hat Marvin natürlich. Die Fingerabdrücke, die er sich an diesem Tag noch freiwillig von Henry Rosner abnehmen lässt, um auch das mal auszuprobieren, wandern deshalb auch gleich danach durch den Schredder.